Christen im Jemen

«Daheim bleiben ist sicher, aber was wären wir für Christen?»

Trotz den umständen wächst die Kirche in Jemen.
Jemen ist wohl einer der schwierigsten Orte für Christen weltweit. Gibt es dort überhaupt noch Gläubige? Ja, sagt ein Leiter vor Ort – und die Kirche wächst, trotz starker Verfolgung.

Zum Glauben kam Saleh (Name geändert) während des Studiums – hier hörte er zum ersten Mal von Jesus Christus. Zunächst traute er sich kaum, seinen Eltern zu erzählen, dass er Christ geworden war. Doch dadurch erfuhr er, dass sein Vater schon lange an Jesus glaubte und es seinen Söhnen aus Sicherheitsgründen nie verraten hatte…

Schon bald bekam Saleh Kontakt zu Organisationen wie Open Doors, die Gemeindeleiter ausserhalb Jemens schulen. Nachdem er aufgrund der Auslandsreise zu einem solchen Kurs aufgegriffen und verhört wurde, verlegte er die Schulungen ins Internet. Doch die Behörden kannten jetzt seinen Namen…

«Der Mann, der Jesus kennt»

Aufgrund des Krieges floh Saleh in ein Nachbarland, wo er in einem Flüchtlingslager Kontakte zu vielen Jemeniten bekam. Hier konnte er freier von Jesus sprechen. «Ich wurde bekannt als ‘der Mann, der Jesus kennt’», erzählt Saleh gegenüber der Open Doors. «Die Menschen hatten ein grosses Interesse daran, mit mir zu reden, zuzuhören und zu diskutieren. Wir sprachen stundenlang. Es gab einige sehr tiefgründige Gespräche und viele Menschen lernten Christus als ihren Retter kennen. Irgendwann ermutigte ich die neuen Christen, zurück nach Jemen zu gehen und dort zu dienen.»

Hausgemeinden-Netzwerk

Auch Saleh ging zurück nach Jemen, obwohl sein Leben dort in Gefahr war. 70 Prozent der dortigen Christen können sich nur heimlich in Hausgemeinden treffen. Also gründete er zusammen mit anderen ein Hausgemeinden-Netzwerk. In einem Teil des Landes, wo es etwas weniger gefährlich ist, traf er sich mit Gemeindeleitern, um die Bibel zu studieren, zu beten, sie zu ermutigen und zu schulen und sie dann in ihren Dienst auszusenden. Er selbst reiste viel, um die Gemeindeleiter und die Hausgemeinden zu ermutigen. Bei der Reise zu einer Taufe wurden sein Bruder und ein enger Freund gefangengenommen – auch Saleh musste sich monatelang verstecken und kann bis heute nicht frei herumlaufen. Immer wieder erreichen ihn Morddrohungen. Trotzdem macht er weiter: «Wenn wir zu Hause sitzen und nichts tun würden, wären wir sicher. Aber war für Christen wären wir dann, wenn wir unser Leben nicht riskieren würden, damit andere das Leben kennenlernen?»

Ermutigt, um andere zu ermutigen

Nach viel Gebet und Fasten der lokalen Gemeinde wurden Salehs Bruder und der enge Freund durch ein Wunder wieder freigelassen. Doch auch Saleh hat immer wieder Angst – seine Familie drängt ihn zur Ausreise. «Doch wenn ich wegrenne, was für ein Vorbild wäre ich dann für die Gemeinde? Ich könnte die Kirche nicht allein lassen und weggehen…»

In den Monaten, in denen er sich versteckt hielt, war er oft entmutigt. «Ich weinte stundenlang in meinem Zimmer.» Doch gerade in der Zeit erlebte er Gottes Gegenwart. «In diesen schwierigen Monaten erhielt ich einen Anruf von jemandem, der mit mir betete, oder ich erhielt eine Textnachricht (…), die mich ermutigte.» Heute kümmert er sich um 70 christliche Familien. «Die Kirche im Jemen lebt unter sehr rauen Bedingungen, aber trotzdem ist sie am Wachsen. Ich hoffe, dass es bald in jeder Ecke des Landes Christen gibt und dass Christen in jedem Dorf und jeder Stadt das Evangelium in Worten und Taten weitergeben.»

Zum Thema:
Dossier: Verfolgung.jetzt
Trotz aller Widrigkeiten: Neue Wachstums-Ära des Evangeliums im Jemen
Glauben im Geheimen: Saudi-Arabien: Eine winzige Gemeinde wächst trotz allen Hindernissen
Arabische Halbinsel: Google-Suchen führen zu persönlichen Gesprächen

Datum: 08.01.2024
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Open Doors UK

Werbung
Livenet Service
Werbung