Es war ein denkwürdiger Tag: Vor 30 Jahren wurden wir vor den Pforten des Brüderhauses auf St. Chrischona verabschiedet. Die Ausbildung lag hinter, die Praxis vor uns. Gespräche mit Vertretern des Evangelischen Gemeinschaftswerkes (heute: EGW) führten mich in eine ihrer Gemeinden, in die Stadtmission Luzern. Ich kannte weder Gemeinde, noch das EGW. Die Stadtmission Luzern empfing mich unerfahrenen Jüngling mit Liebe, Bereitschaft und Wohlwollen. Den Luzerner Christen verdanke ich meine Liebe zur Gemeinde Jesu und die Überzeugung, dass die Gemeinde die Hoffnung dieser Welt ist. Eine prägende Erfahrung in Luzern möchte ich nicht verschweigen: Als Präsident der Evangelischen Allianz verantwortete ich eine Grossevangelisation mit Wilhelm Pahls. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Viele waren dagegen; ich stürzte mich in die Herausforderung, gewillt erfolgreich zu sein. Da offenbarte sich der lebendige Gott, wie er sich mir zuvor noch nie gezeigt hatte. Eines Nachts träumte ich die ganze Organisation, die Durchführung sowie alles, was bei einem solchen Grossanlass zu bedenken war. Morgens stand ich auf und schrieb während zwei Stunden Veranstaltung, Konzept und Dienste der bevorstehenden Evangelisation in die Schreibmaschine. Genauso wurde die Evangelisation durchgeführt! Nach zwei Jahren ging es weiter nach Basel. Der Besuch der Kirchlich-Theologischen Schule ermöglichte die Matur sowie das erste theologische Examen. Es war eine herausfordernde Zeit: Rund 30 bis 40 Stunden Schule und noch einmal so viele Stunden Hausaufgaben die Woche bedeuteten der Normalfall. Es folgten Studienzeiten in Zürich, Bern, Debrecen/Ungarn und nochmals in Bern. Die zwei Jahre in Ungarn zusammen mit Lislott (1984 bis 1986) waren für uns beide eine Bereicherung fürs Leben. Wir reisten fast jedes Wochenende in die verschiedensten Gemeinden in Ungarn, Rumänien, Jugoslawien und der damaligen Tschechoslowakei. Die Auseinandersetzung mit dem christlichen Leben unter den gesellschaftlichen und ideologischen Bedingungen des Sozialismus war äusserst lehrreich. Ein Besuch in einem Dorf im Süden Ungarns bleibt in guter Erinnerung. Auf einem DIN A4-Blatt an der Kirchentür stand von Hand geschrieben, dass ein Schweizer Ehepaar in der Reformierten Kirche über das kirchliche Leben in der Schweiz berichten wird. Die Kirche war voll, das ganze Dorf war gekommen! Die Forschungsarbeit im Rahmen meiner Dissertation über die Reformierte Kirche der Karpaten-Ukraine und meine Projektarbeit beim HEKS (Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz) führten mich in den Jahren des osteuropäischen Umbruchs nach Ungarn, Rumänien, Ex-Jugoslawien, in die Ukraine, Tschechoslowakei und schenkten unvergessliche Begegnungen. Eine bleibt in besonders lebendiger Erinnerung: Es war in Belgrad; ich war auf den Weg in den Kosovo und den Sandschak, politisch schwierige Gebiete. Da erreichten mich im Hotel ein Telefonanruf und eine Einladung, mit Pavel, dem Patriarchen der Serbisch-Orthodoxen Kirchen, Kaffee zu trinken. Da sassen wir nun an einem kleinen Tisch und verständigten uns mit Hilfe der Übersetzer. Eine neue Wende erhielt meine Berufung mit dem Beginn der Arbeit bei IGW. Die erste Begegnung mit Heinz fand beim Italiener mit einer Pizza statt. Es folgten die faszinierenden Jahre des Aufbaus, der Entwicklung, der Innovation. Meine erste Tätigkeit war der Aufbau des Studiencenters Bern, danach die Entwicklung des Weiterbildungsprogramms für Pastoren, der Beginn des Studiencenters Basel. Meine 30 Jahre Dienst im Reich Gottes bedeuten eines: Einen herzlichen Dank an Lislott für den gemeinsamen Weg, ein herzliches Dankeschön an unseren Sohn, herzlichen Dank an Vorstand und das Team von IGW! Es ist ein Vorrecht, zusammen mit euch im Reich Gottes zu arbeiten. Zuletzt aber und vor allem Dank an Gott, der uns seinen Sohn und seinen guten Geist sandte. Die Begegnung mit Christus hat mein Leben verändert und prägt es bis heute! seit 2002: Rektor IGW International Jahrgang: 1952
Datum: 05.06.2007Prediger in Luzern
Studium
Unterwegs
Werdegang von Fritz Peyer-Müller
seit 1995: Studienleiter IGW in Bern, Basel und Weiterbildung
1993-1995: Gemeindeleiter Neues Land Schwarzenberg
1992: Promotion in Debrecen/Ungarn
1989-1995: Projektleiter HEKS für Rumänien, Ex-Jugoslawien
1987-1989: Forschungsstipendium des Nationalfonds
1987: Theologisches Examen, Theologische Fakultät Uni Basel
1983-1987: Theologiestudium in Basel, Zürich, Debrecen/Ungarn, Bern
1979-1983: Kirchlich-Theologische Schule Basel: Matura und erstes theologisches Examen
1977-1979: Prediger der Evangelischen Gesellschaft, Stadtmission Luzern
1973-1977: Missions- und Predigerseminar St. Chrischona
1971-1973: Militärdienst, Hilfspfleger
1968-1971: Berufslehre als Metzger, Corcelles/NE12 Stichworte zu Fritz Peyer-Müller
Verheiratet: seit 1981 mit Lislott
Ein Sohn: Simon Joschka (14)
Lieblingsvers: Matthäus 13,52
Lieblingsbücher: Brief an die Galater, Amosbuch
Lieblingstheologe: Schlatter, Bockmühl
Lieblingswort: Faszination
Traumjob: Rektor IGW
Lieblingslektüre: Krimis von Grisham, Mankell, Donna Leon
Lieblingsgetränk: spanischer Rotwein
Lieblingsessen: Schaf (Filet, Kotelett)
Lieblingsgemeinde: Christliches Lebenszentrum Burgdorf
Lieblingsbeschäftigung: Vision 2015 ausdenken!
Quelle: IGW International
Dr. Fritz Peyer-Müller ist Rektor des „Instituts für Gemeindebau und Weltmission“ (IGW). Anlässlich seines Dienstjubliäums schaut er zurück auf 30 bewegende Jahre.