Alle Kantone stimmten der Vorlage zu. Das Gesetz erlaubt die Forschung an embryonalen Stammzellen und deren Entnahme aus „überzähligen“ Embryonen. Das Abstimmungsresultat ist deutlicher, als die letzten Umfragen vermuten liessen, die nur einen Ja-Anteil von 52 Prozent ergeben hatten. Die katholische Kirche, die Evangelische Allianz, die EDU und EVP, weitere religiöse und humanitäre Gruppierungen sowie links-grüne Kreise waren Gegner der Vorlage; alle grossen Parteien der Schweiz, darunter auch die CVP, befürworteten das Gesetz, ebenso der Schweizerische Evangelische Kirchenbund. Agnell Rickenmann, Generalsekretär der Schweizer Bischofskonferenz, zeigte sich nicht völlig enttäuscht über das Abstimmungsresultat. „Ich befürchtete, dass es noch deutlicher ausfallen könnte“, sagte er der Presseagentur Kipa. „In kurzer Zeit und mit wenig Mitteln haben wir eine gute Zahl von Stimmen mobilisieren können. Unsere Anstrengungen haben Wirkung gezeigt.“ Laut Rickenmann bildet die Zulassung der Forschung mit embryonalen Stammzellen eine zweite Etappe bei der Verschiebung ethischer Massstäbe. Die erste Etappe sei mit der Volksabstimmung über die künstliche Befruchtung zurückgelegt worden, wobei sich im Nachhinein viele getäuscht gesehen hätten, als sie bemerkten, dass bei der In-vitro-Fertilisation „überzählige“ Embryonen entstehen. „Ich befürchte, dass die dritte Etappe aus dem Klonen bestehen wird“, sagte Rickenmann. Er bedauere, dass die Ethik „dem Nützlichkeitsdenken im Dienste grosser internationalen Unternehmen“ weiche. Dazu Gedanken von Regula Lehmann, Mitarbeiterin in der Kommunität Montmirail Wer sich gegen das Stammzellenforschungsgesetz eingesetzt hatte, zählt klar zu den Verlierern der Abstimmung vom Wochenende. In solchen Momenten machen sich in meinem Herzen Niedergeschlagenheit und Resignation breit. Lohnt sich politisches Engagement gegen den Trend? Dem Zeitgeist entgegen zu stehen, erfordert einiges an Ausdauer und Widerstandskraft. Woher nehme ich die Kraft, auch nach solchen Niederlagen weiterzumachen? Das Bild vom „Rufer in der Wüste“ (Jes.40,3) schiesst durch meinen Kopf. Dem Herrn einen Weg bereiten – mitten in der Wüste, dort wo es trocken ist, scheinbar leer und öde. Nicht der Erfolg ist meine Triebfeder, sondern der Auftrag, das Reich Gottes zu suchen und zu fördern. Mitten in der Schweiz Wege und Gassen für Gott zu bereiten, meiner persönlichen Berufung entsprechend, mitten in unseren Städten Plätze und Ecken für Ihn freizuschaufeln. Und nicht zuletzt im eigenen Herzen. Es ist wie beim Seilziehen: Es gilt, immer wieder loszulassen und nachzufassen. Das Reich Gottes ist da – es ist 'im Kommen' mitten unter uns – trotz allem. Quelle: Kipa/ LivenetGute Zahl von Nein-Stimmen
Und die dritte Etappe?
Eine Stimme in der Wüste
Datum: 30.11.2004