Dank Schweizern in Sicherheit

Militärmaschinen flogen über den Kopf der vierjährigen Tochter

Die Organisation «Christen an der Seite Isra
Theodor Zingg (Mitte) und ein Teil des Vorstands von «Christen an der Seite Israels» (Bild: zVg)
Familie Kotsyuba aus der Ost-Ukraine (Bild: zVg)

els» hilft Juden aus der Ukraine und anderen Ländern beim Einwandern in Israel, etwa einer dreiköpfigen traumatisierten Familie aus der Ost-Ukraine. Und sie hilft Menschen, die noch unter dem Holocaust-Trauma leiden. Livenet unterhielt sich mit Theodor Zingg, Präsident der Organisation.Theodor Zingg, was genau ist der Aufgabenbereich der «Christen an der Seite Israels»?
Theodor Zingg: «Christen an der Seite Israels / Christians for Israel» ist eine überkonfessionelle Bewegung. Wir glauben, dass Gott noch immer allen seinen Bündnissen und Versprechen mit und gegenüber dem Volk Israel treu ist. Wir glauben, dass alle Christen in ihrer Liebe zum jüdischen Volk, in ihrer Unterstützung für die Nation Israel und in ihrer kollektiven Reue wegen des jüdischen Leidens in der gesamten Kirchengeschichte vereint sein sollten. Seit seiner Gründung 1979 in den Niederlanden hat sich Christen an der Seite Israels zu einer wachsenden globalen Bewegung von lokalen Operationen mit über 150'000 Unterstützern aus allen christlichen Konfessionen entwickelt. Wir unterstützen Alijah – also die Einwanderung nach Israel – aus vielen Ländern der Welt, darunter die ehemalige Sowjetunion, Indien, Äthiopien und Frankreich. In den letzten 20 Jahren hat Christen an der Seite Israels 130'000 Menschen geholfen, eine Zukunft in Israel aufzubauen.

Wir kümmern uns auch um die Menschen in Israel in allen Bevölkerungsgruppen der israelischen Gesellschaft: Juden, Drusen, Christen und Araber. Wir tun dies, indem wir die Armen speisen, den Überlebenden des Holocaust helfen, Kinder erziehen, jüdische Gemeinden in Judäa und Samaria unterstützen und arabische Christen in Israel unterstützen und ermutigen.

Was geschieht von der Schweiz aus?
Die Schweizer Sektion von Christen an der Seite Israels wurde 2015 gegründet. Wir unterstützen die obigen Grundsätze. Zusammen mit Deutschland und Österreich geben wir die 2-monatliche Gratiszeitung Israelaktuell.ch heraus. Ein monatlicher Gebetsbrief mit kurzen Inputs für jeden Tag wird erstellt und kann abonniert werden. Wir veranstalten auch den Glaubenskurs «Warum Israel?». Mit unserer Webseite und unserem Facebook-Account informieren wir über Israel und Gottes Pläne mit Israel und den Nationen. Die Vernetzung mit verschiedenen Gebetsbewegungen und mit den anderen Israelwerken in der Schweiz ist uns sehr wichtig.

Unter anderem leisten Sie mildtätige Einsätze, können Sie hierzu einen Einblick gewähren?
Unter anderem unterstützen wir Holocaust-Überlebende in Israel und in der Ukraine. Der Zweite Weltkrieg endete vor über siebzig Jahren. Aber für die meisten Überlebenden endete der Holocaust nie. Das Trauma, mit dem die Überlebenden täglich zu kämpfen haben, ist erstaunlich tief. Viele ihrer Verwandten wurden während des Krieges ermordet. Erschwerend kam hinzu, dass es kein Verständnis für ihr Trauma nach dem Krieg gab oder die Menschen nicht glaubten, was geschehen war. Wir unterstützen verschiedene Projekte in Israel und in der Ukraine, in denen Überlebenden des Holocaust geholfen wird. Dies ist vielleicht eine der praktischsten und dringendsten Möglichkeiten, das biblische Mandat von Jesaja Kapitel 40 Vers 1 in die Praxis umzusetzen.

Wir unterstützen auch arabische Christen. «Und ich habe noch andere Schafe, die nicht aus dieser Schafherde sind; auch diese muss ich führen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte sein» (Johannes Kapitel 10 Vers 16). Das Leben der Christen in Bethlehem ist oft nicht einfach. Es gibt eine hohe Arbeitslosigkeit und Armut unter den arabischen Christen.

Sie unterstützen die Aljiah – was geschieht dabei?
Auch in den Sommermonaten sind trotz Corona wieder zahlreiche Familien und Einzelpersonen in Israel eingetroffen. Christen an der Seite Israels unterstützt nicht nur den gesamten Einreiseprozess der Einwanderer, sondern auch ihre Integration im Rahmen des Eingliederungsprogramms «First Home in the Homeland» («Erstes Zuhause im Heimatland») der Jewish Agency. Während der ersten sechs bis zwölf Monate wird den Neubürgern ein warmes Zuhause in einem Kibbuz zur Verfügung gestellt und zusätzliche Hilfe angeboten, insbesondere natürlich Hebräisch-Sprachkurse.

Wegen Corona mussten die Olim aber zunächst für zwei Wochen in Quarantäne und konnten erst danach in ihr vorläufiges neues Zuhause weiterreisen. Sie benötigen weiter viel Unterstützung, um sich in Israel einzuleben, eine eigene Wohnung und Arbeit zu finden. Angesichts der Corona-Krise haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Integrationsprogramms «First Home in the Homeland» jetzt noch mehr zu tun als sonst, vor allem wegen der Hygienemassnahmen in den Unterkünften. Daher freuen sie sich über unsere Unterstützung jetzt noch mehr als in normalen Zeiten!

Können Sie eine konkrete Geschichte erzählen?
«Endlich fühlen wir uns sicher», sagte die dreiköpfige Familie, bestehnd aus Wladimir (44), Jana (35) und Tochter Zlata (10) Kotsyuba aus der Kleinstadt Slawjansk in der Region Donezk in der Ost-Ukraine, wo 2014 der Krieg begann. Diese Familie gehört zu denjenigen, die in diesem Sommer Alijah gemacht haben. In ihrer bisherigen ukrainischen Heimat haben sie traumatische Erfahrungen gemacht: «Einmal, als ich das Haus verliess, sah ich ein Militärflugzeug über den Kopf unserer 4-jährigen Tochter fliegen, die gerade draussen spielte. Sie war wie versteinert», erinnert sich Jana. «Auch Wladimir fand sich unter Beschuss. In seiner Nähe gab es eine Explosion. Im selben Moment, viele Kilometer entfernt in einer anderen Stadt, ging Tochter Zlata mit ihrer Grossmutter spazieren. Plötzlich spürte die Grossmutter, dass weit entfernt Gefahr lauert und sie anhalten und beten sollte. Sie und Zlata blieben in der Mitte des Parks stehen und begannen zu beten. Wir wissen, dass Wladimir dank dieses Gebetes noch am Leben ist», so Jana.

«Der einzige Grund, die letzten Jahre in der Ukraine zu bleiben, waren unsere Eltern, um die man sich kümmern musste. Nachdem sie gestorben waren, wurde uns klar, dass es die richtige Zeit war, nach Israel zu gehen», sagt Wladimir und ergänzt: «Wir haben immer gespürt, dass Gott mit uns ist. Er half uns, alle notwendigen Dokumente zu beschaffen und an dem Programm 'First Home in the Homeland' teilzunehmen. Endlich fühlen wir uns sicher zu Hause!»

Was bewegt Sie besonders bei Ihrer Arbeit?
Ich hoffe, dass das, was ich für Israel empfinde, in etwa dem entspricht, was Gott für sein Volk empfindet. Gott liebt Israel. Jesus liebt Israel. Das sagt die Bibel. Und da ich Jesus liebe und weiss, dass er mich liebt, kann ich gar nicht anders, als das Volk zu lieben, das er liebt. Wer verkündet der Christenheit, dass sie über ihre furchtbare Vergangenheit Busse tun soll? Was ist mit den jüdischen Wurzeln des Christentums? Wie steht es um unsere gemeinsame prophetische Zukunft? Israel und die Gemeinde haben vielleicht sehr unterschiedliche Ansichten darüber, wer der Jude Jesus in Wahrheit ist, aber das spielt für die Mächte der Finsternis kaum eine Rolle. Diese Mächte hassen beide Völker Gottes, die an denselben Gott glauben, und die Geschichte zeigt, dass sie bibelgläubige Christen genauso brutal verfolgen wie Israel und die Juden.

Gegenwärtig normalisieren arabische Staaten ihre Beziehung zu Israel, wie stehen Sie dazu?
Die beiden bestehenden Friedensverträge Israels mit arabischen Staaten (Ägypten 1979 und Jordanien 1994) basierten auf dem Paradigma «Land für Frieden». Sie haben einen kalten, formellen Frieden zwischen diesen Nationen geschaffen, aber keine wirkliche Zusammenarbeit auf der Ebene von Volk zu Volk. Die Abkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain hingegen konzentrieren sich auf Sicherheit sowie wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung. Viele Kommentatoren haben diese Abkommen als einen wichtigen Durchbruch bezeichnet.

Über Jahrzehnte hinweg wurde der ganzen Welt eingetrichtert, es gebe für einen Frieden im Nahen Osten nur eine Formel: Land für Frieden. Die Friedensabkommen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie Bahrain haben diese Formel ungültig gemacht. Möglich geworden ist die bislang als Utopie geltende Formel «Frieden für Frieden». Seit Jahren versuchen Israels Regierungen, die Welt davon zu überzeugen, dass die Macht im Einfachen liegt: Frieden für Frieden. Israels neuer Friedensvertrag mit einem der reichsten arabischen Länder am Persischen Golf hat eines der komplexesten Friedenskonzepte zum Scheitern gebracht. Einfache Ideen überzeugen mehr, aber diese sind oft nicht möglich, wenn man den wahren Sinn der Friedensidee nicht sehen will.

Der israelische Intellektuelle Natan Sharansky beschrieb das Abkommen mit den VAE als «das erste wirkliche Abkommen über eine Normalisierung, das keinerlei Zugeständnisse an einen Diktator beinhaltet. Es besagt lediglich, dass es in unserem Interesse liegt, zu koexistieren, zusammen zu arbeiten und einander zu helfen. Ich glaube, die Bedeutung dieses Abkommens ist enorm. Es ist viel grösser als die Grösse von Abu Dhabi und Israel.»

Was sind Ihre nächsten Projekte?
Wir leben unser Motto «Informiert – Inspiriert – Tröstet» weiter durch unsere Medien, die Webseite, der Facebookseite, unserer Zeitung und unserem Gebetskalender. Mit der evangelischen Allianz Wil führen wir wieder einen Grundkurs «Warum Israel?» zwischen den Frühlings- und Sommerferien 2021 durch und ermutigen auch andere Gemeinden und Interessenten, diesen Kurs durchzuführen. Gerne stehen wir mit Rat und Tat zur Verfügung.

In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Israelwerke Schweiz planen wir fürs Jahr 2021 wieder einen Gebetstag für Israel und eine Kundgebung für Israel auf dem Bundesplatz in Bern. Wir glauben und beten, dass diese Anlässe im kommenden Jahr durchgeführt werden dürfen. Zusammen mit Christen an der Seite Israels Deutschland und Österreich planen wir Reisen nach Israel und in die Ukraine. In der Ukraine arbeitet ein Team von «Christians for Israel International». Sie betreuen dort viele alte Holocaustüberlebende und verteilen Mahlzeiten unter den armen jüdischen Menschen. Auch helfen sie den Juden bei der Beschaffung der Dokumente für die Alijah nach Israel. So werden im Jahr immer etwa drei Arbeitsreisen in die Ukraine angeboten.Das sind sehr wertvolle Möglichkeiten die Liebe Gottes weiterzugeben und dabei selber reich beschenkt zu werden.

 
 

Datum: 01.11.2020
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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