Wer wird neuer Kirchenratspräsident?
Ziemlich sicher wird nicht mehr eine Frau das Aargauer Kirchenschiff steuern, denn am öffentlichen Hearing im Aarauer Grossratssaal stellten sich am 2. Mai 2012 vier Kandidaten vor, allesamt Theologen: Martin Keller, Kirchenrat und Pfarrer der Kirchgemeinde Buchs-Rohr, Christoph Ramstein, Dekan und Pfarrer in Lausen BL, Christoph Weber-Berg, Pfarrer und Dozent für Wirtschaftsethik, und Philippe Woodtli, Pfarrer und Geschäftsführer des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK).
Das Erreichte ins Trockene bringen
Gemeinsam war allen vier Kandidaten, dass sie sich für eine Konsolidierung und für Kontinuität in der Aargauer Kirche aussprachen. Denn in den letzten neun Jahren hatte Präsidentin Claudia Bandixen ein hohes Reformtempo eingeschlagen und zahlreiche Projekte und Reformen verwirklicht. Nun übernimmt sie die Leitung von «mission 21». Die Kandidaten spürten offenkundig den Wunsch, die Kirche in ein etwas ruhigeres Fahrwasser zu führen. Philippe Woodtli möchte im Haus der Landeskirche für «mehr Prozesssicherheit» sorgen. Christoph Ramstein plädierte dafür, «ins Trockene zu bringen», was aufgebaut wurde und den Kirchgemeinden zu zeigen, dass man sie ernst nimmt. Martin Keller sprach sich für Beziehungsarbeit und einen guten Kontakt zur kirchlichen Basis aus. Christoph Weber-Berg möchte eine Kirche, die den Menschen nahe steht, aber auch präsent in der Gesellschaft ist und gute Kontakte zu Politik und Wirtschaft unterhält.
Für grössere Vielfalt an Glaubenskursen
Das Hearing bot daher auch wenig neue Vorschläge, wie sich die Kirche weiterentwickeln könnte, und die Kandidaten vermieden es, zuviel Profil zu zeigen. Eine Ausnahme machte Dekan Christoph Ramstein, der zuvor erklären musste, weshalb er als Basellandschäftler für das Amt kandidiere. Er habe zahlreiche Kontakte in den Aargau, begründete er. Ideen für die Förderung des kirchlichen Lebens präsentierte er aber erst, nachdem ihn eine kritische Zuhörerfrage dazu herausforderte. Laut Ramstein braucht die Landeskirche mehr Glaubenskurse und besonders eine grössere Vielfalt von solchen Kursen, die den jeweiligen Realitäten gerecht werden. Ebenso plädierte er nebst dem traditionellen für mehr neues, modernes Liedgut. Gemäss dem Vorbild der anglikanischen Kirche sprach sich Ramstein auch für eine verstärkte Zielgruppenarbeit in der Landeskirche aus.
Am 6. Juni wird die Synode der Aargauer Kirche ihre Wahl treffen.
Webseite:
Reformierte Landeskirche Aargau
Datum: 05.05.2012
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet