Peter Weidmann

«Ich bin Christ, weil ich Egoist bin»

Peter Weidmann ist Gründer und Geschäftsführer des christlichen Werks «Tear Trade». Er vertreibt Waren aus gerechtem Handel. Im Interview gibt Peter Weidmann einen Einblick in sein Leben und Schaffen.
Peter Weidmann (rechts) bei Samuel Mashi von «Noah’s Arc» in Indien.
Mit Frau Barbara.
Peter Weidmann bei Produzenten in Bezalila, Madagaskar.
In einer Gewürzabpackerei in Madagaskar.

Seit bald zwei Jahren ist «Tear Trade» am Markt. Die Zahlen entsprächen dem Plan, man sei auf Kurs. Auch die Partner seien zufrieden; neue Produkte stiessen dazu. Der Katalog des Unternehmens gibt darüber Aufschluss: Silberketten aus Südafrika, Kerzen aus Nepal, Einkaufstaschen aus Madagaskar.

Das Werk «Tear Trade» entstand in Zusammenarbeit mit «Tear Fund», dem Hilfswerk der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA). – Ein Gespräch mit Peter Weidmann.

Peter Weidmann, wie sind Sie auf die Idee gekommen, «Tear Trade» zu gründen?
Peter Weidmann: Meine Frau und ich fragten uns, was in unserem Leben geschehen soll, und die Sache hatte mich dann berührt. Wir haben gebetet und Gott gefragte, was wir tun sollen. Dass wir durch «Tear Trade» Armut bekämpfen können, motivierte uns zu diesem Schritt.

Und wird die Armut dadurch bekämpft?
Ja. Vor einem Jahr war ich in Madagaskar bei einem Lieferanten. Ich stellte fest, dass das Projekt auch die Arbeiter erreicht, auch die, die am Boden sitzen und dort ihr Handwerk ausführen.

Eine Mutter schilderte mit einem gewissen Stolz, dass sie ihren Sohn habe ins Spital bringen können. Früher hätte sie sich das nicht leisten können. Er hatte eine schwere Infektion und wäre daran gestorben. Viele, die für uns arbeiten, merken einen Unterschied und wollen weitermachen. Sie erleben den Nutzen.

Dann dürfte es leicht sein, Partner zu finden?
Viele fragen an, ob wir ihre Produkte verkaufen würden. Wir sind aber nicht so gross, dass wir alle berücksichtigen können. Wir haben 16 Partner aus 13 Ländern und sind mit weiteren im Gespräch. Neue Projekte werden in unser Sortiment eingegliedert.

Wie sind «Tear Trade» mit dem Hilfswerk «Tear Fund» verwoben?
Juristisch sind wir voneinander unabhängig. Wir arbeiten aber zusammen und treten gemeinsam auf. So bietet «Tear Trade» etwa Produkte an, die in «Tear-Fund»-Projekten im Ausland hergestellt werden.

Im Folgenden beantwortet Peter Weidmann den Fragebogen dieser Website.

Eine Schwäche, die Sie durch den Glauben besser in den Griff bekommen haben ...
Der Umgang mit meinen Ressourcen. Ich merkte, das auch ich Grenzen habe und lernen muss, mit ihnen umzugehen. Wenn man ein Macher ist, will man immer alles machen. Aber man muss seine Grenzen kennen und respektieren.

Eine Stärke, die Sie durch den Glauben gewonnen haben ...
Teilen. Gott schenkte es, dass ich meine Sachen inzwischen mit anderen teilen kann.

Was begeistert Sie am meisten an Gott?
Seine Grösse.

Welche Eigenschaft von Gott verstehen Sie nicht?
Mich fasziniert seine Geduld. Und zugleich sie stresst mich manchmal. Im Alten Testament dauert es oft sehr lange, bis er eingreift. Auch heute frage ich mich: Ist noch nicht genug passiert? Müssen in Afrika noch viele im Krieg sterben?

Klagen Sie Gott manchmal an? Wenn ja: Wie?
Es gibt Zeiten, da frage ich Gott: «Warum muss das ausgerechnet mir passieren?» Das kann aufgrund einer schwierigen Lebensphase sein, aus Frust oder eingeschränkter Sicht. Das kam schon vor und wird wohl wieder vorkommen.

Welche Frage möchten Sie Gott unbedingt stellen?
Das weiss ich nicht, mir kommt grad keine in den Sinn.

Ein Tipp, wie man Gebet und Bibellesen interessant gestalten kann ...
Was mir hilft, sind Momente der Ruhe mitten im Tag; Sport oder einfach mal Nichtstun, den Kopf leeren und wieder Zugang zu Gott finden, auch im Gebet.

