Macht Geld glücklich?

Geld
Lachen

Die Wirtschaft will mehr Wachstum, die Unternehmen streben nach höheren Gewinnen, die Menschen nach grösserem Reichtum. Doch macht Geld überhaupt glücklich?

Der Prozentsatz der Amerikaner, die sich als sehr glücklich bezeichnen, liegt seit dem Zweiten Weltkrieg bei dreissig Prozent, obwohl sich das Bruttoinlandprodukt pro Kopf in diesem Zeitraum real etwa verdreifacht hat. Es scheinen Mechanismen zu existieren, die in entwickelten Ländern einer Zunahme des subjektiven Wohlempfindens mit dem Wirtschaftswachstum entgegenwirken. Die Menschen werden wie Hamster in Laufrädern, die, obwohl sie stets einem höheren Einkommen hinterherrennen, glücksmässig an Ort und Stelle treten.

Solange ein Land arm ist, zählen nämlich erst einmal die absoluten Bedürfnisse wie Essen und ein Dach über dem Kopf. Doch kaum sind die Grundbedürfnisse abgedeckt gewinnen soziales Prestige und Status immer mehr an Bedeutung. Die Menschen fangen an, sich mit den übrigen Bürgerinnen und Bürgern ihres Landes zu vergleichen, und bremsen so einen weiteren Anstieg des allgemeinen Glücksempfindens.

Ein weiterer Bremseffekt kommt dadurch zustande, dass die Menschen sich relativ rasch an ein höheres Einkommensniveau gewöhnen und dieses nach kurzer Zeit als selbstverständlich betrachten. Und was selbstverständlich ist, macht nicht mehr glücklich.

Untersuchungen zeigen, dass Lotogewinner nur für durchnittlich drei Monate lang glücklicher waren als vorher, dann fielen sie wieder auf ihr ursprüngliches Glücksniveau und unterschieden sich nicht mehr von anderen. Drei Jahre nach dem glücklichen Ereignis überstieg die Zahl der Depressiven unter ihnen den Durchschnitt der Bevölkerung.

Glück kann man nicht kaufen

Unsere Konsum- und Marktwirtschaft beruht auf der Idee, dass man Glück kaufen kann, wie man alles kaufen kann. Und wenn man kein Geld bezahlen muss für etwas, dann kann es einen auch nicht glücklich machen. Dass Glück aber etwas ganz anderes ist, was nur aus der eigenen Anstrengung, aus dem Innern kommt und überhaupt kein Geld kostet, dass Glück das "Billigste" ist, was es auf der Welt gibt, das ist den Menschen noch nicht aufgegangen, so fasste der Psychoanalytiker Erich Fromm seine Erkenntnis dazu zusammen.

Der Schriftsteller George Bernard Shaw stellte fest: Es ist nicht schwer, Menschen zu finden, die mit 60 zehnmal so reich sind, als sie es mit 20 waren. Aber nicht einer von ihnen behauptet, er sei zehnmal so glücklich.

Aktiv glücklich werden

Glück und Lebensfreude hängen stark von einer optimistischen Erwartungshaltung dem Leben gegenüber ab, und diese Erwartungshaltung kann gelernt werden. Psychologische Glücksforscher haben festgestellt, dass wir uns glücklich fühlen, wenn in unserem Leben die Zahl der positiv empfundenen Momente die negativen überwiegt. Glück muss aber aktiv hergestellt werden und entsteht nicht einfach passiv, durch das Wegfallen von Unglücklichsein, Schmerz oder Stress. Nach einem solchen Wegfall sind wir bestenfalls in einem neutralen Zustand, aber damit noch nicht glücklich.

Glück durch den Glauben?

Der Glaube bringt in dieser Hinsicht durchaus etwas. Aber: Es wäre eine enorme Verkürzung des christlichen Glaubens, wollte man ihn auf Nützlichkeit einschränken.

Der Nutzen, den mir der Glaube bringt, ist gleichzusetzen mit dem Glück. Nur: Was ist Glück? Meist wird darunter eine angenehme Augenblicksüberraschung verstanden, verbunden mit Wohlgefühl bis zum Hochgefühl - etwa Liebe auf den ersten Blick, ein beeindruckender Sonnenaufgang.

Glück ist weit mehr als angenehme Augenblicksüberraschung und Wohlgefühl. Und ausserdem: Wer unter Glück nur nette Überraschungen und Wohlgefühl, Genuss, Lustgewinn, "Happiness" versteht, engt das Glück auf die Lichtseiten des Lebens ein - die Schattenseiten bleiben ausgeblendet. Doch die müssen ebenfalls einbezogen werden, um richtig verstehen zu können, was Glück ist.

Erfülltes leben

Das heisst: Glück ist viel umfassender als das, was meist darunter verstanden wird. Glück, "wahres", "rundes" Glück, ist erfülltes Leben, eine Lebensführung in voller Bandbreite. Glück ist, wenn ich das Leben voll ausschöpfe, schöne Überraschungen erfahre, gute, feste Beziehungen habe, Wohlfühlerlebnisse habe, Zufriedenheit verspüre, menschlich reife, mich vor den Schattenseiten nicht drücke, angemessen mit ihnen umgehe, Sinn im Leben finde, gefordert werde oder aus dunklen Verstrickungen freikomme.

Und zu diesem erfüllten Leben, sprich: zu meinem Glück, will mir der Glaube auf seine besondere und unüberbietbare Weise verhelfen. Frage: "Was schenkt dir der Glaube?" Die Antwort: "Das ewige Leben." Diese letzte Antwort fasst wie in einem Brennpunkt zusammen, was der Glaube "schenkt", was er "bringt": das ewige Leben. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: "Ewiges Leben" meint bei weitem nicht nur das Leben bei Gott nach dem Tod. "Ewiges Leben", das steht für glückendes, beglückendes, erfülltes Leben, für ein Rundum-Ausschöpfen-Können des Lebens - anfanghaft und bruchstückhaft auf der Erde und vollkommen nach dem Tod. Ewiges, erfülltes Leben durch den Glauben schon jetzt und hier - so sagt es auch Jesus: Das allein ist ewiges Leben: Dich, den einen wahren Gott, zu erkennen, und an Jesus Christus zu glauben, den du gesandt hast. Wer an mich glaubt, der hat jetzt schon das ewige Leben! ( Johannes 17, 3; 6, 47)

Im Glauben, durch den Glauben, in Jesus, durch Jesus werde ich aus meiner Gottesferne, meiner Entfremdung, zur Gemeinschaft mit Gott befreit - und in dieser Gemeinschaft, durch Gott, finde ich zu mir selbst, finde ich zum erfüllten, zum "ewigen" Leben. Erfülltes Leben - das bedeutet kurz und bündig: Glück. Und zwar auf umfassende Weise.

Glück in Freude und Leid

Durch den Glauben, durch Gott und in Gott erfahre ich Lichtseiten: eine feste, vertrauensvolle Beziehung zu Gott und darin Geborgenheit, Selbstwertgefühl, Zufriedenheit, angenehme Überraschungen, gute Gefühle. Aber auch dies: Der Glaube hilft mir, mich den Schatten des Lebens bewusst zu stellen und aus ihnen zum Licht zu gelangen.

Wenn ich Unzufriedenheit, Ungenügen, brennende Sehnsucht verspüre und nicht verdränge, will der Glaube dieser Sehnsucht nach dem Ganzen des Lebens entgegenkommen, mir Zufriedenheit, Wohlgefühl, also "Licht" verschaffen. In den besonders schlimmen Untiefen des Lebens wie Krankheit, Leid und Schmerz kann der Glaube Tiefgang ins Leben bringen - er gibt Kraft, mich ihnen zu stellen.

Durch den Glauben, durch Gott und in Gott kann ich Sinn für mein Leben entdecken, stehe ich vor der Aufgabe, für andere nützlich zu sein. Zu dem Glück, zu dem erfüllten Leben, das mir der Glaube schenkt, gehört also auch, dass ich mich verändere, zu einem neuen, besseren, stärkeren, gelasseneren Menschen werde, anders denke und handle. Und dieses ständige Neuwerden ist nicht nur göttliches Geschenk, das mir einfach so in den Schoss fällt, sondern braucht meine aktive Mitarbeit: Ich selbst arbeite (in der Kraft des Glaubens) aktiv an meinen Veränderungen mit - und darüber an meinem erfüllten Leben, an meinem Glück.

Also: Der Glaube ist durchaus nützlich. Der Glaube an Gott, die Gemeinschaft mit Gott, mit Jesus, das Ausrichten an Gottes Weisungen - dies führt zum Glück im Sinne eines rundum erfüllten Lebens, eines "ewiges" Lebens, zum "wahren" Glück.

Wer noch andere Aspekte zum Glück nachlesen möchte: http://www.gluecksarchiv.de/index.htm

Quellen: Autobahnkirche/Sonntagszeitung/Glücksarchiv

Datum: 12.01.2004
Autor: Bruno Graber

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