Für «Leben und Glauben» eine Wende zum Besseren?
Die Herausgeber, die Badener CAT Medien AG, begründen den Entscheid mit dem geänderten Verhältnis der Gesellschaft zur Kirche. In der Mitteilung an die Leser und Abonnenten schreiben sie wörtlich: «Heute werden Begriffe wie 'Glauben' und 'gläubig' im säkularen Umfeld allzu rasch mit 'frömmlerisch' oder gar 'sektiererisch' oder 'fundamentalistisch' gleichgesetzt.» Wer vom Glauben spreche, dem werde schnell eine Bekehrungsabsicht unterstellt. «Und das wollte und will die Zeitschrift nicht; wir möchten uns davon ganz klar abgrenzen.»
Die Abgrenzung jedenfalls ist mit dem Entscheid erfolgt. Wenn «Leben und Glauben» in den letzten Jahrzehnten einen missionarischen Anschein erweckt haben sollte – der «Doppelpunkt» wird es bestimmt nicht tun. Er wird jeden Anschein frömmlerischer Enge und sektiererischer Eigenart vermeiden.
Und so soll gelingen, was mit der katholischen Schwester-Zeitschrift «Sonntag» klappte: Ihre Leserschaft konnte innert zweieinhalb Jahren um 16 Prozent auf 101'000 LeserInnen gesteigert werden, während jene von «Leben und Glauben» bei 55'000 stagnierte. Das Kalkül der Herausgeber: Leser, die ein Heft mit diesem – offensichtlich altmodischen – Titel nie in die Hand nehmen, werden zum «Doppelpunkt» greifen. Die «Einstiegshürde» werde beseitigt, während Inhalt und Ausrichtung gleich blieben.
Geht diese Marketing-Strategie der «Marktführerin der christlichen Verlage in der Schweiz» (Selbstbezeichnung) auf? Von der Kirche ist gesagt worden, dass sie demissioniert, wenn sie nicht missioniert. Und dass sie in der Gefahr steht, sich selbst zu säkularisieren, auf das Ureigene zu verzichten und vom Glauben nur noch das auszusagen, was bei diesseitsfixierten Menschen durchgeht.
Nun ist das Wochenmagazin nicht die Kirche (die Herausgeber betonen auch, dass sie ohne jegliche Subventionen auskommen). Mit der Namensänderung markieren sie jedoch Distanz zur Aufgabe der Kirche, als ob es nicht mehr der Mühe wert wäre, weiter für den christlichen Glauben zu werben.
Wie viel wert, wie überzeugend aber ist ein Glaube, dem aus Rücksicht auf säkulare Empfindlichkeiten der Titel verwehrt wird? Welcher Glaube wird im Heft drin zu finden sein, wenn Glaube nicht mehr draufsteht? Der Doppelpunkt lässt es – offen.
Datum: 15.02.2013
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet