Freiwillige Helferinnen und Helfer sammelten und verteilten Nahrung und Desinfektionsmittel. Auch in Rumänien und anderen Ländern sei Caritas in der Nothilfe aktiv, da der Jahrhundertregen in ganz Osteuropa grösste Schäden angerichtet habe. Hinweis: Caritas Schweiz dankt für Spenden auf Postkonto 60-7000-4 mit dem Vermerk „Unwetter Osteuropa“. Das Jahrhundert-Hochwasser in Teilen Deutschlands hat bis in die USA eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Ein Krisen-Interventions-Team der Baptisten in Texas hat sich bereiterklärt, bei den Aufräumarbeiten zu helfen. “Innerhalb von 24 Stunden können die Männer vor Ort sein”, erklärte die baptistische Missionarin Karen Morrow (Wehrheim bei Bad Homburg). Zwischen der grössten deutschen Freikirche, dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden), und dem texanischen Baptistenbund besteht eine Partnerschaft. Nach wie vor dramatisch ist die Hochwasser-Lage in Sachsen. Von den Überschwemmungen sind auch zahlreiche Gebäude von Landeskirche und Diakonie betroffenen, etwa in Dresden, Meissen, Pirna und Grimma. Die Höhe der Schäden lasse sich noch nicht abschätzen, hiess es. Teilweise mussten kirchliche Altenheime, Kindergärten und Behinderteneinrichtungen geräumt werden. Pfarrer leisten Seelsorge an den Betroffenen, die mitunter ihr ganzes Hab und Gut verloren haben. Die Kirchen Deutschlands haben zu Spenden für die Opfer der Hochwasser-Katastrophe im In- und Ausland aufgerufen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, erklärte in Hannover, Trauer und Mitgefühl gelte den Opfern in Deutschland, aber auch in Österreich, Tschechischen Republik und Osteuropa. Die evangelischen Kirchengemeinden sollten an einem der kommenden Sonntage die Kollekte für die Hochwasserhilfe des Diakonischen Werks umwidmen. Auch die Hilfswerke der beiden grossen Kirchen riefen zu Spenden auf. Nach Angaben von Caritas Internationalis ist die Situation nach erneuten Regenfällen vor allem im südlichen Russland äusserst kritisch. Aber auch in der Tschechischen Republik, Moldawien und Rumänien sei die Lage weiter extrem angespannt. Kock dankte vor allem den vielen Helfern, die zum Teil unter Einsatz ihres Lebens Menschen retteten und versuchten, die schlimmsten Folgen abzuwenden. "Das Technische Hilfswerk, die Bundeswehr, die Feuerwehr und die vielen Freiwilligen gaben ein beeindruckendes Zeichen von Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe." Zu den Hilfsangeboten von Kirche und Diakonie gehöre unter anderem die Bereitstellung von Notunterkünften in Gemeindehäusern sowie seelsorgliche Betreuung. Neben unzähligen Privatgebäuden hat das Hochwasser auch an zahlreichen Kirchengebäuden immense Schäden verursacht. Im Bistum Dresden-Meissen gehen diese in Millionenhöhe. Das ganze Ausmass der Zerstörungen sei jedoch noch nicht absehbar, erklärte Bistums-Sprecherin Elisabeth Meuser in Dresden. Die Flutkatastrophe hat mittlerweile in allen bedeutenden Kirchen des Dresdner Stadtzentrums Schäden verursacht. Das Untergeschoss der Kathedrale am Elbufer ist durch eingedrungenes Grundwasser vollgelaufen. Davon sind der Medienverleih des Bistums Dresden-Meissen und die Grüfte des Fürstengeschlechts der Wettiner betroffen. Wie Dompfarrer Klemens Ullmann am Donnerstag nachmittag mitteilte, wurde einige Särge dadurch angehoben und treiben durch die Räume. In die Unterkirche der im Wiederaufbau befindlichen Frauenkirche ist ebenfalls Grundwasser eingedrungen. Dieses wurde jedoch weitgehend abgepumpt, so dass das Wasser dort nur noch etwa zwei Zentimeter hoch steht. Auch der Keller der Kreuzkirche am Altmarkt wurde ausgepumpt, auch hier läuft aber langsam Grundwasser nach. Nach Angaben