Wie sind Sie Christ geworden?
Das war mit knapp 18 Jahren in der Casa Moscia, einem christlichen Hotel im Tessin. Mit meinen Eltern zusammen wollte ich nicht in die Ferien, und um alleine zu verreisen, dafür fehlte mir das Geld. In der Casa Moscia konnte ich mithelfen und mir so den Aufenthalt verdienen.

Ich wusste bereits, dass es Gott gibt, aber es war nur ein Wissen. Die Menschen dort führten aber eine Beziehung mit ihm. Das wollte ich auch. Und so betete ich: «Gott wenn es dich gibt, ...»

Warum sind Sie Christ?
Weil ich Egoist bin und das Beste will, das es gibt. Das will ich nicht an mir vorbeigehen lassen. Ich erlebte so viel mit Gott, das will ich nicht missen. Und auch weil ich Sünder bin und dringend Vergebung nötig habe. Je nach Befinden wechselt logischerweise diese Reihenfolge.

Beschreiben Sie ein spezielles Erlebnis, das Sie mit Gott gemacht haben.
Ich erlebe immer wieder, dass Gott mich klar führt, wenn ich wage, seine Weisungen zu befolgen. Er schenkt das einfach, ohne dass ich selber der Macher sein muss.

Vor ein paar Tagen zum Beispiel nahm ein Händler in unsere Produkte in sein Sortiment auf. Er fragte, ob wir denn auch Plakate hätten. Ich verneinte. Zwei Tage später rief jemand an und erkundigte sich, ob wir Plakate bräuchten. Er würde sie für uns drucken. Ich hatte nicht mal dafür gebetet. Gott bestätigt die Arbeit einfach. Es ist, als würde er sagen: «Schaut, ich meine es ernst!»

Warum, denken Sie, zahlt sich ein Leben mit Jesus aus?
Ich hab schon viele coole Erlebnisse mit Gott gemacht und so manche Führung erlebt. Es ist eine tolle Perspektive, mit jemandem unterwegs zu sein, der eine wirklich globale Sicht hat. In jeder Phase, egal, was los ist, weiss ich: Er liebt mich, auch wenn ich vielleicht ein Niemand bin.

Steckbrief

Zivilstand: Verheiratet mit Barbara, drei Töchter zwischen 18 und 26 Jahre.
Gemeinde: Landeskirche Gossau.
Arbeit in Gemeinde: Mitarbeiterförderung und Coaching.
Hobbys: Snowboard, Radfahren, Kochen und (je nach Budget und Zeit) Hochseesegeln. „Ich setze mich gern der Weite und Grösse der See und Wind und Wetter aus.“
Beruf: Gründer und Geschäftsführer von «Tear Trade».
Werdegang: Gelernter Maschinenmechaniker, Produktionsleiter, dann Informatiker. „Ich führte fast 20 Jahre ein Unternehmen. Mit 51 suchte ich eine neue Herausforderung, wollte etwas Neues machen.“
Wohnort: Gossau.
Herkunft: Schweiz.
Lieblingsbibelstelle: Ich habe eine Lieblingsperson: Petrus. An einer Stelle fragt Jesus Petrus: «Willst du meine Schafe hüten?»*. Auch vieles andere fasziniert mich. Dort, wo es heisst, dass man laufen kann und nicht müde wird.** Oder dass der, der Gott vertraut, gesegnet ist: «Ich segne jeden, der mir ganz und gar vertraut. Er ist wie ein Baum, der nah am Bach steht und seine Wurzeln zum Wasser streckt: Die Hitze fürchtet er nicht, denn seine Blätter bleiben grün. Auch wenn ein trockenes Jahr kommt, sorgt er sich nicht, sondern trägt Jahr für Jahr Frucht.» Jeremia 17,7 und 8.
Lieblingsmusikgruppen: Ich höre gerne Country, zum Beispiel im Film von Billy Graham «The Gospel Road» mit Johnny Cash und Kris Kristofferson. Ich freue mich aber auch an klassischen Tönen.
Das gefällt mir auf Livenet.ch und Jesus.ch: Dass es ein christliches Portal gibt, finde ich cool. Ich stöbere es mit verschiedenen Absichten durch. Manche Dinge könnte man im Hauskreis miteinander durchgehen.

* Die Bibel, Johannes, Kapitel 21, Vers 15
** Die Bibel, Jesaja, Kapitel 40, Vers 31

Datum: 16.06.2008
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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