Eirineos I. akzeptiert seine Absetzung aber weiterhin nicht. Die Synode, bei der 12 von 18 Bischöfen gegen ihn stimmten, habe kein Recht zu seiner Entmachtung, da sie nicht von ihm selbst einberufen worden sei, argumentiert er. Die israelische Regierung teilte in der Nacht zum Mittwoch mit, dass sich nacheinander Premierminister Ariel Scharon, sein Sekretär Yisrael Maimon und der diplomatische Berater Shalom Turgeman mit dem Patriarchen sowie mit anderen Vertretern des griechischen Patriarchats getroffen hätten. Die Israelis wollten sich aus erster Hand über die Krise im griechischen Patriarchat informieren, hiess es. Eirineos wird vorgeworfen, in der Jerusalemer Altstadt gelegene wertvolle Grundstücke heimlich und im Alleingang an unbekannte jüdische Investoren verkauft zu haben. Israel sei weiter an guten Beziehungen mit dem griechischen Patriarchat und den übrigen Institutionen interessiert, betonte die Regierung. Israel erwarte, dass die Krise umgehend überwunden werde. Eirineos I. sei von Israel anerkannt worden. Gleichwohl sei Israel weder Schlichter noch Schiedsrichter zwischen den verschiedenen Seiten. Gemäss einer nicht bestätigten Pressemeldung aus Istanbul hatte zuvor das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Weltgemeinschaft, Patriarch Bartholomaios I., den Jerusalemer Patriarchen in einem Telegramm aufgefordert, zu einer Klärung der Krise nach Istanbul zu reisen. In dem Telegramm sei Eirineos I. angeblich aber noch davor gewarnt worden, selbst eine Synode einzuberufen. Dies könnte darauf hindeuten, dass der mehrheitliche Beschluss der Jerusalemer Synodenmitglieder noch nicht endgültig ist. Ein armenischer Kenner der Lage in den Patriarchaten Jerusalems sagte dagegen, dass die Entmachtung Eirineos I. nicht mehr aufzuhalten sei, da er seine Ämter nicht mehr ausüben könne. In Griechenland gibt die Wahl von Eirineos und sein Aufstieg zum Jerusalemer Patriarchenthron im Jahr 2001 schon seit Monaten zu reden. Offenbar sandte das Oberhaupt der Kirche in Athen den mittlerweile steckbrieflich gesuchten Waffen- und Drogenhändler Apostolos Vavylis ins Heilige Land, um die Kandidatur von Eirineos zu unterstützen. Und er kriegte es hin. Dass nun der damals auf den Thron Gehievte stürzt, dürfte dem Ansehen der griechischen Nationalkirche weiteren Schaden zufügen.
Datum: 13.05.2005
Israel weiter an guten Beziehungen interessiert
Vorfall oder Zerreissprobe für die Orthodoxen?
In Griechenland noch mehr Fragen
Der politische Rückhalt für den wegen umstrittener Grundstückspekulationen in die Kritik geratenen griechischen Patriarchen von Jerusalem, Eirineos I., schwindet. Nachdem die jordanische Regierung die Absetzung des Patriarchen durch die griechisch-orthodoxe Bischofssynode vom Sonntag anerkannte, schloss sich am Mittwoch auch die palästinensische Autonomiebehörde an. Jetzt muss nur noch Israel zustimmen, ehe die Amtsenthebung in Kraft treten kann.