Keine Sklaven der Gene

Wie werde ich zufrieden im Leben?

Soziales Engagement, ein gesunder Lebensstil und religiöser Glaube haben einen ähnlich starken Einfluss auf die Lebenszufriedenheit wie feststehende Charaktereigenschaften.
Gert G. Wagner: «Religion und soziales Engagement machen zufrieden».
Liebe

Lebenszufriedenheit ist deshalb keine reine Frage der Gene. Sie kann sich durch eigene private oder berufliche Entscheidungen dauerhaft verändern – trotz vorgegebener genetischer und in der Kindheit festgelegter Persönlichkeitsmerkmale.

Glücklicher werden

Soziales Engagement, ein gesunder Lebensstil und religiöser Glaube haben einen ähnlich starken Einfluss auf die Lebenszufriedenheit, wie fixe Charaktereigenschaften, so etwa Offenheit und Extrovertiertheit. Dies ist das Ergebnis einer Studie, deren Daten Prof. Dr. Gert G. Wagner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin ausgewertet hat. «Zu versuchen, glücklicher zu werden, galt lange Zeit als ebenso aussichtsreich wie zu versuchen als Erwachsener noch körperlich zu wachsen. Dieses Bild widerlegt unsere Studie», erklärt Wagner das Resultat.

Änderung möglich

Die Ergebnisse würden der in der Psychologie bisher vorherrschenden Ansicht widersprechen, dass das langfristige individuelle Zufriedenheitsempfinden aufgrund genetischer und persönlicher Merkmale stabil bleibe und nicht willentlich geändert werden könne. «Wir konnten nachweisen, dass private oder berufliche Schlüsselentscheidungen die allgemeine Lebenszufriedenheit dauerhaft verändern können», so der Soziologe Bruce Headey. «Es geht dabei aber nicht um kurzfristige Ereignisse wie einen Lottogewinn oder eine Hochzeit.»

Gemeinschaft und Glaube

Demnach haben Lebensziele und zentrale Entscheidungen, soziales Engagement, religiöser Glaube sowie die emotionale Stabilität des Partners einen ähnlich starken – mitunter sogar stärkeren – Einfluss auf die Lebenszufriedenheit, als fixe Charaktereigenschaften wie Offenheit und Extrovertiertheit. «Menschen sind am zufriedensten, wenn sie von Freunden umgeben sind. Eine etwas geringere Wirkung haben die eigenen Kinder und Ehepartner», sagt der Sozialwissenschaftler Bruce Headey. «Allein sein oder nur berufliche Erfüllung zu suchen fördert die Zufriedenheit wesentlich weniger.»

Familienorientierten Ziele

Auch das Arbeits- und Freizeitverhalten und ein gesunder Lebensstil können sich auf die Lebenszufriedenheit auswirken. «Personen mit uneigennützigen oder familienorientierten Zielen sind zufriedener sind als solche, die in erster Linie nach beruflichem und materiellem Erfolg streben», so Headey. «Frauen, die einen Partner mit wenig Familiensinn haben, sind unzufriedener als wenn sie Single geblieben wären.»

«Nicht alles ist festgelegt»

«Unsere Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung sozialer Ziele für ein gutes Leben. Und sie bestätigen, dass zu viel Egoismus und rein ökonomisches Wachstum einer Gesellschaft nicht gut tun», gibt Wagner zu bedenken. Und: «Wir sind keine reinen Sklaven unserer Gene und unserer frühkindlichen Prägung. Das sollte allen Diskutanten zu denken geben, die uns weismachen wollen, alles sei genetisch festgelegt.»

 

Datum: 17.02.2011
Quelle: DIW Berlin / Livenet.ch

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