Wie fromm muss ein EDU-Politiker sein?

Im Berner Oberland gegründet, insistiert die EDU auf traditionellen Werten.
Hans Moser, Parteipräsident der EDU.
Gibt gern Gas: Parteisekretär Thomas Feuz auf seinem Motorboot
Lebensrechtler: Markus Wäfler, für die EDU seit 2003 im Nationalrat
„Zukunft gestalten – Werte erhalten!“ Die EDU positioniert sich als christliche Wertepartei.
Unverblümt: Der Emmentaler EDU-Nationalrat Waber machte letzthin durch Opposition gegen das Einkaufs- und Freizeitzentrum Bern-West von sich reden.
Erfrischend direkt: Die EDU tritt im Bundeshaus für die konsequente Stärkung der Familie ein.
Miteinander: EDU und EVP im Referendum gegen das Partnerschaftsgesetz. Die Medien nahmen die Nationalräte Waber und EVP-Präsident Ruedi Aeschbacher in Beschlag.

Die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) hat als bewusst christlich politisierende Kraft einiges erreicht. Ihre beste Zeit aber kommt noch. Das bekräftigen Parteipräsident Hans Moser und Zentralsekretär Thomas Feuz zum 30-Jahr-Jubiläum der EDU.

idea: Man muss sehr fromm sein, um in der EDU politisieren zu können...
Hans Moser: Politisieren kann man in der EDU auch, ohne fromm zu sein. Die Frage ist nur, wie lange sich jemand, ohne den Inhalt des Evangeliums zu kennen, bei uns engagieren würde. Wer sich in der EDU für ein politisches Mandat oder in einer Sektion engagiert, muss eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus bezeugen können.

Thomas Feuz: «Fromm» im Sinn von sektiererisch-weltabgekehrt mit stalloidem Eigengeruch muss man bei der EDU sicher nicht sein. Menschen mit einer Werte-orientierten Haltung und einem Bekenntnis zu den christlichen Grundsätzen fühlen sich aber sehr wohl bei uns.

Welche Rolle spielt Gott in der EDU-Politik?
Thomas Feuz: Eine sehr zentrale, wie schon die Statuten im ersten Artikel festhalten: «Denken, Reden und Handeln im Glauben und Vertrauen an Jesus Christus und die Bibel als Gottes Wort…» Der Glaube an Gott den Vater, Sohn und Heiligen Geist fordert heraus, prägt, verbindet, stärkt und bewegt uns.

Hans Moser: Das Evangelium als das Wort Gottes spielt in der EDU eine zentrale Rolle. Wir wollen in der EDU nach dem Willen Gottes politisieren.

Die Volksmeinung ist klar: Gott gehört in die Kirche, nicht in die Politik...
Thomas Feuz: Das meinen viele, leider! Gott sucht die Menschen. Er ist ein «öffentlicher» Gott, hat aber nur unsere Arme und Beine. Vor etlichen Jahrzehnten waren Christen Pioniere in der Errichtung von Spitälern, Heimen, Schulen...

Hans Moser: Gott gehört in die Politik! Politik nutzen wir alle, ob wir wollen oder nicht. Täglich leben wir im Genuss oder auch in den negativen Auswirkungen politischer Entscheide. Ich bin froh, dass Gott in der Politik sehr wohl zu finden ist.

Was hat die EDU in den 30 Jahren erreicht?
Thomas Feuz: Einige Stichworte: Wir sind seit 1991 im Nationalrat und haben 2003 mit dem zweiten Sitz um 100 Prozent zugelegt. Die EDU orientiert monatlich rund 30’000 Adressaten und ist praktisch in der ganzen Schweiz mit Sektionen oder in Exekutiven und Legislativen vertreten. Unsere Politik wird als verlässlich geschätzt. Wir erbringen immer wieder den Tatbeweis und sind referendumsfähig. Und: Immer mehr bekennende und auch junge Menschen engagieren sich in der EDU.

Und doch ist die EDU als kleine, fromme Partei vielfach auf verlorenem Posten. Macht da Politik überhaupt Freude?
Hans Moser: Politik macht mir gleich viel Freude wie Ferien! Gut organisierte Ferien in einsamen, unerschlossenen Gebieten können sehr viel Freude und Entspannung bringen. So ist es auch in der Politik. Auch auf so genannt verlorenem Posten kann man mit der EDU viel Positives erleben.

Wie fällt ein selbstkritischer Rückblick aus?
Hans Moser: Die EDU versuchte zu lange, ihr gestecktes Ziel ohne Koalition zu erreichen. Auch wenn heute nicht alles einfacher geworden ist, sehe ich doch im Zweckverbund oder in einer Koalition gewisse Chancen, die früher weniger genutzt wurden.

Thomas Feuz: Ich denke, man hat sich lange Zeit zu «exklusiv» dargestellt. Gewisse Aussagen haben sich kontraproduktiv ausgewirkt – zum Beispiel, dass ein Christ nur in der EDU politisieren könne. Er kanns hier aber am besten!

Welches ist der Auftrag der EDU heute?
Hans Moser: Als Christen haben wir den Auftrag, Licht und Salz zu sein. Die EDU setzte sich in den vergangenen Jahren konsequent für den Erhalt der christlich-abendländischen Werte ein. Wir sehen das auch in der Zukunft als unseren Auftrag, ganz nach dem Slogan «Zukunft gestalten – Werte erhalten!»

