«Halloween»

Fest der leuchtenden Kürbisköpfe

Der aus den USA stammende Grusel-Brauch Halloween wird in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November begangen – also zwischen dem evangelischen Reformationstag und dem katholischen Fest Allerheiligen.
Erntedankfest oder Grusel-Brauch Halloween?
Kürbis
Werner Mezger
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Lutherbonbon

Inzwischen ziehen auch im deutschsprachigen Raum in der Dämmerung als Geister, Monster oder Hexen verkleidete Kinder durch die Strassen und fordern von ihren Nachbarn Süssigkeiten.

Halloween ist das Fest der leuchtenden Kürbisköpfe, Gruselpartys und Geisterumzüge. In den USA so beliebt wie die Fasnacht in einzelnen Gegenden der Schweiz, erobert dieses Brauchtum immer mehr Europa.

In Europa liegen auch die Ursprünge des Festes, das auf einen zwei Jahrtausende alten heidnischen Brauch zurückgeht. Ursprünglich feierten die keltischen Druiden dabei das Sommerende.

Geister vertreiben?

Halloween leitet sich ab von «All Hallow's Eve», dem Abend vor Allerheiligen. In der Nacht, so glaubten die vorchristlichen Bewohner des heutigen Irlands und Wales, betraten die Seelen Verstorbener und böse Geister die Menschenwelt. Fackeln und Feuer halfen, das Böse zu vertreiben. Im Laufe der Zeit kam die passende Verkleidung hinzu.

Der Überlieferung nach suchten die Toten in der Nacht des 31. Oktobers die Lebenden, um deren Körper in Besitz zu nehmen. Zur Abschreckung der bösen Geister verkleideten sich die Menschen und spukten selbst bei Nacht durch die Strassen.

Christianisiertes Heidentum

Halloween ist auch ein Beispiel für den Umgang der Kirche mit vorchristlichen Bräuchen. Statt heidnische Feste abzuschaffen, christianisierte die Kirche den Brauch im neunten Jahrhundert.

Die beiden grossen Kirchen warnen inzwischen seit Jahren vor einer hemmungslosen Vermarktung des Halloween-Festes. Immer mehr Kinder hielten Halloween ausserdem für ein christliches Fest und wüssten zugleich nichts mehr von Reformation und Allerheiligen, hiess es.

Halloween-Boom rückläufig

Nach einem deutlich spürbaren Halloween-Boom in den vergangenen Jahren registriert der Kulturwissenschaftler Werner Mezger in Deutschland ein sinkendes Interesse an dem aus den USA importierten Brauch. Halloween sei auf dem absteigenden Ast, sagte der Freiburger Volkskundler. Untersuchungen seines Institutes hätten ergeben, dass es eine Trendwende gebe. «Die Begeisterung für das aus Amerika übernommene Fest hat in Europa ihren Höhepunkt überschritten», sagte Mezger. «Zwar ist Halloween nach wie vor ein beliebtes Thema der Medien und der Industrie. In der Bevölkerung geht das Interesse daran jedochmehr und mehr zurück», sagte der Professor für Europäische Ethnologie an der Freiburger Universität.

«Der Markt für Halloween beginnt in Deutschland zu stagnieren. Der Reiz ist weg», sagte Mezger. In Frankreich, das in den 90er Jahren einen regelrechten Halloween-Boom erlebt habe, sei das Kürbisfest inzwischen nahezu tot.

Suche nach dem Sinn des Lebens

Nach Ansicht Mezgers war der Halloween-Boom der vergangenen Jahre Ausdruck einer zunehmenden Verunsicherung in der Bevölkerung. Die Annäherung an das Gruselige sei unter anderem in der Suche nach dem Sinn des Lebens und in der Tabuisierung der eigenen Vergänglichkeit begründet. Zudem suchten viele Halloween-Anhänger Zerstreuung und Ablenkung vom Alltag. «Halloween bietet ähnlich wie Fastnacht die Möglichkeit, in eine völlig andere Rolle zu schlüpfen», sagte Mezger.

Lutherbonbons für «Halloween»-Geister

Wenn um den 31. Oktober die «Halloween»-Geister an Türen klingeln und um Süsses bitten, hat die evangelische Kirche eine Überraschung für sie. Erstmals gibt es einen «Lutherbonbon». Es schmeckt nach Zitrone, Orange oder Johannisbeere. Auf dem Bonbonpapier steht: «31. Oktober ist Reformationstag». Abgebildet ist ein freundlich augenzwinkernder Martin Luther. Ausserdem finden die Kinder die Internetadresse www.lutherbonbon.de mit Spielen und Informationen rund um das Leben des Reformators.

«Wir möchten als Kirche Neugier und Interesse für den Reformationstagwecken», sagt Pastor Michael Stahl vom Amt für Öffentlichkeitsdienst der Nordelbischen Kirche in Hamburg.

Diese Idee kam an: Die Lutherbonbons zum Reformationstag sind schon ausverkauft. 30.000 Tüten seien bundesweit abgesetzt worden.

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Quellen: epd/Kipa/dpa/Livenet

Datum: 29.10.2005

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