des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden sind in seinen Reihen bisher nur wenige Gemeinden und Mitglieder direkt durch das Hochwasser betroffen. Am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wurde die Baptistengemeinde in Döbeln nordöstlich von Chemnitz, die als Untermieter das Gemeindehaus der Landeskirchlichen Gemeinschaft mitbenutzt. “Im Saal stand das Wasser 1,25 Meter hoch”, so Gemeindeleiter Manfred Baltrusch. Das Klavier und die Liederbücher seien in den Fluten versunken. Wasser drang auch in das Kolpinghaus in Cham (Bayerischer Wald) ein, wo sich die neue Baptistengemeinde versammelte. Sie muss sich jetzt einen neuen Gottesdienstraum suchen. Die Gemeinde in Aue (Erzgebirge) hat nach den Worten von Pastor Christoph Döllefeld “die Bewahrung Gottes erlebt”. Sie sei vor kurzem in ein Haus umgezogen, das nicht überschwemmt worden ist. Das bisherige Domizil sei fast völlig in den Fluten untergegangen. Der CVJM-Gesamtverband in Kassel bittet ebenfalls um Geld- und Sachspenden. Hochwasserschäden gebe es in CVJM-Einrichtungen in Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Besonders dramatisch sei die Situation am Jugendschiff in Dresden und im Jugendbegegnungszentrum Strobel-Mühle Pockautal im Erzgebirge. Der Verband sucht auch Freiwillige, die sich an Aufräumarbeiten beteiligen. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck hat für die Opfer der Flutkatastrophe eine Soforthilfe von 30.000 Euro bereitgestellt. Das Geld stammt aus den Kollekten, die beim vergangenen Erntedankfest gesammelt wurden. Die berlin-brandenburgische Kirche lädt zu Fürbittandachten ein. Sie finden täglich unter anderem im Berliner Dom und der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche statt. Die Sonntagsgottesdienste am 18. und 25. August im Dom stehen ganz im Zeichen der Hochwasser-Katastrophe. Unterdessen hat der Katastrophen-Seelsorger der Evangelischen Kirche im Rheinland, Joachim Müller-Lange, empfohlen, die Überschwemmungsopfer mehrere Wochen seelisch zu betreuen. Der Verlust von Hab und Gut oder gar des eigenen Hauses ähnele einer traumatischen Erfahrung, die Menschen beim Tod einer nahestehenden Person machten. Die Belastungsreaktion des ersten Schocks halte bis zu vier Wochen an, so Müller-Lange gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Ueberall in Österreich standen am Donnerstag die feierlichen Gottesdienste zum Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel im Zeichen des Gebets für die Opfer und die Betroffenen der Flutkatastrophe. So sagte im Wiener Stephansdom Weihbischof Ludwig Schwarz: "Betroffen und sprachlos stehen wir vor Gott angesichts dieser gewaltigen Flutkatastrophe, die Österreich und ebenso mehrere Nachbarländer heimsucht". Der Festgottesdienst werde damit zu einem Bittgottesdienst. Das Gebet gelte jenen sieben Opfern, die in den Fluten den Tod gefunden haben, ebenso aber auch jenen ungezählten Menschen im ganzen Land, die "Haus und Hof, Arbeitsstätte und Einrichtung verloren haben, deren Leben gleichsam aus der Bahn geworfen ist", sagte der Wiener Weihbischof. Schwarz erinnerte an das Vertrauen der Christen auf die Fürsprache Mariens: "Heute bitten wir die grosse Mutter Österreichs, dass sie ihren Mantel schützend über unsere Heimat ausbreite, der Katastrophe Einhalt gebiete und die Not vieler Menschen wende". Ein Jahrhunderthochwasser macht noch keine Sintflut Zuerst die Fakten: Das Weltklima hat sich im vergangenen Jahrhundert verändert. Die globale Durchschnittstemperatur ist um 0,7 Grad gestiegen. Je wärmer es wird, desto mehr Wasser verdunstet – und dieses Wasser muss dann irgendwo wieder abregnen. Häufigere und stärkere Regenfälle sind die logische Folge. Wenn