Auch Adoptivkinder sind glückliche Kinder
Eine schwedische Studie aus dem Jahre 2002 ergab, dass Adoptivkinder, die aus anderen Ländern stammten, ein bis zu viermal höheres Risiko hatten, an psychischen Krankheiten zu leiden und fünf Mal eher drogensüchtig wurden. Eine Studie in Dänemark dagegen fand keine Auffälligkeiten. In der Schweiz werden im Durchschnitt 500 Kinder pro Jahr adoptiert. Nun liegt erstmals eine Studie über das Wohlbefinden von Adoptivkindern im Kanton Zürich vor.
Forscher um die Sozialpädagogen Thomas Gabriel und Samuel Keller von der Zürcher Hochschule für Soziale Arbeit (ZHAW) haben deren Wohlbefinden in ihrem neuen Zuhause untersucht. Der Tages-Anzeiger vom 10. März 2012 berichtete darüber. Die sogenannte Zürcher Adoptionsstudie hatte die Bildungsdirektion des Kantons Zürich in Auftrag gegeben, die für Adoptionen zuständig ist. Untersucht wurden 256 von 241 Kindern, die zwischen 2003 und 2009 im Kanton Zürich adoptiert worden sind. Die Autoren präsentierten ihre Studie letzte Woche an einer nationalen Fachtagung.
Herkunftsland hat keinen Einfluss
Demnach unterscheiden sich die Adoptivkinder in ihrem emotionalen und sozialen Befinden praktisch nicht von anderen Schweizer Kindern. In einigen Aspekten geht es Adoptivkindern sogar besser, vor allem wenn sie klein sind: So hatten die bis fünfjährigen Adoptivkinder im Durchschnitt weniger Ängste und auch weniger körperliche Beschwerden als die anderen Kinder. Und adoptierte Kinder im Alter zwischen 5 und 18 Jahren zeigten sich weniger emotional abweisend. Sie litten gleich oft an Schlafproblemen wie leibliche Kinder und waren auch im Themenkomplex «aggressives Verhalten» nicht auffällig. Das einzige Problem betrifft Aufmerksamkeitsdefizite: Die älteren Adoptivkinder zeigten diese öfter als «normale» Kinder. Jedoch ist diese Abweichung laut Gabriel auf wenige Kinder beschränkt.
Die Autoren zeigten sich «angesichts der internationalen Forschungslage vom positiven Resultat überrascht. Die in Zürich untersuchten Adoptivkinder waren allerdings erst maximal sechs Jahre in ihren neuen Familien, nur wenige waren bereits in der Pubertät. «Man weiss, dass in der ersten Phase ein ‹Honeymoon›-Effekt die Wahrnehmung beeinflusst», erklärte Thomas Gabriel dazu. Deshalb will er «die Resultate noch mit Vorsicht zu interpretieren.» Die Erhebung wird daher mit der Child Behavior Checklist 2014 nochmals wiederholt. Zudem möchten die Forscher die Studie noch weiter verlängern, um die Kinder bis über die Pubertät hinaus begleiten zu können.
Bücher zum Thema Adoption:
Wunderkinder - Wie wir doch noch eine Familie werden
Du bis wertvoll, Jaqueline! - Romanbiographie
Datum: 17.03.2012
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet