Schweizer Sterbehilfe Organisation: Zweigstelle in Hannover

Sterbehilfe

Die Schweizer Sterbehilfe-Organisation «Dignitas will in Hannover ihre erste Zweigstelle ausserhalb Zürichs gründen. Die Organisation hat in den vergangenen sieben Jahren 453 schwerstkranke Menschen mit einem hoch dosierten Schlafmittel bei ihrem Suizid unterstützt.

Mitglieder der Palliativ- und Hospizbewegung in Hannover, die schwerstkranke Menschen betreuen und begleiten, reagierten mit Erschrecken auf die Pläne von «Dignitas».Der hannoversche Palliativ-Mediziner Christian Robold nannte es gefährlich, wenn ein schweres Leiden auf die Frage verkürzt werde, wie sich der Betroffene am besten umbringen könne. Schwerstkranke Menschen sähen eine Selbsttötung zunächst als Ausweg, um ihr Leiden zu beenden: «Die Erfahrung zeigt jedoch, dass es fast immer einen Weg gibt, um zum Beispiel Schmerzen und Luftnot erträglich zu machen», sagte Robold, der die Klinik für Palliativmedizin im hannoverschen Siloah-Krankenhaus leitet.

Schmerzen eindämmen

Die entscheidende Frage sei, was man bei schwerer Krankheit tun müsse, um Leiden so zu erleichtern, dass der Wunsch nach einem Suizid überflüssig werde. Eine Schmerztherapie und die Kontrolle der Symptome wie Übelkeit schlügen bei Tumorpatienten in 98 Prozent aller Fälle an. «Ich habe noch nie erlebt, dass Schmerzen unerträglich bleiben», betonte Robold.

Margit Leuthold von der Nationalen Ethikkommission der Schweiz sagte, immer mehr todkranke Deutsche seien in den vergangenen Jahren zum Sterben in die Schweiz gereist. «Der Zeitraum zwischen der Einreise und dem Tod der Sterbetouristen beträgt manchmal nur 24 Stunden», kritisierte sie. Es sei schwierig zu ermitteln, ob damit die Bedingungen für eine straffreie Beihilfe zum Suizid erfüllt seien.

Ralph Charbonnier vom Zentrum für Gesundheitsethik der hannoverschen Landeskirche sagte, wer ein selbstbestimmtes Sterben unterstützen wolle, müsse die Palliativmedzin fördern. Sie stehe für die Linderung von Schmerzen und den Schutz von Kranken. Es sei ein Skandal, dass für diese Medizin, die das Gesundheitssystem mit etwa einem Prozent Mehrkosten belasten würde, noch immer keine ausreichenden finanziellen Mittel zur Verfügung stünden.

Datum: 23.09.2005
Quelle: Epd

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