Wie gehen wir mit Veränderungen um?
Jonas Brunner: Rebellion
«Eine Veränderung ist immer auch eine Chance.» Dies ist ein Satz, den ich gerne brauche. Ich denke, Veränderung oder auch Umbrüche gehören zum Leben; in der Jugendarbeit und in der Arbeit mit Ehrenamtlichen sind wir laufend damit konfrontiert. Aber das Jahr 2020 hat schon ganz neue Dimensionen gebracht. Zum Beispiel bei unserem grössten Event, dem Teenie-Pfingstreffen. In den letzten Jahren veränderte sich das Team personell. Dieses Jahr mussten wir das Pfingsttreffen absagen aufgrund der Corona-Pandemie.
Meine erste Reaktion auf eine anstehende Veränderung ist meist Rebellion. In der Regel kann ich dann aber rasch den Schalter umlegen und vorwärtsschauen. Ich bin Optimist und der eingangs erwähnte Satz kommt dann oft zum Einsatz. Ich bin aber auch der Beziehungstyp und da fällt es mir schwer, von Rebellion auf Optimismus umzuschalten. Denn 2020 wurden so ziemlich alle Treffen abgesagt, bei denen es um das Miteinander mit Menschen ging: die Mitarbeiterkonferenz des EGW, das Teenie-Pfingsttreffen, beide Delegiertenversammlungen, die Jugend-MAK… Jetzt geht es darum, die Situation zu akzeptieren und neu zu denken, in der Hoffnung, dass wir hier bald einmal wieder eine Veränderung zurück zur «Normalität» erleben dürfen. Gegen diese werde ich nicht rebellieren!
Stefan Badertscher: Sie fachen das Leben wieder neu an
Veränderungen: Manche lieben sie, andere hassen sie! Ich befinde mich irgendwo dazwischen. Aus meiner Erfahrung weiss ich, dass Veränderungen zusätzliche Ressourcen in Anspruch nehmen. Gleichzeitig fachen sie das Leben wieder neu an. Es regt sich etwas, man ist (heraus)gefordert und man kommt vorwärts. Persönlich und als Gemeinschaft. Deshalb, im Endeffekt, liebe ich Veränderungen.
Wenn ich zurückblicke, dann habe ich immer wieder mal bewusst Veränderungen gesucht. Doch in Zeiten von Corona werden uns diese regelmässig aufgedrängt; niemand fragt uns, ob wir sie wollen oder nicht. Für mich ist es eine Chance, über eingespielte Abläufe und über bisher Unverrückbares nachzudenken und die Zukunft bewusster zu gestalten. Dabei hat das Gebet für mich neu an Bedeutung gewonnen. Gott ist die Quelle aller Weisheit! Auch im Leiten von Gemeinschaften, die durch Veränderungen näher zusammenrücken oder deren Mitglieder sich eher distanzieren.
Veränderungen gehören zum Leben und wir tun gut daran, sie zu bejahen, ihre Chancen zu sehen und sie bewusst zu gestalten.
Fabienne Gabler: Gottes Führung
Veränderungen finde ich spannend. Ich lebe in Veränderungen auf und sie treiben mich an. Meistens kann ich mir bereits vorstellen, wie es nach der Veränderung sein könnte. Die Hoffnung, dass Gott das Ganze begleitet und das Beste für uns plant, macht die Vorfreude auf das Neue noch grösser. In den Veränderungen erlebe ich Gottes Führung. Meist kommt es am Schluss nicht so, wie ich es geplant habe, aber ich spüre, dass mich Gott dorthin geleitet und das Neue geplant hat.
Es gibt im Abenteuer von Veränderung auch eine persönliche Kehrseite der Medaille. Neben dem Neuen habe ich auch gerne Sicherheit betreffend das, was auf mich zukommt. Ich brauche einige Anhaltspunkte für eine Veränderung. Dies ist meine persönliche Herausforderung. Ich bin versucht, die Anhaltspunkte bei Menschen zu suchen. Doch die sichersten Anhaltspunkte erhalte ich bei Gott. Dazu muss ich mich zwingen, vor Gott zur Ruhe zu kommen. Meist höre ich dazu Worship-Musik und bete. So bekomme ich die Gewissheit, dass sowohl der Weg als auch das Resultat in Gottes Hand liegt.
Linda Steiner: Positives abgewinnen
Ich mag keine Veränderungen. Ehrlich gesagt, ist dies noch ein wenig untertrieben. Der Begriff «Gewohnheitstier» beschreibt mich recht gut. Dennoch sind Veränderungen Teil des Lebens und wir können ihnen nicht aus dem Weg gehen. Trotz allem Unmut gegenüber anstehenden Veränderungen versuche ich, diesen immer das Positive abzugewinnen. So sind sie, gerade in der jetzigen Zeit, auch eine riesige Chance.
Vieles hat sich in den letzten Jahren so eingebürgert, dass es für uns gemütlich war. Das heisst aber nicht unbedingt, dass es auch das Beste war. Durch die steten Veränderungen haben wir die Möglichkeit, Altes und Bestehendes zu überdenken und bei Bedarf Neues zu starten.
Ich mache mir leider zu oft viele Sorgen. Neues zu starten, ist manchmal auch ein Sprung ins kalte Wasser, bei dem noch nicht klar ist, ob alles klappen wird. Ein Bibelvers ist mir in diesem Zusammenhang sehr wichtig geworden. Paulus schreibt im Philipperbrief Kapitel 4, Vers 6: «Sorgt euch um nichts, sondern betet um alles».
Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin wort+wärch.
Zum Thema:
Persönlich: Wenn mein Glaube sich verändert, aber die Gemeinde nicht
Bauern investieren in Menschen: Manche erleben Veränderung, andere geraten ins alte Fahrwasser
Die Frage ist nur, wie?: Die Corona-Pandemie wird die Welt verändern
Datum: 12.02.2021
Autor: Peter Schmid
Quelle: wort+wärch