Christen im Sudan unter Druck
Die Gemeinde der evangelischen «Sudanesischen Kirche Christi» (SKC) in Omdurman versammelt sich in einem Gebäude ohne Dach. Am 5. August 2011 attackierten Muslime die Christen, die am Bauen waren, warfen Steine und schrien, dass sie keine Kirchen in ihrer Gegend duldeten. Die Gemeinde hat auf dem Grundstück im Westen von Omdurman, gegenüber Khartum am anderen Nilufer gelegen, seit 1997 vergeblich versucht, eine Kirche zu errichten.
In einem anderen Stadtteil von Omdurman besuchten Ministerialbeamte am 11. September 2011 drei Gemeinden (SKC, Katholiken, Anglikaner) und teilten ihnen mit, dass ihre Kirchen abgerissen würden, da sie auf staatlichem Land stünden. Sie bezeichneten die Gebäude mit roten Kreuzen.
Streng islamische Ordnung?
In West-Omdurman behaupten radikale Muslime, die die Volkskomitees stellen, es gebe keine Christen in der Gegend. Doch sind während des Bürgerkriegs im Süden von dort Hunderttausende in den Norden geflüchtet.
Laut Schätzungen leben eine Million Christen im Sudan, der im Juli den Abgang von Südsudan hinnehmen musste. In der Folge hat Präsident al-Bashir seinem Land eine streng islamische Prägung verschrieben. Im Dezember 2010 hatte der vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag mit einem Haftbefehl gesuchte Kriegsverbrecher al-Bashir angekündigt, die Scharia werde im Fall einer Sezession des Südens zur einzigen Quelle der Rechtsprechung erhoben.
Überwacht
Die Christen stehen unter verstärkter Beobachtung. Religionsbeamte haben Gemeindeleiter aufgefordert, Informationen über Gemeindeglieder und Aktivitäten zu geben. «Wir bitten Gott, dass er uns vor ihren argen Plänen rettet», sagte Pfarrer Yousif El-Denger Kodi, Generalsekretär der Lutheraner. Im Bericht von Compass Direct ist auch von Erschiessungen von Christen im der Provinz Kadugli die Rede.
Katholiken lassen sich nicht trennen
Die Bischöfe der römisch-katholischen Kirche in Sudan und Südsudan wollen weiterhin eine Konferenz bilden. Dies kündigten sie am 28. Oktober 2011 an. «Die Kirche in den beiden Ländern wird weiterhin solidarisch sein aufgrund unserer gemeinsamen Geschichte und der sehr realen praktischen und menschlichen Bande unter uns», teilten die Bischöfe mit. Die Kirche wolle in Konflikten vermitteln. Die Bischöfe verweigern sich al-Bashirs Sprachregelung vom «Schutz christlicher Minderheiten» und betonen, Christen hätten die gleichen Rechte wie alle Bürger des Landes.
Datum: 04.11.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet / Compass Direct / Sudan Tribune