Fanatisch, weltfremd, rückwärtsgewandt: Das hört man oft über die EDU. Wie lebt sichs mit diesem Image?
Thomas Feuz: Tatsächlich: Viele Menschen haben grosse Vorurteile, orientieren sich aber am «Hören sagen» und nicht an unseren Publikationen, Aktionen oder unserer Arbeit vor Ort. Weil wir Politik als biblischen Auftrag verstehen, sind wir unabhängiger von menschlichem Etiketten- und Schubladendenken und bleiben offen für aufbauende Kritik.

Welches Image möchte die EDU haben?
Hans Moser: Immer mehr hören wir auch von Medienschaffenden, dass sie nach vielen Umfragen noch die Meinung der EDU erfahren wollen. Auf die EDU könne man sich verlassen, sie ändere ihre Meinung nicht und stehe auch zu Minderheiten. Unsere Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit werden wahrgenommen.

Wie sieht die EDU ihre Perspektiven?
Hans Moser:
In einigen Kantonalparteien können wir ein sehr erfreuliches Wachstum verzeichnen. In anderen Kantonen stehen wir vor Neugründungen. Immer wieder wenden sich Personen an uns, die uns für Informationen und Vorträge zu sich rufen und mit der EDU zusammenarbeiten möchten. Ich bin überzeugt: Die beste Zeit der EDU wird erst noch kommen!

Thomas Feuz: Überall dort, wo es Menschen mit einer Werteorientierten und demokratischen Grundhaltung gibt, haben wir Perspektiven. So sehe ich in der ganzen Schweiz noch grosses Potenzial.

Das Ziel der EDU für die eidgenössischen Wahlen 2007?
Thomas Feuz: Grundsätzlich das christliche Zeugnis verstärken, zum Beispiel auch mit flächendeckenden Listenverbindungen mit der EVP. Antritt in mindestens 15 Kantonen. Verdoppelung von zwei auf vier Mandate im Nationalrat. Das bewährte Miteinander in der EVP/EDU-Fraktion auf Bundesebene ausbauen und den Ball in den Kantonalparteien aufnehmen.

Vor allem also mit der EVP als Partner?
Hans Moser: Wir suchen schon seit mehreren Jahren eine Zusammenarbeit mit der EVP, vor allem in der EVP/EDU-Fraktion im Bundesparlament. Ich hoffe, dass in Zukunft die Chancen auch von Kantonal- und Ortsparteien der EVP besser genutzt werden und das christliche Wählerpotenzial ausgeschöpft werden kann.

Thomas Feuz: Wir sind bereit, in Sachfragen «breite» Koalitionen einzugehen. Bei Listenverbindungen favorisieren wir Kräfte der politischen Mitte und links und rechts davon, vor allem aber die EVP. Fraktionsgemeinschaften gehen wir nur mit mehrheitlich gleichgesinnten Kräften ein.

Der EDU-Jubiläumswunsch für unser Land?
Hans Moser: Dass sich noch viele Leute in der EDU engagieren. Wenn sich in unserem Land Gottesfurcht und Achtung vor menschlichem Leben wieder verankern, können wir für Volk und Land weiterhin mit Gottes Segen rechnen. Ich wünsche, dass die EDU weiterhin im Strom dieser Zeit als mahnende Partei aktiv für ethische, biblisch-christliche Werte zum Wohle der Gesellschaft wirken und einiges bewirken kann.

Thomas Feuz: «Im Namen Gottes, des Allmächtigen…» Gott soll wieder den ersten Platz bekommen! Und er soll unser Denken erneuern, unser Handeln bestimmen und unsere Leben erfrischen (dürfen).

„Im Namen Gottes des Allmächtigen…“
Christen auf dem Bundesplatz, Bern, 3. September, 14 Uhr
www.edu-udf.ch/d/news/agenda/1146.html

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30 Jahre EDU

Mitglieder: 2500.
Sympathisanten: Mit dem «EDU-Standpunkt» werden 28’000 Adressen in der Deutschschweiz und 4000 in der Romandie bedient. Rund 100’000 Sympathisanten. Die EDU versteht sich primär als Gesinnungs- und nicht als Mitgliederpartei.

Nationalräte: Christian Waber (BE, seit 1997), Markus Wäfler (ZH, seit 2003)
Kantone und Gemeinden: Kantonale Mandate in Bern (4 Grossräte), Thurgau (1) und Zürich (1). Auf kommunaler Ebene rund 70 Mitglieder in Legislativen und Exekutiven.

Jubiläumsanlässe
- Galerie EDU, Frutigenstrasse 8, Thun: bis Mitte September Werke des Fotokünstlers und Agenturfotographen Oscar Schmid, ab Oktober Bilder und Plastiken von Peter Marti
- Karitativ-Projekt «Nachbarschaftshilfe»: ein Pool für Bedürfnisse und konkrete Angebote tätiger Nächstenliebe
- EDU-Tour de Suisse vom 27. August bis 2. September mit Events der Kantonalparteien
- 3. September, 13.30 Uhr: Bekenntnistag für christliche Werke auf dem Bundesplatz in Bern

Webseite
www.edu-udf.ch

Datum: 18.07.2005
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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