Wissenschaft und Glauben

Astronomie und Vatikan

Seit über 400 Jahren erforschen Astronomen der Vatikanischen Sternwarte den Himmel. Ihr Ziel: Wissenschaft und Glauben zu verbinden. Neueste astronomische Erkenntnisse stellen die Forscher vor Rätsel wie nie zuvor.
Ein Foto vom Sternennebel Helix nebula: das «Auge Gottes»

Noch vor Galileo Galilei begann der Vatikan im 16. Jahrhundert, den Himmel zu erforschen. Seitdem richtet Vatikan seine Fernrohre auf die Sterne - erst von Rom aus, dann vom Sommersitz des Papstes in Castel Gandolfo und schliesslich von Arizona aus. Heute betreiben sie auf einem Berg mitten in der Wüste ein modernes Hochleistungsteleskop. Astronomen wie der Direktor Pater Funes oder der Amerikaner Pater Boyle untersuchen mit streng wissenschaftlichen Mitteln rätselhafte Himmelsphänomene wie «das Auge Gottes»; eine Galaxie nicht weit entfernt von unserer Milchstrasse.

Wissenschaft mit Glauben verbinden

Als Priester beschäftigen sie sich aber auch mit existentiellen Fragen, die sich durch die moderne Astrophysik ergeben: Wie können wir damit umgehen, dass wir als Menschen im Universum immer unbedeutender erscheinen? Könnte sich durch neueste Theorien über «dunkle Materie» und «Schwarze Löcher» ein völlig neuer Zugang zu Gott eröffnen? Fragen, mit denen sich auch der deutsche Astronaut Ulrich Walter aus seiner ganz speziellen Sicht auseinandersetzt.

Diskussion spitzt sich zu

Doch ist es überhaupt legitim, Erkenntnisse der Wissenschaft wie die der Astrophysik mit Fragen des Glaubens zu verbinden? Die Vatikanische Sternwarte und die Vatikanische Akademie der Wissenschaften versuchen, diese Brücke zu schlagen. Der Philosoph Prof. Mutschler sieht dagegen kaum Möglichkeiten für eine Verbindung. Der Kosmologe Prof. Kanitscheider fordert sogar, dass die Kirche sich völlig aus Fragen der Wissenschaft heraushalten solle. Die Auseinandersetzung spitzt sich immer mehr zu. Denn neueste astronomische Entdeckungen lassen vermuten, dass wir kurz vor der Wende zu einem völlig neuen Bild des Universums stehen.

Buch über «Astronomie und Vatikan»

Die «Libreria Editrice Vaticana» hat nun einen Bildband zum Thema «Astronomie und Vatikan» herausgebracht. P. Jose Gabriel Funes SJ, der Leiter der Päpstlichen Sternwarte, sagte dazu im Gespräch mit «Radio Vatikan»: «Es ist das erste Buch über die Päpstliche Sternwarte, das sich ans grosse Publikum richtet. Ein Anfangskapitel beschäftigt sich mit der Schönheit des Alls und bietet wunderbare astronomische Bilder mit Bibelzitaten. Auch von der Geschichte der Sternwarte ist die Rede, und in welcher Weise sich die Päpste für Astronomie interessiert haben. Am Ende des Buches stehen Fragen und Antworten über allgemeine Themen der Astronomie.»

Alle Astronomen, die an der Päpstlichen Sternwarte tätig sind, haben an dem Buch mitgearbeitet. «Dieses Engagement soll zeigen, dass es sich nicht nur um ein Engagement mit Worten handelt, sondern auch mit Mitteln. Wir möchten die Naturwissenschaft ermutigen und fördern. Denn die Wissenschaft ist eine menschliche Aktivität von Bedeutung. Wir können nicht in einer Welt ohne Wissenschaft leben», so Funes. Eine engere Zusammenarbeit zwischen der Päpstlichen Sternwarte und dem Kernforschungszentrum «CERN» in Genf sei geplant, gab Funes ausserdem bekannt.

Der Band «L'Infinitamente Grande. L'Astronomia e il Vaticano» liegt auf Italienisch und Englisch vor; eine deutsche Übersetzung ist in Planung.

Quelle: BR/Kipa

Datum: 21.12.2009

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