Todesstrafe für den Glaubenswechsel in der islamischen Welt

Todesstrafe für Konvertiten in Afghanistan?
Iran: Hamid Pourmand: drei Jahre Haft wegen Übertritts zum Christentum.
Ägypten: 150 Jahre Hamayouni-Erlaß Was Moslems dürfen, dürfen Christen nur mit Erlaubnis des ägyptischen Staatsoberhauptes. Christliche Kopten - Bürger zweiter Klasse.

Eigentlich garantiert die Uno-Menschenrechtserklärung das Recht auf freien Religionswechsel. Dennoch müssen Muslime in zahlreichen Staaten mit dem Tod oder langen Haftstrafen rechnen, wenn sie sich vom Islam abkehren.

Die Bedrohung gehe aber nicht nur vom Staat, sondern auch von religiös-extremistischen Gruppen und einzelnen fanatischen Muslimen aus, sagte der Referent für Religionsfreiheit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Walter Flick, am Mittwoch in Frankfurt am Main. Er sprach von einer wachsenden Bedrohung von Konvertiten (Personen, die die Religion wechseln).

Mauretanien und Sudan: Hinrichtung im Strafrecht

Nach IGFM-Angaben haben Mauretanien und der Sudan die Todesstrafe für den Abfall vom Glauben, die so genannte Apostasie, sogar im Strafrecht verankert. So sehe die im Juli 2005 im Sudan verabschiedete neue Verfassung weiter die Todesstrafe bei "Abwendung vom islamischen Glauben" vor. Das im August 2005 an die Macht gekommene mauretanische Militär-Regime habe trotz der angekündigten Bemühungen um "offene und demokratische Verhältnisse" den Strafrechtsartikel, der die Hinrichtung für die Abkehr vom Islam bestimmt, noch nicht abgeschafft.

Saudi-Arabien und Iran: Hinrichtung aufgrund der Scharia

Auch in Saudi-Arabien und dem Iran werden Menschen wegen ihres Glaubenswechsels hingerichtet – ohne direkte Vorschrift im Strafrecht. In Saudi-Arabien reicht die Berufung auf die Scharia als Rechtsgrundlage. Im Iran berufen sich die Behörden und die Justiz nach Erkenntnissen der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) auf Anweisungen von Ayatollah Khomeini, die als gleichrangige Rechtsquelle betrachtet werden.

Die IGFM erinnert in diesem Zusammenhang an den früheren iranischen Offizier Hamid Pourmand, der im Februar 2005 wegen angeblicher Vertuschung seines in der Armee erfolgten Übertritts zum Christentum zu drei Jahren Haft verurteilt wurde. Unter Präsident Mahmud Ahmadinedschad habe sich die Lage von Nichtmuslimen und Konvertiten aus dem Islam deutlich verschlechtert.

Vorgeschobene Verbrechen

Länder wie Pakistan oder Ägypten geben sich nach aussen liberaler. Dennoch ist dort die Abkehr vom islamischen Glauben so verpönt, dass Apostaten wegen anderer vorgeschobener Verbrechen bestraft werden. In Pakistan beispielsweise müssen sie nach Erkenntnissen von ai aus dem Jahr 2003 mit Anklagen wegen Gotteslästerung rechnen. Das bedeute oft jahrelange Gefängnisaufenthalte, selbst wenn die Aussicht auf Freispruch in höheren Instanzen gut sei. In Ägypten sind der IGFM mehrere Fälle von Konvertiten bekannt, die in Verbindung mit ihrem Glaubenswechsel zum Christentum in Haft oder in die Psychiatrie gekommen sind.

Bedroht, entführt und erstochen

Ausserdem laufen des Glaubensabfalls verdächtigte Personen häufig Gefahr, durch fanatische Muslime verletzt oder getötet zu werden, berichtet Flick. Er verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Ermordung des iranischen Pastors Ghorban Tori am 22. November. Der vom Islam zum Christentum übergetretene 50-Jährige war in der nordostiranischen Stadt Gonbad-e-Kavus entführt und erstochen worden, nachdem er als Leiter einer kleinen freikirchlichen Konvertitengemeinde bereits Drohungen erhalten hatte.

Positiv hat sich die Lage christlicher Konvertiten nach Erkenntnissen der IGFM in den vergangenen Jahren in der Türkei entwickelt. So könne der katholische Bischof Louis Pelâtre in Istanbul jährlich Konvertiten aus dem Islam in die katholische Kirche aufnehmen. Allerdings hat es laut Flick in den vergangenen Wochen mehrere Attentate auf christliche Geistliche gegeben, so dass die Stimmung wieder umschlagen könnte.

Artikel zum Thema: Internationale Kampagnen für vom Tod bedrohten afghanischen Christen
Vorschlag von CSI für ein Protestmail an den afghanischen Präsidenten Hamid Karzai:
http://www.csi-schweiz.ch/afghanistan_abdul_rahman.php

Autor: Christoph Arens
Quelle: Kipa, Bearbeitung Livenet, IGFM.de

Datum: 24.03.2006

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