In der Türkei

Wird armenische Kathedrale von Ani zur Moschee?

Ruine der Kathedrale von Ani
Die mittelalterliche Kathedrale von Ani – ein Juwel der armenisch-christlichen Architektur in der heutigen Türkei – könnte künftig als Moschee genutzt werden. Dies sorgt bei der christlichen Minderheit für Besorgnis.

An den östlichsten Grenzen der Türkei, nahe der armenischen Grenze gelegen, zählt die Kathedrale von Ani (Ani war einst die Hauptstadt von Armenien) zu den bedeutendsten Symbolen des mittelalterlichen armenischen Christentums. Sie wurde im 10. Jahrhundert erbaut und überragt die Ruinen der einstigen Hauptstadt des Königreichs Ani, das heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

Am 3. Juli veröffentlichte die türkische Nachrichtenagentur «Anadolu» einen Artikel mit dem Titel «Die Eroberungs-Moschee von Ani», in dem von einem ersten Freitagsgebet in dem derzeit restaurierten Gebäude berichtet wird – so die Agentur «Asia News».

Der Artikel verschweigt dabei vollständig die christliche Vergangenheit des Ortes – ein offenbar bewusster Versuch, seine ursprüngliche Identität auszulöschen.

Anfrage bei türkischem Parlament

Angesichts dieses Skandals richtete der christliche Abgeordnete George Aslan der pro-kurdischen Partei eine parlamentarische Anfrage an die türkische Regierung. Darin äusserte er seine Sorge, dass die Kathedrale nicht als historisches Denkmal oder Museum wiedereröffnet werden soll, sondern als muslimischer Gebetsort.

«Widerspricht die Entscheidung, die religiöse Identität dieses historischen Bauwerks zu ändern und es in eine Moschee umzuwandeln, nicht dem multireligiösen und multikulturellen Charakter der Türkei?», fragte er den türkischen Kultur- und Tourismusminister Nuri Ersoy.

Seit 1319 eine Ruine

Die Kathedrale, auch bekannt als Surp Asdvadzadzin (Heilige Mutter Gottes), war bereits nach der Eroberung der Stadt durch die Seldschuken im Jahr 1064 kurzzeitig in eine Moschee umgewandelt worden. 1199 wurde sie durch die Zakariden wieder dem christlichen Gottesdienst gewidmet, bevor sie nach einem Erdbeben im Jahr 1319 und dem allmählichen Verfall der Stadt zur Ruine wurde.

Im Zuge nationalistischer Bestrebungen, die türkische Identität mit dem Islam gleichzusetzen, wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehrere historische Kirchen in Moscheen umgewandelt – darunter die berühmte Hagia Sophia in Istanbul und die Kirche Chora (Kariye Camii).

Solche Umnutzungen gehen häufig mit der Verhüllung christlicher Fresken und Ikonen einher – unter Berufung auf islamische Vorschriften. Trotz dieser gezielten Auslöschung christlichen Kulturerbes betont die Türkei nach aussen hin ihr Bekenntnis zur Religionsfreiheit.

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Datum: 15.07.2025
Autor: Germain Gratien / Daniel Gerber
Quelle: Info Chrétienne / Übersetzung: Livenet

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