Humorvoll nimmt die Kampagne mit sieben verschiedenen Botschaften auf Gegenstände des täglichen Bedarfs Bezug wie eine Fernsehgerät-Marke, ein Putzmittel, Zigarettenpapier oder ein Videospiel, deren Produktenamen direkt auf das Neue oder das Alte Testament zurückgehen. Angespielt wird dabei auch auf das selbstlose Engagement der Kirche, die "nichts zu verkaufen, aber alles zu geben hat". Mit der Plakatkampagne sollen die Gläubigen allerdings auch zur Solidarität mit ihrer Kirche in der Zeit der mageren Kühe angeregt werden. Die Zahlen bestätigen Farines Aussagen: 2001 betrugen die Einnahmen von Genfs katholischer Kirche gesamthaft 4,2 Millionen Franken - 2004 erreichten sie 2,5 Millionen Franken mehr. Die Rechnung 2004 der Genfer Kantonalkirche dürfte deshalb knapp ausgeglichen ausfallen. 2003 wurde noch ein Fehlbetrag von 867.000 Franken verzeichnet. Der Voranschlag für 2005 sieht allerdings wieder ein Defizit von 1,1 Millionen Franken vor. Ziel der Finanzkampagne 2005 ist es vor allem, den Spenderkreis zu erweitern. Insbesondere sollen jene katholischen Gläubigen angesprochen werden, die aus Nachlässigkeit oder Gleichgültigkeit nie ihren Kirchenbeitrag entrichten. Weihbischof Farine bringt die Situation so auf den Punkt: "Wenn alle 100.000 katholischen Haushalte im Kanton Genf, die ihrer Kirche keinerlei finanzielle Unterstützung zukommen lassen, jedes Jahr 100 Franken bezahlen würden, so wären unsere Probleme gelöst."
Hunderte von Plakaten in Genfs Bussen und Trams sollen in den nächsten Wochen insbesondere die Katholiken darauf aufmerksam machen, dass zum Beispiel "Sion" nicht nur ein Walliser Fussballklub ist, sondern eben auch das biblische "Sion" (Zion) meint. Der entsprechende Plakatspruch lautet: "Sion n'est pas seulement un club de football". Ein anderes Plakatsujet spielt auf den im Alten Testament erwähnten König Jeroboam an: "Jéroboam n'est pas seulement une grosse bouteille de vin" (Jeroboam ist nicht nur eine grosse Weinflasche).
Produktenamen mit biblischen Wurzeln
Die bereits in den letzten zwei Jahren von Genfs katholischer Kirche geführten Kampagnen zeitigten jedenfalls positive Auswirkungen. Unter den Gläubigen sei das Bewusstsein für die Problematik gestiegen, unterstrich der Genfer Weihbischof Pierre Farine am Dienstag vor den Medien. Und: In einzelne Pfarreien, die eine "Mentalität von Fürsorgebezügern" entwickelt hätten, sei die Selbstverantwortung gestiegen.Tendenz steigend
Ein anderes gutes Omen: Die im letzten Dezember von den Seelsorge- und Finanzverantwortlichen lancierte "Solidaritätsmotion", mit der die 55 Genfer Pfarreien eingeladen werden, angesichts des Budget-Defizits 2005 der Kantonalkirche ihre allfälligen Einnahmenüberschüsse mit der Kantonalkirche zu teilen.
Die Finanzsorgen von Genfs katholischer Kirche dürften dadurch allerdings nicht kleiner werden. Und sie werden anhalten, solange die Mehrheit der Genfer Katholiken weiterhin den Finanzbedarf ihrer Ortskirche ignoriert - in der Schweiz ist Genfs Kirche notabene die einzige, die keinerlei Subvention vom Kanton bezieht. Deshalb muss die Kantonalkirche vollumfänglich für die zahlreichen Aufwendungen aufkommen, vorab für die Löhne der Priester und Laienmitarbeiter, die 70 Prozent der Gesamtkosten ausmachen. Die vorgesehenen Lohnanpassungen für 2005 mussten angesichts der prekären Finanzlage zurückgestellt werden.100 Franken jährlich
Datum: 18.02.2005
Quelle: Kipa