Israel hat genug von den Mullah-Vernichtungsfantasien
Gerade reihten sich die «G7»-Staaten am Rande deren Konferenz in den Kreis der Stimmen ein, welche Israel das Recht auf die Angriffe gegen den Iran einräumen. Länger konnte Israel offenbar die chirurgisch-präzisen Treffer gegen Nuklearzentren und Kommandeure der Revolutionsgarden der Mullahkratie nicht herauszögern.
Jahrzehntelang wurde vor den Augen der «Internationale Atomenergie-Organisation» (IAEO) sowie der Weltöffentlichkeit an der Entwicklung von Atomwaffen gearbeitet. Jerusalem konnte nicht länger zusehen und warten, bis der Wächterrat über einsatzfähige Atombomben verfügt.
Nicht zu Komplizen werden
«Israel hat getan, was jedes souveräne Land in seiner Lage tun muss: Es hat sich verteidigt – mutig, entschlossen und mit chirurgischer Präzision», ordnete «Bild»-Chefin Marion Horn Israels Schläge gegen den Iran ein und spricht von legitimer Notwehr.
Dies, weil es die iranische Staatsdoktrin ist, Israel von der Landkarte zu tilgen: «Seit Jahrzehnten predigen Ajatollahs und Revolutionsgarden Hass auf den jüdischen Staat. Sie finanzieren Terrorgruppen wie Hisbollah, Hamas und Huthis, bewaffnen sie bis an die Zähne – und haben sie in den Krieg gegen Israel geschickt. Teheran rief offen zur Vernichtung des jüdischen Staates auf und tat mithilfe seiner Terror-Verbündeten alles, um dieses Ziel zu erreichen. Wer das ignoriert oder relativiert, macht sich zum Komplizen dieser Barbarei.»
«‘Deeskalation’ ist das verlogenste Wort der Welt»
«Bild»-Politik-Vize Filipp Piatov nennt allfällige Rufe nach einer Deeskalation verlogen. «Auf den ersten Blick klingen die Forderungen wie vernünftige Friedensbekundungen. Tatsächlich helfen sie nur den Terroristen.» Sowie im Spätsommer 2024, als Israel die Hisbollah-Anführer ins Visier nahm. «Umgehend forderte das Auswärtige Amt ‘Schritte der Deeskalation’.»
Jerusalem ging nicht auf die Forderung ein. «Genau eine Woche später schaltete Israel den Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah aus und setzte eine Kettenreaktion in Gang. Kurz darauf stellten die Terroristen den Raketenbeschuss gegen Israel ein. Im Libanon wurde ein friedlicher Machtwechsel ermöglicht.»
Es seien Jahre der «Deeskalation», von Mahnungen und vergeblicher Diplomatie, gewesen, die dem Iran freie Hand gaben, andere Länder mit ihren Terror-Schergen zu destabilisieren und den jüdischen Staat zu umzingeln. Genau das führte zu einem «Flächenbrand». Filipp Piatov schliesst seinen «Bild»-Kommentar: «Wenn Israel eines aus der Geschichte seines Volkes gelernt hat, dann das: Wenn ein verrückter Diktator damit droht, ein Volk auszulöschen und alles unternimmt, um das zu tun, dann ist ‘Deeskalation’ der falsche Weg. Das einzig Richtige ist, ihn aufzuhalten.»
Iran mit Vernichtungs-Countdown
In aller Öffentlichkeit spricht der Iran seit mittlerweile über 20 Jahren von der Vernichtung Israels mittels Atomwaffen. Die «Welt am Sonntag» (WamS) etwa zitierte bereits im Dezember 2001 den damaligen iranischen Präsidenten Rafsandschani: «Die Anwendung einer einzigen Atombombe würde Israel völlig zerstören, während sie der islamischen Welt nur begrenzte Schäden zufügen würde.»
Und falls der Iran über Atomwaffen verfüge, so Rafsandschani in der «WamS», so würden diese im Hinblick auf Israel «nicht nur zur Abschreckung dienen». Die Rufe nach Vernichtung säumten die Jahre, wie etwa durch Irans Präsident Mahmud Ahmadinejad, der eine schiitische Endzeit hervorrufen wollte.
Im Iran wurde 2017 ein digitaler Countdown enthüllt, der die Anzahl der verbleibenden Tage bis zum Untergang des jüdischen Staates herunterzählt. Sie geht auf den amtierenden, iranischen obersten Führer Ayatollah Ali Chamenei aus dem Jahr 2015 zurück, wonach Israel in – nach damaliger Rechnung – 25 Jahren (also bis zum Jahr 2040) nicht mehr existieren werde. Damals, 2015, sprach er davon, dass «das Krebsgeschwür Israel zerstört werden muss.»
«Wir laufen an der Leine Teherans»
Vor über 20 Jahren wurde Teheran dazu gedrängt, kein hoch angereichertes Atomprogramm zu entwickeln. Wladimir Orlow, Direktor des russischen Instituts für Strategische Studien, sagte einige Zeit später, im September 2005: «Wir müssen die Tatsache akzeptieren, dass der Iran eindeutig auf die Entwicklung seines eigenen umfassenden Nuklearprogramms gesetzt hat. Wir laufen an der Leine Teherans.»
Livenet dokumentierte Irans Atom-Poker immer wieder, hier ein paar Beispiele aus den Jahren 2008, 2009 und 2015. Livenet besuchte auch die «Durban 2»-Koferenz in Genf, wo der damalige iranische Präsident, Mahmud Ahmadineschad, die Vernichtung Israels forderte (notabene auf einer UNO-Konferenz!).
Sunnitische Staaten bleiben leise
Wenig überraschend ist ausserdem die Zurückhaltung sunnitischer Staaten: Zu den grössten Rivalitäten im Nahen Osten gehört jene zwischen dem Iran und Saudi-Arabien. Die persischen Hüter des Schiitentums stehen in erbitterter Konkurrenz mit dem sunnitischen Königreich. Ein atomarer Angriff des Iran gegen Israel (das flächenmässig ungefähr halb so gross wie die Schweiz ist) würde auch Saudi-Arabien sowie Israels sunnitische Nachbarn verheerend treffen. Deshalb waren bereits frühere Attacken gegen iranische Atomanlagen im Nahen Osten zurückhaltend und formal kritisiert worden.
Israel bezeichnet den Kampf als «Operation Rising Lion», dies mit Bedacht. Der Löwe war bis zur Islamischen Revolution im Jahr 1979 Teil der persischen Flagge. Viele Iraner, die sich von ihrer derzeitigen Regierung entfremdet fühlen, sehen im Löwen ein kraftvolles Sinnbild für Freiheit und nationale Identität. Israel zieht darauf ab, die Mullahkratie abzusetzen.
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