Aufatmen bei den Assyrern im Nordirak

Assyrer

Über 10'000 irakische Christen sind vor dem Krieg in die Kleinstadt Ninive geflüchtet. Laut der Webseite der irakischen Assyrer im US-Exil fuhren viele Bagdader in ihre Stammlande im Nordirak. Die Stadt Ninive nördlich von Mosul, in deren Nähe die Ruinen der Metropole des einstigen assyrischen Grossreichs liegen, hat normalerweise 25'000 Einwohner. Die meisten sind Christen; ihre Vorräte an Nahrung und Medikamenten gingen rasch zur Neige, als die Geflüchteten eintrafen.

Die Webseite berichtet vom Einmarsch der Koalitionstruppen in assyrische Dörfer im Nordirak. In der Ebene von Mosul wurden sie von kurdischen Peshmerga und assyrischen Zowaa-Milizionären unterstützt. Ein Vertreter der Assyrischen Demokratischen Bewegung betonte bei einem Treffen in Alqosh die Bedeutung von Einigkeit und Vergebung. Er lehnte Racheakte ab. Ein Team der Bewegung richtete eine UKW-Station ein, die in Arabisch und Assyrisch zu senden begann.

Hass auf den Westen

Die Christen im Irak und in der ganzen islamischen Welt fürchten Vergeltungsschläge von islamischen Extremisten – als Folge des Irak-Kriegs. Militante Muslime haben die Christen oft in Verbindung gebracht mit dem ‚christlichen‘ Westen, als dessen Ausgeburt die Heere der Koalition gesehen werden. Die Angst der vielfach schutzlosen Christen, die fast überall verschwindende Minderheiten stellen, erklärt sich aus den Erfahrungen nach dem Afghanistan-Krieg. Damals wurden bei Racheakten, wie die britische Organisation ‚Barnabas Fund‘ schreibt, Hunderte von Christen getötet.

In Pakistan kam es seit dem 11. September zu mindestens zehn Anschlägen auf Kirchen, christliche Spitäler, Schulen und ein Hilfswerk. Dabei wurden etwa 40 Männer, Frauen und Kinder getötet. Nach dem Kriegsbeginn im Irak hat die pakistanische Regierung die im Vergleich mit anderen Ländern sehr aufwendigen Massnahmen zum Schutz der Christen nochmals verstärkt. Die Kirchen werden nun von grösseren Mannschaften bewacht.

Ein Funke würde genügen...

Im Irak kommen sich die Christen angesichts der Anarchie besonders gefährdet vor. Sie wissen: Eine hasserfüllte Ansprache in einer Moschee könnte genügen, auch ein Streit unter Nachbarn, um Attacken auf Kirchen und Häuser von Christen zu provozieren. In den ersten Kriegstagen wurden die Christen verschont; neuere Nachrichten fliessen spärlich.

Seit dem ersten Golfkrieg 1991 hat sich die Zahl der Christen im Irak von 1,5 Millionen auf 700'000 halbiert. In grosser Zahl wanderten Christen aus, um Saddams Terror-Regime, den UN-Sanktionen und einer feindseligen Umgebung zu entkommen. Während des Afghanistan-Kriegs wurden Christen bei der Verteilung von Nahrungsrationen benachteiligt. Man schmähte sie als „Kreuzritter“, die sich für ihre Nahrung an die USA wenden sollten.

Datum: 22.04.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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