Kein «hoffnungsloser Fall»

«Nach dem 13. März war alles anders»

Einen Grossteil seines Lebens hat Roberto Ihle hinter Gittern verbracht. Der Alkohol hatte aus ihm einen Dieb und unberechenbaren Schläger gemacht. Ärzte und Sozialpädagogen gaben ihn als «hoffnungslosen Fall» auf. Doch dann bekam er Besuch vom «Blauen Kreuz», wurde Christ – und begann ein neues Leben.
Roberto Ihle

Schon in der Schule gibt sich Roberto Ihle vor allem mit Älteren ab. Mit 13 fängt er an zu rauchen, mit 14 zu trinken. Er geniesst die Freiheit und die Anerkennung, die er von seinen Kumpels bekommt: «Ich habe wesentlich mehr Alkohol vertragen als die anderen.»

Vier Flaschen Schnaps am Tag

Der Alkohol prägte sein Leben: «Wenn die nach Hause wankten, ging der Spass für mich erst los. Warnungen schlägt er in den Wind. ‚Ich dachte: Meine Aufgaben erfülle ich – und was ich in meiner Freizeit mache, geht niemanden etwas an.‘» Doch bald wirkt sich der übermässige Alkoholkonsum auch auf die Qualität seiner Arbeit aus. «Irgendwann habe ich bis zu vier Flaschen Schnaps am Tag getrunken. Ich war quasi rund um die Uhr auf Alkohol.»

Gefährlich für einen gelernten Schweisser und Reparaturschlosser: «Einmal ist mir an einer Sauerstoffflasche das Ventil abgebrochen, so dass sie wie eine Rakete durch die Werkshalle schoss und einen Kollegen nur knapp verfehlte.»

Ein anderes Mal öffnet Ihle den Schmelzofen falsch, so dass ein Mitarbeiter fast hineingestürzt wäre. 1985 zieht sein Arbeitgeber die Notbremse und entlässt ihn – für den jungen Mann Mitte 20 der Beginn seiner kriminellen «Karriere».

Um an Geld für Alkohol zu kommen, begeht Ihle Scheckbetrug und stiehlt. Er kommt ins Gefängnis. «Doch als ich wieder draussen war, machte ich weiter.» Dabei wird Ihle immer brutaler: «Es war mir egal, ob jemand in seinem Blut am Boden lag. Hauptsache, ich bekam, was ich wollte.» In den nächsten 17 Jahren ist der heute 50-Jährige die meiste Zeit im Gefängnis.

Fast kommt es zum Totschlag

Die Lebenswende kommt Anfang 2002. Als Ihle wieder einmal auf freiem Fuss ist, bringt er für seine Sucht fast einen Mann um, weil der ihm sein Geld nicht geben will. Während Ihle auf seinen Prozess wartet, besucht ihn Jürgen Köhler vom christlichen Suchtkrankenhilfe-Verband «Blaues Kreuz».

«Er hat mich einfach in den Arm genommen und für mich gebetet», erinnert sich Ihle. «Und dann sagte er: ‚Roberto, Du hast nur noch eine Chance – Jesus’.» Noch an diesem Tag geht Roberto Ihle auf die Knie und wird Christ.

Kurz darauf erlebt er ein «Wunder», wie er sagt: Der Richter verurteilt ihn wegen des versuchten Totschlags nicht zu den vom Staatsanwalt geforderten 15 Jahren Haft, sondern schickt ihn in die christliche Therapieeinrichtung «Wilhelmshof» in Uchtspringe nördlich von Magdeburg. Dort lässt sich Ihle taufen. Heute arbeitet er in einem Obdachlosenheim in Eilenburg (bei Leipzig), leitet eine Selbsthilfegruppe für Suchtkranke und macht Präventionsarbeit an Schulen.

«Jesus hat mich frei gemacht»

Ein Vers ist Roberto Ihle besonders wichtig geworden: «Der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an» (Die Bibel, 1. Samuel, Kapitel 16, Vers 7). Denn dass Menschen nur aufs Äussere schauen, ist eine Erfahrung, die Ihle immer wieder machen muss – etwa auf dem Arbeitsamt.

«Die Leute sehen nur die Jahre zwischen 1985 und 2002. Was danach in meinem Leben geschehen ist, interessiert niemanden.» Doch für ihn ist das kein Grund mehr, zur Flasche zu greifen: «Davon hat mich Jesus frei gemacht. Und seit dem 13. März 2002, dem Tag meiner Bekehrung, hatte ich kein Verlangen mehr nach Alkohol!»

Zum Thema:
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Datum: 22.10.2011
Autor: Matthias Pankau
Quelle: idea.de

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