Erstmals eine Frau an der Spitze

Berner Reformierte wählen Judith Pörksen Roder zur Präsidentin

Die Wahl sei ein Zeichen der Wertschätzung für alle Frauen, die sich ehrenamtlich in der reformierten Kirche engagieren, sagte Judith Pörksen Roder nach ihrer Wahl zur Synodalratspräsidentin. Sie will unter anderem die Digitalisierung forcieren.
Judith Pörksen Roder (Bild: refbejuso.ch)

Judith Pörksen Roder ist die erste Frau an der Spitze der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Die 57-jährige Berner Theologin gewann am Dienstag die Kampfwahl ums Synodalratspräsidium. Pörksen setzte sich in der Synode – dem Kirchenparlament – gegen den amtierenden Bieler Gemeinderat Cédric Némitz durch. Judith Pörksen erhielt 108 Stimmen, Némitz 70.

Die Nachfolgerin des langjährigen Synodalratspräsidenten Andreas Zeller (er übte das Amt von 2007 bis heute aus) studierte einst Theologie in Tübingen, Berlin und Bern, war von 1994 bis 2008 Pfarrerin in Bern-Bümpliz und bis vor einem Jahr Leiterin der Fachstelle Gemeindeleben der reformierten Gesamtkirchgemeinde Bern.

«Ich möchte eine Präsidentin für alle sein»

Judith Pörksen interpretiert ihre Wahl als ein Zeichen für eine «Kirche, die sich bewegt». Insbesondere werde damit auch das grosse Engagement der Frauen in der Kirche wertgeschätzt. Sie wolle eine Präsidentin für alle sein, für Frauen wie Männer, für jede Person, welche die Kirche mitträgt, sagte sie in ihrer Antrittsrede vor den Delegierten an der Sommersynode.

Gegenüber dem «Regionaljournal Bern Freiburg Wallis» sagte Judith Pörksen, sie sei interessiert an neuen, innovativen Projekten in den Kirchgemeinden und wolle diese fördern. Die Kirche müsse auch bei der Digitalisierung vorwärts machen, um nicht abgehängt zu werden. «Da sind wir im Corona-Lockdown schon ziemlich vorangekommen mit Livestream-Gottesdiensten und so weiter.» Aber man habe da sicher noch Handlungsbedarf, auch in den Sozialen Medien. Auch in der Politik wolle man weiter die Stimme erheben: «Wir wollen als Kirche klar Stellung beziehen, wie zum Beispiel jüngst beim Klimaschutz.»

«Sozialdiakonie kann etwas anderes bieten als staatliche Sozialwerke»

Zum drohenden Bedeutungsverlust sagte sie im Interview mit «reformiert.»: «Die Öffentlichkeit muss wissen, was die Landeskirchen für die Gesellschaft leisten. Dass Sozialdiakonie, für die wir das Geld bekommen, etwas anderes bieten kann als staatliche Sozialwerke. Wir kümmern uns, neben den Grundbedürfnissen, auch um die seelische Aufrichtung des Menschen.»

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Datum: 19.08.2020
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet / Ref.ch / reformiert.info / SRF

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