Palästinenser verkaufen Qumran-Fragmente
Die Rollen wurden zwischen 1947 und 1956 in elf Höhlen nahe der Ruinen-Stätte Qumran entdeckt. Von den rund 1‘050 verschiedenen Schriften sind etwa 300 Bibeltexte, etwa Abschriften fast aller Bücher des Alten Testamentes und religiöse Literatur aus dem 3. Jahrhundert vor Christus bis zum 1. Jahrhundert nach Christus. Die Fragmente befinden sich im Besitz der palästinensischen Grossfamilie Kando aus Bethlehem, die seit der Entdeckung der Schriftrollen als Mittelsleute für die Beduinen fungiert und damit ein Vermögen verdient hat. Sie verwahrt die Stücke in Schweizer Tresoren. Die evangelikale Azusa-Universität in Kalifornien und das Theologische Seminar der Südwestlichen Baptisten in Texas haben mehrere briefmarken- bis handtellergrosse Stücke bei Kando für mehrere hunderttausend Dollar erworben, berichten die israelische Tageszeitung Haaretz und die Washington Post.
Neufunde müssten abgeliefert werden
In Fachkreisen ist es ein offenes Geheimnis, dass die Familie Kando zahlreiche weitere Fragmente besitzt. Wie der deutsche Experte für die Schriftrollen vom Toten Meer, Alexander Schick, gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte, wurden die kleinen Stücke auch der israelischen Altertumsbehörde und dem Israel-Museum angeboten, die allerdings den geforderten Preis nicht zahlten. Denn das israelische Antikengesetz von 1972 verlange, dass Neufunde bei der Behörde abgeliefert werden müssen. Wer Funde illegal verkaufe, müsse mit hohen Strafen rechnen.
Experte: Die Fragmente sind echt
Laut Schick, der die Kando-Sammlung kennt, sind die zum Verkauf angebotenen Fragmente «zweifelsfrei echt». Das antike und sehr brüchige Leder lasse sich nicht manipulieren. Der Ankauf der Fragmente sei aber eine heikle Sache. Schick hält es für «mehr als bedauerlich», dass diese Schätze nicht der Israelischen Antikenbehörde übergeben werden. Dort gebe es Spezialisten für die richtige Konservierung.
Alexander Schick hat die grösste Qumran- und Bibel-Wanderausstellung Europas ins Leben gerufen. Nach seiner Ansicht sind für Christen auch die nicht-biblischen Schriften interessant, weil sie den jüdischen Hintergrund des Neuen Testamentes beleuchten. Die licht-, temperatur- und luftfeuchtigkeitempfindlichen Schriftrollen werden in Dunkelkammern des Israel-Museums in Jerusalem aufbewahrt. Dort sind sie nur wenigen Experten zugänglich.
Datum: 10.06.2013
Quelle: idea