Bafut: das Land und seine Leute
Die Nordwest-Provinz im englischsprachigen Teil Kameruns beherbergt Dutzende von Volks- und Sprachgruppen. Die Fonschaft Bafut ist einer der kleineren Unterbezirke. Sie erstreckt sich in diesem Hügelland auf einer Fläche von 425 Quadratkilometern nördlich von Bamenda und umfasst ca. 65.000 Einwohner, alle in einem Umkreis von rund 30 Kilometern um den Palast des Herrschers. Aber fast doppelt so viele Menschen sprechen die gleichnamige Sprache.
Die meisten leben von etwas Landwirtschaft und dem üblichen afrikanischen Kleingewerbe. Wer im Gottesdienst kein Geld in die Kollektenkasse werfen kann, birngt eine Frucht mit, die dann unter grosser Anteilnahme sofort versteigert wird. Die Aidsrate unter den Gebärenden in der Klinik beträgt 11 Prozent.
Die Bevölkerung Bafuts ist recht homogen. Nur ein kleiner Prozentsatz gehört einer anderen Volksgruppe an. Am meisten stechen die Fulani ab, ein moslemisches Hirtenvolk auf den Hügeln, das auf seine Weise mit den "Errungenschaften" der Neuzeit ringt. Sie zeigen sich in letzter Zeit für den christlichen Glauben interessiert; erste zaghafte Kontakte sind am Entstehen.
Weg vom "christlichen Stammesdenken"
Bafut ist ein christliches Land. 80 bis 90 Prozent des Volkes gehören einer Kirche an, die meisten entweder der Presbyterischen Kirche in Kamerun 1) oder der römisch-katholischen 2). Daneben bestehen auch sieben Baptisten- und drei Pfingstgemeinden. Das geht nicht ohne Spannungen ab. Ein christlicher Leiter meinte gar, das traditionelle Stammesdenken sei vom konfessionellen abgelöst worden. Was die Kirchen aber zu einen beginnt, ist nun kein gemeinsamer "Feind", sondern das Neue Testament in der einen Sprache Bafut. Bereits die Arbeit an der Übersetzung habe einen tiefen ökumenischen Zusammenhalt bewirkt.
Unterricht in der Muttersprache
Die Alphabetisierungsrate ist hoch. Sieben von zehn Bafut können lesen und schreiben, viele aber nur auf englisch. Ihre eigene Sprache, in der sie ihr Leben führen, in der sie träumen und glauben, ist den meisten noch verschlossen. An den staatlichen Schule wird Bafut offiziell erst seit wenigen Jahren unterrichtet. Der Parlamentsbeschluss 98/004 vom 14. April 1998 hat den Weg zu muttersprachlichem Unterricht freigemacht. Weil in Bafut aber schon an der Bibelübersetzung gearbeitet wurde, konnte man ihn rascher umsetzen. Denn von Anfang an wurden auch muttersprachliche Lehrer ausgebildet. Zur Zeit besuchen einige hundert Erwachsene entsprechende Kurse, und an 27 Primarschulen erhalten knapp 3000 Schüler ihre Lektionen auf bafut.
Die ersten Schriftsteller
Die verschriftete eigene Sprache lässt nun auch eine eigene Literatur entstehen. Jüngstes Erzeugnis ist ein Sammelband mit nicht weniger als 547 Sprichworten, zusammengetragen und herausgegeben vom leitenden Bibelübersetzer, Dr. Joseph Mfonyam. Seit einiger Zeit gibt es den Bafut News Letter, eine vor allem von Lehrern gestaltete Zeitung. Das Sprachkomitee ermutigt seine Lehrkräfte, sich auch darüber hinaus nach Kräften journalistisch und schriftstellerisch zu betätigen. Auch die wichtigsten Lehrmittel stehen inzwischen in der Muttersprache zur Verfügung. Die persönlichen und finanziellen Mühen hierfür sind enorm. Allem Anschein nach ist die Arbeit aber diese Mühen wert. Nicht nur der Fon wünscht sich offenbar so eine Kulturveränderung ...
1) Die Presbyterische Kirche von Kamerun ist aus den Bemühungen der Basler Missionare hervorgegangen. Nach dem Ersten Weltkrieg durften unter der neuen englischen und französischen Besatzung keine deutschen Missionare und nur noch wenige Schweizer ins Land, und die Kirche wurde notgedrungen selbständig. Sie gab sich dann in den 30er Jahren diesen Namen (wobei die Protokolle ihrer Synode noch bis in die 50er Jahre hinein auf deutsch verfasst wurden ...). Sie bildet heute die mitgliederstärkste Kirche des Landes.
2) Römisch-katholische Gemeinden bestehen in Bafut erst seit Ende der 30er Jahre. Ihre Zahl ist auf ca. 12 angewachsen.
In dieser Serie ist bereits erschienen:
"Das Christentum hat meinem Land Frieden gebracht"
"Das Evangelium soll die Kultur meines Volkes verändern"
„Gott spricht zu uns auf bafut – hört hin!“
Datum: 30.07.2004
Quelle: Livenet.ch