Koreanische Migrationsgemeinde

Die Untermieter der EGW Brunnmatt

Weshalb sollen wir uns den Fremden öffnen? Weil Gott es so will und Segen auf  Gastfreundschaft liegt. Beispiel: die koreanische Christengemeinde im EGW Brunnmatt.
Jongsin und Erwin Bändeli

Fast unbeachtet von uns Schweizern sind in den letzten Jahrzehnten verschiedene Migrationsgemeinden vor allem in unsern grösseren Städten entstanden. Gemeinden, die sich fast gänzlich aus Christinnen und Christen zusammensetzen, die aus Süd und Ost mit unterschiedlichen Motiven in unser Land gekommen sind. So baut Gott sein Reich auch unter Menschen, die uns zuerst einmal fremd sind.

Untermieter im EGW

Meiner koreanischen Frau Yongsin habe ich es zu verdanken, dass ich 1978 die frisch gegründete, erste koreanische Gemeinde in Bern und gleichzeitig die (damalige) Evangelische Gesellschaft Brunnmatt dank ihres gastfreundlichen Pfarrers kennen lernen durfte. Zunehmend kamen damals Koreaner in die Schweiz und nach Europa: als Diplomaten, Ehepartner, Geschäftsleute, Studierende oder als Arbeitssuchende. Christen unter ihnen fanden nach langem Suchen in der Brunnmatt den idealen Ort für ihre Gottesdienste, wo sie sich seither als Untermieter des EGW-Bezirks jeden Sonntag treffen. Mittlerweile gibt es über zehn koreanische Christengemeinden in der Schweiz.

Wichtige soziale Komponente

Weshalb feiern Koreaner und Schweizer eigentlich nicht gemeinsam? Ich merkte bald einmal, dass es sich um zwei verschiedene Kulturen handelt, die sich auch heute noch wenig kennen. Herausgefordert durch das viele Neue in der Schweiz, gestalten die koreanischen Christen ihren Gottesdienst als Ort der Geborgenheit, wo sie Gott in ihrer eigenen Sprache anbeten und loben und sich auch sonst gut verstehen können. Hier werden soziale Kontakte geknüpft und wichtige Informationen ausgetauscht, was ihnen Sicherheit im Alltag gibt und ihre schweizerische Integration erleichtert, wie ich immer wieder von ihnen höre. Diesen vertrauten Ort besuchen oft spontan koreanische Landsleute, die entweder durchreisen oder bloss für wenige Jahre in der Schweiz wohnen.

Ein Beispiel ist Ana Cho, die koreanisch-argentinische Pianistin, die Yongsin in Bern auf der Strasse ansprach und fragte: «Wo geht’s denn lang zur koreanischen Gemeinde?» Der koreanische Gottesdienst in Bern unterscheidet sich nicht gross von einem durchschnittlichen Gottesdienst in einem EGW-Bezirk. Er ist klar strukturiert und ausgerichtet auf die Verkündigung. Jeder der etwa 30 Gottesdienstbesucher wird persönlich empfangen und für die Kinder gibt’s Sonntagsschule. Singen und Musizieren sind wichtige Programmteile und ohne Chor ist ein Gottesdienst nicht vorstellbar. 

Den Besuchern, die wie ich, kein Koreanisch verstehen, werden deutsche Zusammenfassungen verteilt. Eine fröhliche Atmosphäre herrscht beim anschliessenden Kirchenkaffee, an dessen Stelle einmal pro Monat das gemeinsame Mittagessen tritt. In den Anfangsjahren hörte die Gemeinde aus Korea eingeflogene Kassettenpredigten und oftmals kamen auch koreanische Theologiestudenten zu Wort. Seit bald 20 Jahren stellt die Gemeinde ihren koreanischen Pfarrer selber an, finanziell unterstützt durch die reformierte Landeskirche, mit welcher innovativ zusammengearbeitet wird.

Eine Gemeinde mit Auftrag

Im Miteinander pflegen das EGW Brunnmatt und die Koreanergemeinde einen respektvollen Umgang miteinander in aller kulturellen Verschiedenheit. Beide sind kostbare Teile der weltweiten christlichen Gemeinde. Man pflegt auch gelegentlich den gegenseitigen Kontakt. 

Die koreanische Christengemeinde – ein Relikt aus den Siebzigerjahren? Sie wird selbständig weiterleben mit ihren Neuzuzügern, mit frischen Diplomaten und regelmässigen Besuchern. Eine Gemeinde mit dem Auftrag, den koreanischen Landsleuten im Ausland weiterhin mit der frohen Botschaft zu dienen.

Es war Reich-Gottes-Arbeit, als sich vor 35 Jahren die Brunnmatt- Gemeinde für die fremden Koreaner öffnete und seither praktische Gastfreundschaft übt. Es sind daraus Kreise und Segensspuren entstanden, von denen wir vielleicht wenig wissen. Fest steht: Sein Reich kommt auch zu den Fremden!

Datum: 19.09.2012
Autor: Erwin Bänteli
Quelle: wort+wärch

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