Als mögliche Folgen an die Wand gemalt werden die "Entwurzelung von grossen Teilen der Bevölkerung", der "Zusammenbruch staatlicher Funktionen" und die "Gefahr eines Bürgerkrieges". Es gehe den Menschen im Irak schon sehr schlecht; ein Krieg würde ihre Lage dramatisch verschlechtern. Die Kirchenvertreter erklären, das irakische Regime sei zwar gefährlich und im Umgang mit der eigenen Bevölkerung inhuman, doch könne nach christlicher Anschauung die Kontrolle des Regimes und dessen Entwaffnung nicht durch Gewalt, sondern einzig durch eine Politik der Vernunft und Besonnenheit erreicht werden. Den UN-Waffeninspektoren müsse "genügend Zeit eingeräumt" werden. Ein Krieg führe nur zu neuen Konflikten. Weiter heisst es: "Wir bedauern, dass die mächtigsten Nationen dieser Welt Krieg wieder als ein akzeptables Mittel der Aussenpolitik betrachten. Dies schafft ein internationales Klima der Furcht, Bedrohung und Unsicherheit." Der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds, Thomas Wipf, der mit Manfred Kock von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Konrad Raiser vom Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf und Bob Edgar vom Nationalen Kirchenrat der USA am Treffen teilnahm, sprach von einem deutlichen Zeichen der Solidarität mit den Menschen im Irak. Wipf betonte: "Eine Lösung muss ohne Krieg möglich sein." Die Kirchenvertreter erklären sich "äusserst besorgt über die nicht nachlassenden Forderungen der USA und einiger europäischer Regierungen nach militärischen Aktionen gegen den Irak". Sie argumentieren: "Ein präventiver kriegerischer Angriff als Mittel, um die Regierung eines souveränen Staates auszuwechseln, ist unmoralisch und stellt eine Verletzung der UN-Charta dar." Sie rufen das irakische Regime auf, "alle Massenvernichtungswaffen zu zerstören und damit verbundene Forschung und Produktionsstätten aufzugeben. Der Irak muss in jeder Hinsicht mit den UN-Inspektoren zusammenarbeiten und allen seinen Bürgern die volle Anerkennung der bürgerlichen und politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte garantieren. Den Menschen im Irak muss die Hoffnung gegeben werden, dass es Alternativen sowohl zu Diktatur als zu Krieg gibt." Die Christen der Welt werden eingeladen, "für eine friedliche Lösung dieses Konflikts zu beten und alle Menschen zu ermutigen, sich am Ringen um eine solche Lösung zu beteiligen." Im selben Abschnitt heisst es: "Wir beten, dass Gott die Verantwortlichen leiten möge, Entscheidungen zu treffen, die auf der Basis sorgfältiger Überlegung, moralischer Prinzipien und hoher rechtlicher Standards beruhen." Dabei suchen die Kirchenvertreter das Verhältnis zwischen den Kulturräumen zu entspannen. "Als Verantwortliche aus Kirchen in Europa haben wir eine moralische und pastorale Verpflichtung, Fremdenhass in unseren Ländern entgegenzutreten und den Menschen in der muslimischen Welt die Furcht zu nehmen, die sogenannte westliche Christenheit stelle sich gegen ihre Kultur, Religion und Werte. Wir müssen die Zusammenarbeit für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenwürde suchen." Quelle: Livenet/SEKEntwaffnung durch besonnene Politik
‚Äusserst besorgt'
Anerkennung der Menschenrechte im Irak eingefordert
Fromme Wünsche - und Gebet
Datum: 08.02.2003
Autor: Peter Schmid