"Niemand hätte eine solche Prügelei überlebt"

Hollywood-Einfluss: Im Film floss mehr Blut, als der Mensch hat.

Mel Gibsons Werk "The Passion of the Christ" spaltet weltweit die Kritik. Der Jerusalemer Anthropologe Joe Zias hat an der von Gibson vehement verteidigten Authentizität des Films seine Zweifel. Er stellte eine Liste historischer "Fehler" auf.

So wird Jesus etwa mit langem Haar gezeigt - doch langes Haar trugen damals nur Nazariten, eine Art religiöse Sekte, nicht aber die Nazarener, die Bewohner der Stadt Nazareth. Vermutlich habe auch nicht Jesus selbst das Kreuz getragen, so Zias, sondern Simon von Cyrene, wie auch drei von vier Evangelien berichten.

Unhistorisch sei eine Szene, in der Jesus mit Maria über einen gerade gezimmerten Esstisch diskutiert: "Unecht", urteilt der Wissenschaftler, weil sich die Menschen damals anlehnten oder zum Essen auf den Boden setzten. Auch der Sturz an der 14. Station des Leidensweges und die Szene mit Veronika stehe nirgends in den Evangelien.

Die Behauptung des Films, Jesus sei an einem abgeschiedenen Ort gekreuzigt worden, ist nach Auffassung des Altertumsforschers schlicht falsch. Es müsse sich vielmehr um einen sehr belebten Ort gehandelt haben, "sonst wäre nicht die beabsichtigte Botschaft des Pilatus an das Volk übergekommen". Der Statthalter liess laut Überlieferung zur Abschreckung eine dreisprachige Inschrift mit dem Spottsatz "Jesus von Nazareth, König der Juden" ans Kreuz anbringen - womit er zum Aufständischen gegen die römische Herrschaft abgestempelt wurde.

In einer Szene mit Herodes tragen die Juden Schmuck an ihrer Kleidung. Damals war es aber jüdischen Männern strikt verboten, Schmuck anzulegen. Mehrfach murmelt Jesus das hebräische Wort "Adoni" (Herr) und nicht das Aramäische "Aloa" - offenbar, so Zias, waren die Filmemacher verwirrt ob der richtigen Aussprache des Gottesnamens.

Kreuzigungsszene

Der Altertumsforscher bemängelt auch die Darstellung des Annagelns Jesu. In Jerusalem wurden Knochen eines Gekreuzigten aus der Zeit Jesu - des Johanan, Sohn des Hagkol - in einem Knochenkasten auf dem Skopusberg entdeckt: der einzige physische Beweis für die Praxis der Kreuzigung unter den Römern. Bei diesem Fund freilich wurde der Nagel nicht durch den Fuss getrieben, sondern seitlich durch die Beinknochen. "Die Fusswurzelknochen könnten gar nicht das Gewicht des Körpers tragen und würden auseinander reissen, so Zias, der diesen einmaligen Fund untersuchte.

Er weist zudem darauf hin, dass Jesus möglicherweise gar nicht mit den Füssen ans Kreuz genagelt wurde. Dies, so der Wissenschaftler, lege die biblische Begegnung mit dem ungläubigen Thomas nach der Auferstehung nahe. Dort wird von den Malen an Händen und Seite berichtet.

Ausserdem: Frederick T. Zugibe, ein New Yorker Pathologe, sagte nach seinem Besuch zu Zias im Kino: "Niemand in der Welt hätte eine solche Prügelei überlebt, wie sie der Jesus im Film durchmachte."

Artikel zum Thema: www.passion.jesus.ch

Autor: Ulrich W. Sahm

Datum: 18.03.2004
Quelle: Kipa

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