Behörden beobachteten Islamischen Zentralrat
Anlass für die Beobachtung des Vereins war, dass dessen Mitglieder «bereits früher durch Aktivitäten im islamistischen Umfeld oder durch Verbindungen in dieses Umfeld aufgefallen waren», heisst es in einem NDB-Bericht, aus dem die Sonntagszeitung zitiert.
Die Kantone seien im Mai 2010 angewiesen worden, den vom Bieler Konvertiten Nicolas Blancho präsidierten IZRS «an öffentlich und allgemein zugänglichen Orten» zu beobachten. Das sogenannte Prüfverfahren des Nachrichtendienstes wurde Anfang Mai eingestellt. Das heisst, dass Blanchos Verein nicht auf die vertrauliche Beobachtungsliste mit Organisationen gesetzt wird, welche die innere oder äussere Sicherheit der Schweiz potenziell gefährden.
Die Frage, ob sich radikale Gotteskrieger im Umfeld des IZRS konspirativ vernetzen und ob für den «heiligen Krieg» rekrutiert werde, konnte der NDB nicht klären: «Da diese Kreise es vorziehen, verdeckt zu agieren, sind allfällige Aktivitäten äusserst schwer zu identifizieren», heisst es im Bericht. Laut NDB-Vizedirektor Jürg Bühler gebe es immer noch Risiken: «Es besteht die Gefahr, dass Personen, die auf der Identitätssuche sind im Umfeld solcher Organisationen radikalisiert werden.»
Ungereimtes zur Finanzierung
Der Nachrichtendienst geht davon aus, dass der Zentralrat von salafistischen Organisationen im Ausland finanziert wird. Die Rede ist auch von Saudi-Arabien. Der IZRS weist in einem Communiqué von Sonntag die «Behauptungen des Nachrichtendienstes des Bundes» zurück, wonach er «aus saudischen Quellen, zumal salafitischen Organisationen» finanziert werde. Der Islamische Zentralrat finanziere sich im Inland durch Mitgliederbeiträge, Gönnerbeiträge und Spenden.
Prekär scheinen die finanziellen Verhältnisse des IZRS allerdings nicht zu sein, schreibt die Sonntagszeitung weiter. Im Februar habe der Verein eine Jahreskonferenz durchgeführt, die 120.000 Franken kostete. Sein Geschäftssitz befindet sich in Büros im Zentrum Berns. Der Verein übernehme Verfahrenskosten seiner Mitglieder wie im Fall eines Offiziers, der von der Armee als Sicherheitsrisiko eingestuft wurde. Und man leistet sich einen eigenen Wagen: Einen Jaguar X-Type. IZRS-Sprecher Qaasim Illi gegenüber der Sonntagszeitung: «Der Jaguar trinkt zwar etwas viel, aber das Fahrfeeling ist top.»
Islam-Prediger offenbar zurückgewiesen
Ein Verein «Islamische Jugend Schweiz» (VIJS) meldete am Sonntag, dass der deutsche Islam-Prediger Abu Jibril auf dem Düsseldorfer Flughafen vom deutschen Bundesgrenzschutz nahe gelegt worden sei, nicht in die Schweiz zu reisen. Demnach hätte der deutsche Prediger das Flugzeug ohne Weiteres besteigen können, wäre aber gemäss den Angaben der deutschen Polizisten in der Schweiz vorübergehend festgehalten und danach wieder nach Düsseldorf zurückgeschickt worden.
Offenbar liege eine Einreisesperre des Bundes gegen den Deutschen vor. Der Bund bestätigte gegenüber dem VIJS diesen Sachverhalt bislang nicht. Auch über die Hintergründe gebe es keine verlässlichen Informationen.
Aufruf zum zivilen Ungehorsam
Jibril hätte an einem Seminar des VIJS auftreten sollen. In der Region Luzern erhielt der Verein jedoch von drei Veranstaltern Absagen. Diese stellen dem Verein ihre Räume nicht zur Verfügung. Florim Ibrahim Steiner, VIJS-Generalsekretär und Mitorganisator der Tagung in Luzern, bestätigt die Absagen gegenüber dem Sonntagsblatt «Zentralschweiz am Sonntag». Das Seminar fand nun im Luzerner Bahnhofbuffet statt.
Dort rief IZRS-Präsdient Nicolas Blanchos die rund 150 Teilnehmer am Seminar auf, mit Aktionen des zivilen Ungehorsams gegen Islamophobie anzukämpfen. Blancho: «Heute werden wir Zeugen eines neuen Verbrechens gegen die Menschlichkeit: Islamophobie und Rassismus sind ein Verbrechen gegen die Menschheit.» Blancho bereitete gemäss der VIJS-Homepage seine Zuhörerschaft auf «noch härtere Zeiten» vor.
Buchhinweis:
Mark A. Gabriel: «Swislam» - Buch zum Islam in der Schweiz
Datum: 28.06.2011
Quelle: Kipa