Schweizer Christkatholiken für Segnung von Homo-Paaren
Am "Sakrament der Ehe" solle nicht gerüttelt werden. Doch mit einem kirchlichen Segen können homosexuelle Paare in Zukunft trotzdem rechnen. Hinter diesen Spagat stellten sich 76 der 83 Mitglieder der Nationalsynode der christkatholischen Kirche der Schweiz. Sie tagte am vergangenen Wochenende in Aarau und verabschiedete unter anderem den Bericht der Kommisssion "Kirche und Homosexualität".
Der Superlativ zeigt die Wende
"Ganz deutlich" - wie die Nachrichtenagentur Kipa meldet - habe die Kommission die Besonderheit der Ehe zwischen Mann und Frau hervorgehoben. Doch grade der Superlativ birgt die Relativierung: Die Ehe verwirkliche "am deutlichsten" den Schöpfungswillen Gottes, heisst es in dem Bericht. "Neue humanwissenschaftliche Einsichten" brachten bei den Kommissionsmitgliedern ein Umschwenken.
Eine pastorale Verantwortung gegenüber gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen wolle man nun dadurch wahrnehmen, dass man ihnen eine Segnung anbietet. Diese könne im privaten Rahmen oder während eines Gottesdienstes stattfinden, und unterscheide sich von den liturgischen Riten bei einer Eheschliessung, schreibt die Kommission.
"Homosexuelle wegbeten"?
Zugleich will die christkatholische Kirche der Schweiz künftig homosexuelle Geistliche auch in den Kirchendienst aufnehmen. In gängiger Manier schloss auch der Bischof dieser Kirche, Fritz-René Müller, von der Tatsache homosexuell empfindender Menschen auf deren kirchliche Legitimierung. Nicht ohne Spott meinte er, wer Mühe mit homosexuellen Menschen innerhalb der Kirche habe, der müsse jeden Tag zu Gott beten, dass dieses Phänomen verschwinde.
Was ist Klugheit?
Allerdings rechnet auch Müller nicht damit, dass diese Neuerung überall in den Gemeinden willkommen geheissen wird, und fordert darum beim Einsatz homosexueller Geistlicher zu "pastoraler Klugheit" auf. Auch bestehe die Gefahr, dass sich die christ- bzw. altkatholische Kirche in der Ökumene isoliere, mahnte ein Synodaler. Besonders die ihr nahestehenden Anglikaner und Orthodoxen lehnen eine kirchliche Legitimierung der Homosexualtität weiterhin ab.
Die christkatholischen Kirche zählt in der Schweiz 36 Gemeinden mit rund 13.500 Mitgliedern. Sie geht zurück auf eine Trennung von der römisch-katholischen Kirche nach dem 1. Vatikanischen Konzil von 1870. Die dort beschlossene "Unfehlbarkeit" des Papstes wollte eine liberale Minderheit nicht mittragen.
Weiterführende Links:
Humanwissenschaftliche Erkenntnisse zur Homosexualität
Grossbritannien erlaubt gleichgeschlechtlichen Paaren Adoption
Beratung von Homosexuellen: Sechs Tipps
Studie: Homosexualität ist heilbar
Quellen: Kipa/Tagesanzeiger/Livenet
Datum: 13.06.2006