Ostermusical

Zu Gast bei Hiob?

Nach der Eröffnungsparty reisst der Film: Hiobs Restaurant ist plötzlich gähnend leer. Seine Gäste, die ihm eben noch zuprosteten, wenden sich gegen ihn. Das kussreich beschworene Familienglück ist dahin. Die dramatische Geschichte erzählt das Ostermusical von ICF Zürich, das auch in Wetzikon, Rapperswil und Winterthur gespielt wird.
Ein Mann, den das Leben liebt: Hommage an Hiob - vor dem Absturz.
Familienbande: Hiob geht nichts über seine Tochter.
Trauernde Engel

Mit dem Trendlokal «Chez Hiob» verwirklicht Hiob seinen Traum. Doch dann gerät der rührige - und gläubige - Jungunternehmer in einen Strudel. Die Ereignisse überstürzen sich. Die Geldgeberin will ihr Darlehen, welches das Restaurant erst möglich machte, wegen Aktienverlusten unverzüglich zurück. Die herzallerliebste Tochter wird von einem Auto angefahren - tot. Hiobs Frau braucht Zeit für sich, verlässt ihn. Das ganze Umfeld drängt ihn, diesem Gott abzusagen, der ihn nicht schont. Hiob ist verzweifelt; schliesslich braucht er die Ambulanz...

Beobachter im Jenseits

Die Musical-Schöpfer des ICF Zürich transponieren die Geschichte des ältesten biblischen Buches, das vom Schaf- und Kamelzüchter Hiob aus dem Lande Uz handelt, treffsicher ins hedonistische Heute. Nicht ohne ihr Spiel einzurahmen: Vorab wird der Anfang des Buchs - Satan, der vor Gott die Frömmigkeit Hiobs bestreitet - auf die Leinwand projiziert. Ein Engelpaar sinniert in der Wolkenetage der Bühne über die Schicksalsschläge, die Hiob treffen: «Warum durften wir nicht eingreifen...?» Hiob sinkt ins Bodenlose; da betritt ICF-Hauptpastor Leo Bigger die Bühne für eine Kurzpredigt.

Party für den Stehaufmann

Wie nach alledem die Party zurückkehrt «chez Hiob» und Frau und Freunde sich ihm reuig wieder zuwenden - das haben sich die Schöpfer des Musicals etwas einfach gemacht. Die mühevollen Gespräche des Hiobbuchs werden übersprungen; gleich geht es zum Sturm, aus dessen Getöse sich Gott vernehmen lässt. Und dann kommt wieder Leben in die Bude...

Sehenswert ist das Spektakel (Songs, Dialoge, Tanz und viel Screen) schon durch das Wagnis, die Partygeneration mit der Hiobsgeschichte zu konfrontieren. Auffällig die Familienbande, die Hiob, Frau und Tochter kultivieren, auch die eingestreuten Weisheiten, etwa «Mir sind ehrliche Fragen lieber als lieblose Antworten».

Oberflächlich oder tiefschürfend? Wie das Musical die abgründigen Fragen um Leid, Verlust und Tod thematisiert, mag jeder Besucher selbst entscheiden. Dass es sie für ein (Bühnenprofis gewohntes, filmverwöhntes) junges Publikum aufgreift und sie unübersehbar mit biblischen Ankern versieht, darf ICF als Pluspunkt verbuchen. Die Kosten hat man nicht gescheut. Und Stoff zum Nachdenken gibt der Abend zu Hauf.

Das Musical wird im Kino Palace in Winterthur noch dreimal aufgeführt - dafür müssen Gratistickets unter www.ticket.icf.ch reserviert werden:
Freitag, 16. April, 2010, 20 Uhr
Samstag, 17. April 2010, 17 & 20 Uhr
Weitere Infos

Datum: 06.04.2010
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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