man beginnt, nach den Ursachen für die Erwärmung zu fragen, trifft man allerdings auf einen “Glaubenskrieg” unter Wissenschaftlern. Eine Mehrheit vertritt die Ansicht, der Klimawandel sei auf den Einfluss des Menschen zurückzuführen, insbesondere auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Konzentration des von manchen als “Treibhausgas” bezeichneten Kohlendioxids in der Luft von 0,027 auf 0,037 Prozent angestiegen. “Diese Klimaveränderung ist zu 99 Prozent vom Menschen gemacht”, sagt denn auch Olaf Pels Leusden vom Deutschen Wetterdienst. Der bayerische Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) fordert mit Blick auf die Weltklimaschutzkonferenz, die Ende August im südafrikanischen Johannesburg beginnt, “langfristige Klimavorsorge zu betreiben”. Davon hält Professor Horst Malberg, Chefmeteorologe der Freien Universität Berlin, wenig. Er ist der Überzeugung, dass extreme Regenfälle alle paar Jahrzehnte auftauchen und dass die globale Erwärmung “zu zwei Dritteln” auf veränderliche Aktivitäten der Sonne zurückzuführen sei, auf die der Mensch keinen Einfluss habe. Der frühere Chefmeteorologe beim ZDF, Wolfgang Thüne (Oppenheim), geht noch weiter: Er nennt den Treibhauseffekt eine “erfundene Umweltgefahr”. Der Kohlendioxidanteil in der Luft sei schon aus physikalischen Gründen überhaupt nicht in der Lage, abgestrahlte Wärme zurückzuhalten: “Eine Gashülle ist keine Glashülle!” Christen sehen in Vorgängen in der Natur immer auch die Handschrift Gottes. Manchen erscheint das gehäufte Auftreten von Hochwasser als Zeichen endzeitlicher Katastrophen, wie sie in der Bibel angekündigt sind. Allerdings nennt die Bibel bei diesen Zeichen Kriege, Erdbeben, und Hungersnöte (Mt 24,7) – Überflutungen tauchen in der Liste nicht auf. Eine zweite Sintflut wird es nach alttestamentlichem Bericht ohnehin nicht geben (1. Mose 9, Vers 11). Nach Ansicht von Rektor Rolf Hille (Tübingen), dem Vorsitzenden des Arbeitskreises für evangelikale Theologie, stellt die Hochwasserkatastrophe vor allem eine Herausforderung dar, praktische Nächstenliebe zu üben. “Wir müssen in Solidarität mit den Opfern als Staat und Gesellschaft alles tun, die Lage der betroffenen Menschen zu erleichtern.” Naturkatastrophen dieses Ausmasses erschütterten allerdings auch die Selbstsicherheit der modernen Zivilisation. Sie rissen aus der "technologischen Kunstwelt" heraus, die meine, über der Natur zu stehen. Gerade angesichts der sintflutartigen Regenfälle sei die Erinnerung daran wichtig, dass Gott zugesagt hat, seine Schöpfung zu erhalten. Dafür stehe der Regenbogen als göttliches Bundeszeichen am Himmel. Andererseits müsse festgehalten werden: “Die Fluten sind auch eine Erinnerung an das Gericht Gottes.” Die Journalisten scheinen Hille recht zu geben, wenn sie immer wieder von einer "Sintflut" sprechen - denn sie erinnern damit ungewollt an die Strafe Gottes, die dieser zu Noahs Zeiten aufgrund der Sünden der Menschen vollstreckt hat. Marcus Mockler Quellen: bg/idea.de/KipaUS-Christen wollen Deutschen helfen
Kirchen Deutschlands rufen zu Spenden auf
Millionenschäden an Kirchen
Flutopfer brauchen seelische Betreuung
Österreich: Gottesdienste im Zeichen des Gebets für die Flutopfer
Kommentar
"Sintflut” ist das meistgebrauchte Wort im Zusammenhang mit dem Jahrhunderthochwasser, das in Deutschland, Österreich und Tschechien katastrophale Schäden angerichtet und mehr als siebzig Menschen das Leben gekostet hat. Ist der Wetterwandel Folge menschlichen Fehlverhaltens, eine Strafe Gottes oder gar ein Zeichen der biblischen Apokalypse?Treibhauseffekt – eine “erfundene Umweltgefahr”
Hochwasser kein Zeichen der Endzeit
“Fluten erinnern an Gericht Gottes”
Datum: 17.08.2002