Gebetsappell für Indiens bedrängte Christen
Hindu-Organisationen hatten am Weihnachtstag Orissa mit einem Generalstreik (bandh) lahmlegen wollen, um die Christen am Feiern zu hindern und weiter einzuschüchtern. Nach einem Treffen mit Kirchenführern betonte der indische Innenminister P. Chidambaram am 10. Dezember, der Staat werde ihre Sicherheit garantieren. In der Folge sagten die Hindu-Nationalisten in Orissa den Streik ab.
Prekäre Ruhe
Wachsender internationaler Druck hat den indischen Politikern klar gemacht, dass das Image ihres Landes (grösste Demokratie der Welt) schweren Schaden leidet, wenn weiterhin straflos gegen Christen gehetzt werden kann. Der katholische Erzbischof von Orissas Hauptstadt Bhubaneswar zeigte sich nach der Streik-Absage erleichtert. Er forderte jedoch den Chefminister Orissas am 20. Dezember in einer Unterredung auf, den Schutz der Kirchen und kirchlicher Einrichtungen nicht voreilig zu verringern. Denn noch immer bestehe eine akute Gefahr von religiös und politisch motivierten Übergriffen, nicht nur im Kandhamal-Distrikt, sondern auch in anderen Teilen Orissas.
Hass und Mord
In Kandhamal, wo im August und September mehrere zehntausend Christen aus ihren Siedlungen flohen, wurde der Katechet Yuvraj Digal am 17. Dezember auf dem Heimweg in sein Dorf Kanjamedi mit seinem Moped von einer aufgebrachten Menge angehalten. Die Gruppe von rund 50 Hindu warf ihm vor, für den Mord an dem fanatischen Hindu-Führer verantwortlich zu sein (laut Polizeiangaben wurde er von maoistischen Rebellen verübt). Der 40 Jahre alte Leiter der christlichen Gemeinde in seinem Dorf wurde von dem Mob erschlagen. Sein 20-jähriger Sohn Bhidyadhar konnte fliehen und die Polizei alarmieren.
Lady Cox: „Religiöse Säuberung“
Am 18. Dezember debattierte das englische Oberhaus über die Gewalt, aufgrund einer Motion der prominenten Menschenrechtsaktivistin Baroness Cox, die Indien im November bereist hatte.
Lady Cox schilderte vor den Lords, was in Teilen Orissas nach dem Mord an einem Hindu-Fanatiker Ende August geschah:
- Gewalt gegen christliche Gemeinschaften
- Zwangsübertritte zum Hinduismus und die Drohung, noch mehr solche Übertritte zu erzwingen
- Die Weigerung des Staats, den Christen bei der Rückkehr in ihre Häuser Sicherheit zu garantieren
All dies, so Lady Cox, erwecke den Anschein einer bewussten Strategie religiöser Säuberung (attempted religious cleansing). Die Grausamkeit und die Zahl der Attacken im August und September wären ohne eine über viele Jahre unterhaltene Hetzkampagne nicht möglich gewesen. „Und diese Hetze hält in den Medien … an – mit Muslimen und Christen im Visier.“
Lady Cox erwähnte die erbärmlichen Umstände der vertriebenen Christen in notdürftig eingerichteten Camps. Sie appellierte an die britische Regierung, sich in Delhi für die Sicherheit der verängstigten Minderheiten einzusetzen. Der zuständige Staatsminister Lord Malloch-Brown sicherte in seiner Antwort zu, die britische Regierung werde alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Lage der bedrängten Minderheiten und der unterdrückten Dalits zu verbessern. Für 2009 seien Verhandlungen der EU mit Indien geplant.
Bitte beten Sie
- dass die Christen in ganz Indien, besonders in Orissa und den anderen Gewalt-Regionen, ungehindert Weihnachten feiern können
- dass Prediger, Gemeindeleiter und Evangelisten ungehindert arbeiten und reisen können und ihre Familien nicht bedroht werden
- dass alle Gliedstaaten mit Polizei und Justiz entschieden und ohne Zögern gegen Gewalttäter und Plünderer vorgehen
- dass Christen in ihre Häuser zurückkehren und sicher leben können und für Verluste entschädigt werden
- dass Hetzpropaganda gegen Minderheiten, Christen und Muslime, in den Medien unterbunden wird
- dass Menschenrechtsgruppen und die staatlichen Kommissionen die Politiker zu einem Vorgehen veranlassen, welches der indischen Demokratie würdig ist.
Links zum Thema:
Die Debatte im britischen Oberhaus
Livenet-Dossier: Christen in Süd- und Südostasien
Datum: 24.12.2008
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch