«Mit dem Teenie unterwegs sein»
Die Teenie-Arbeit fusst gänzlich auf Beziehungen, sagt Lukas Fankhauser, Jugendsekretär der EMK. „Wer Teenager in die Gemeinde hineinführen will, muss ihnen nicht ein fetziges Programm bieten, sondern Leute zur Seite stellen, die zu Beziehungen bereit sind.“ Elf EMK-Gemeinden haben Jugendpfarrer eingestellt; die EMK führt dazu einen vierjährigen Teilzeit-Ausbildungsgang.
„Teenager sollen merken: Der interessiert sich für mich, da kann ich Heimat finden“, sagt Fankhauser. „Auch wenn er sich abgrenzt, hat der Teenie ein Bedürfnis nach Heimat.“ In der Regel würden Jugendliche später andere Kirchen kennenlernen – „aber wenn die Familiengründung ansteht, so meine Erfahrung, bieten Jugendkirchen meistens nicht mehr das Gewünschte. Hat man sich früher in der EMK um sie gekümmert, werden sie eher wieder zu uns kommen.“
Pulsierende Gruppe
Die EMK-Jugendpfarrer machen faszinierende Erfahrungen, wenn sie sich auf Teenies einlassen. In Zofingen sei es David Gassmann in einem Jahr gelungen, die Jugendlichen zu einer pulsierenden Gemeinschaft zu verbinden. „Sie bringen neuerdings ihre Kollegen in den Teenie-Club – vorher unvorstellbar. Wir staunen, wie sie sich nun für die Gemeinde interessieren.“
Laut Fankhauser kommt es auf das echte Interesse für Teenager an. „Beziehungen kann man nicht machen. Man muss mit dem Teenie unterwegs sein, mit ihm im Gespräch sein, auch über den Glauben reden – auf natürliche Art und Weise, nicht als Lehrer.“ Nach dem Takano*-Merksatz: Teenager lernen nur wann, was und vom wem sie wollen. „Der Teenager liest sich seine Beziehungsperson aus, nicht umgekehrt. Sie darf nichts überstülpen, sondern muss offen sein, bis der Teenager kommt und sein Gegenüber als Mentor annimmt. Die EMK sucht darum Leute, „deren Herz für Teenager brennt“. Fankhauser erwähnt drei Jugendliche in Herisau, die an den Rand der Gesellschaft drifteten. Der Jugendpfarrer stand ihnen über ein Jahr bei und half ihnen, ihr Leben in den Griff zu bekommen.
„Gemeinde übergreift die Generationen“
Fankhauser, seit 16 Jahren für Kinder- und Jugendarbeit der EMK Schweiz tätig, leitet die 2001 geschaffene Fachstelle Takano in Olten. Das Takano-Konzept der EMK kennt fünf Altersstufen. „Doch sehen wir die Gemeinde als Ganzes. Sie kann nur bestehen als Gemeinschaft, welche die Generationen übergreift. Nur auf die Senioren, das mittlere Alter oder auf die Jungen zu blicken, hat keine Zukunft.“
Die Takano-Fachstelle erarbeitet derzeit die Schwerpunkte für die nächsten fünf Jahre unter dem Motto „begleitet und bewegt leben“. Fankhauser: „Wir wollen Kinder und Jugendliche im Glauben an Jesus Christus, Gott und den Heiligen Geist begleiten. Durch die Liebe Gottes werden sie bewegt und entdecken und leben ein verantwortungsbewusstes Christsein.“
Stimme der Jungen in der Gemeindeleitung
Die Jährliche Konferenz der EMK Schweiz-Frankreich, die letzte Woche auf St. Chrischona bei Basel tagte, hat die Arbeit der Takano-Verantwortlichen in den EMK-Gemeinden mit Verantwortungen und Kompetenzen definiert. Sie sollen die Stimme der Kinder und Jugendlichen im lokalen Vorstand einbringen. Die Takano-Fachstelle in Olten wird sie in den nächsten Jahren intensiv beraten und unterstützen.
Gastfreundschaft – aber radikal
Neben der Jugendarbeit und weiteren Themen beschäftigte sich die Jährliche Konferenz der EMK vornehmlich mit fünf Akzenten des Gemeindeaufbaus, welche der US-Bischof Robert Schnase hervorhebt: Fruchtbare Gemeinden zeichnen sich dadurch aus, dass sie radikale Gastfreundschaft üben, leidenschaftlich Gottesdienst feiern, Glaubenswachstum zum verbindlichen Ziel erklären, Risiken in Zeugnis und Dienst eingehen und mit ausserordentlicher Grosszügigkeit überraschen.
Lukas Fankhauser begrüsst diese fünf Impulse, weil sie nicht darauf abzielen, Schwächen auszubügeln, sondern Ziele vorgeben. „Wir merkten in den Gesprächen, dass es um eine radikale, bedingungslose Gastfreundschaft geht: Sind wir gastfreundlich – egal wer kommt?“
Links zum Thema:
Takano-Webseite: www.takano-online.ch
Alle Berichte von der Jährlichen Konferenz der EMK Schweiz-Frankreich
*Der japanische Familienname Takano, den sich die EMK-Fachstelle für Kinder- und Jugendarbeit gegeben hat, bedeutet „ein weites Feld, das auf einer Anhöhe liegt“.
Datum: 03.07.2008
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch