Von Campus-Mobs zu Morden in Australien
Rabbi Yehiel E. Poupko, Rabbinischer Gelehrter bei der «Jewish Federation of Metropolitan Chicago», sagte gegenüber «Christianty Today»: «Erneut, seit dem Hamas-Pogrom vom 7. Oktober 2023, wird das jüdische Volk weltweit gewaltsam angegriffen. Dieses Mal ist die Dunkelheit während des Chanukka-Festes, des Lichterfestes, über das Haus Israel in Australien hereingebrochen. Wann wird das enden?»
Die Liste der Übergriffe wird länger und länger: Schon in diesem Frühjahr griffen Antisemiten Juden in Colorado an und ermordeten Juden in Washington, D.C..
«Vom Fluss bis zum Meer»
«Christianity Today» mit Blick auf zahlreiche Sprechchöre von Mobs: «Offenbar bedeuten jene Sprechchöre über die Eliminierung der Söhne und Töchter Israels ‘vom Fluss bis zum Meer’ inzwischen nicht mehr nur das Mittelmeer, sondern auch das Tasmanische Meer im Pazifik.»
«Christianity Today» verweist auf einen Beitrag aus dem vergangenen Jahr, auf die Proteste in mehreren Elite-Universitäten gegen die diplomatische und militärische Unterstützung der USA für Israels Krieg gegen die Hamas: «Ebenso alarmierend sind vermummte linke Studierende, die dieselben Parolen rufen – ‘Vom Fluss bis zum Meer!’ –, die nicht nur Opposition gegen israelische Politik, sondern gegen die Existenz des jüdischen Staates selbst legitimieren sollen. Die Sprechchöre wütender Mobs suchen fast immer einen Sündenbock – und diese Sündenböcke sind fast immer religiöse Minderheiten.» In diesem Fall die Juden.
Schweizer Juden in Angst
«Für die jüdische Bevölkerung in der Schweiz fühlt sich das nicht wie ein Anschlag an, der im fernen Australien passiert. Wir wissen, dass so etwas jederzeit auch bei uns passieren kann», sagt Jonathan Kreutner, Zentralsekretär des Schweizerisch-Israelitischen Gemeindebundes (SIG), gegenüber dem Online-Medium «Watson.ch» «Watson» verweisst auf eine Befragung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), die letztes Jahr nach 2020 eine Befragung unter in der Schweiz lebenden Jüdinnen und Juden durchgeführt hat. Diese ergab unter anderem, dass 71,4 Prozent der Befragten keine Dinge mehr tragen oder offen zeigen, die ihren jüdischen Glauben erkennbar machen würden. Dieser Wert lag 2020 bei 62,9 Prozent.
Jonathan Kreutner: «Wir sehen, dass sich rote Linien verschieben. Dinge, die als unsagbar galten, werden in gewissen Kreisen plötzlich salonfähig.» Bei Pro-Palästina-Demonstrationen werden teils auch antisemitische Parolen skandiert. Solche, die die Auslöschung Israels forderten, seien nicht selten. «Mittlerweile werden Schweizer Juden bereits zu Feindbildern, nur wenn sie sich dem einzig jüdischen Staat in der Welt verbunden fühlen – egal, wie sie zur Politik des Landes stehen.»
Gepackte Koffern in Berlin
In der Schweiz denkt jeder vierte Jude ans Auswandern und in Deutschland rechnete kürzlich die jüdisch-deutsche Künstlerin und Journalistin Sarah Maria Sander mit der deutschen Kulturszene ab. Sie sagte, dass ihr viele Jüdinnen und Juden in Berlin sagen: «Die Koffer sind längst gepackt!»
In Italien wurden im Jahr 2024 offiziell 877 antisemitische Vorfälle registriert; doppelt so viele wie 2023.
In Frankreich zeigt sich ein ähnliches Bild: Moshe Sebbag, Rabbi der Grossen Synagoge in Paris, verwendete gegenüber der «Jerusalem Post» im Sommer 2024 klare Worte: «Es gibt keine Zukunft für die Juden in Frankreich. Ich sage jedem jungen Menschen, er soll nach Israel oder in ein sichereres Land gehen.» Die muslimische Massen-Einwanderung sowie eine gescheiterte Integration hätten Frankreich gespalten. Es sei von grösster Wichtigkeit, dass die Wurzeln des Antisemitismus erkannt und angegangen werden.
Hier geht es zum Livenet-Talk vom Februar 2025 zum Thema Antisemitismus:
Zum Thema:
Talk mit Giuseppe Gracia: Die Wurzeln des Antisemitismus
Kein europäischer Einzelfall: In Italien nimmt Antisemitismus zu
Antisemitismus in Deutschland: Erschreckende Doku über israelfeindliche Demos in Berlin
Datum: 20.12.2025
Autor:
Daniel Gerber
Quelle:
Livenet