50 Jahre HMK

Linus Pfister: «Wir sind überwältigt!»

Vor 50 Jahren wurde aufgrund der Erfahrungen des lutherischen Pfarrers Richard Wurmbrand in rumänischen Gefängnissen die «Hilfsaktion Märtyrerkirche» gegründet. Am letzten Samstag feierte das Hilfswerk seinen 50. Geburtstag – und erscheint nötiger denn je.
HMK-Leiter Linus Pfister
Eine Hausgemeinde in Laos

«Wir sind überwältigt!», bekennt HMK-Leiter Linus Pfister angesichts von 650 Besuchern am Jubiläumsfest in Steffisburg. «Hilfe für Mensch und Kirche» heisst das Missionswerk heute, und in den 50 Jahren seines Bestehens hat die Notwendigkeit, Christen unter Druck direkt und wirksam zu helfen, nichts von ihrer Aktualität eingebüsst, im Gegenteil: Unterdrückung und Verfolgung von Christen ist ein hochaktuelles Thema. Hunderte von Christen tragen die Arbeit der HMK z.T. seit Jahrzehnten mit. «Wir hatten sogar ein paar Freunde da, die waren vor 50 Jahren schon ganz bei den Anfängen dabei», freut sich Pfister im Gespräch mit Livenet.

«Religiös gefärbter Nationalismus»

Als Höhepunkte des Jubiläumsfests bezeichnet der HMK-Leiter spontan: «Überrascht war ich, dass jemand von unserem Anwaltsteam jetzt im höchsten Gericht in Indien, dem Federal Court, die indische Regierung herausfordert, diskriminierende und christenfeindliche Gesetze abzuschaffen. Das braucht ziemlich viel Mut und ich fand es ganz toll. Ebenfalls hat es mich total beeindruckt, wie Konvertiten aus dem Islam den Mut haben, das Evangelium bis nach Saudi-Arabien zu tragen.»

Wo will die HMK in den nächsten 10 Jahren hin? Pfister setzt auf Kontinuität. «Wir bleiben auf unserem Kurs; den religiös gefärbten Nationalismus finden wir sehr problematisch. Wenn der indische Premierminister erklärt, dass in Indien nur Hindus leben sollen, oder wenn bestimmte Länder nur sunnitische oder nur schiitische Muslime zulassen wollen, ist das sehr bedenklich.» Das Wort «Märtyrer» habe man im Namen der HMK ersetzt, «weil es in der Presse vor allem für islamische Selbstmordattentäter gebraucht wurde», erklärt Pfister. «Aber unsere beiden Schwerpunkte – Hilfe für Unterdrückte und Evangelisation und Gemeindebau – sind immer noch die gleichen, und beide konnten wir massiv ausbauen.»

Je mehr Druck, desto mehr wächst Kirche

Die Christenverfolgungen unserer Zeit bewirken nach der Beobachtung von Pfister oft das Gegenteil: «Je mehr Druck in diesen Ländern herrscht, um so schneller wächst die Gemeinde. Das ist ganz erstaunlich.» Als Beispiel nennt er Laos, das im Jahr 1902 – übrigens durch Schweizer Missionare – mit dem Evangelium erreicht wurde. «Heute reden wir von über 200'000 Christen im Land, trotz mittlerweile schon 40 Jahren kommunistischer Regierung» erklärt Pfister. Pastor David aus Laos erklärte an der Konferenz, mit welch kreativen Mitteln die Christen im Land Wege finden, ihren Glauben zu leben und aktiv zu verbreiten (Livenet berichtete).

«Riesige Neubewertung des religiösen Lebens»

Sensationelles berichtet Pfister aus dem islamischen Kulturbereich: «Wir haben eine Menge Indikatoren, dass in den letzten 10 Jahren mehr Muslime zum Glauben gekommen sind als die ganzen 1'400 Jahre vorher. Es findet in islamischen Ländern eine riesige Neubewertung des religiösen Lebens statt; die Anzahl der Nachfolger von Jesus wächst exponentiell. Mittlerweile gibt es in jedem islamischen Land einheimische Christen, inklusive Saudi-Arabien und Somalia.»

Besucher: «Nicht dominierend, sondern helfend»

Besucher am Geburtstagsfest der HMK zeigten sich beeindruckt von Arbeit und Stil der Mission. «Mich hat beeindruckt, dass die HMK sich zurücknimmt und vor Ort Menschen findet, die die Arbeit machen – Menschen, die sehr beweglich sind; der ganze Anlass hat betont, dass das Reich Gottes von Christen vor Ort ausgebreitet und nicht hier aus dem Westen gesteuert wird», erklärte Daniel. «Die HMK ist im Hintergrund und hilft und unterstützt, wo Druck und Verfolgung da sind. Bei der ganzen Arbeit überzeugt die Professionalität, kombiniert mit einer tiefen geistlichen Haltung – sie können z.T. 6-7 Jahre warten, bis eine Tür aufgeht und Partner gefunden werden, auf die man sich verlassen kann.» Emilie zeigt sich beeindruckt von der Ganzheitlichkeit, der Kreativität und der grossen Hingabe, mit der Christen in Ländern mit massiver Unterdrückung ihren Glauben leben. «Es war lebensnah und persönlich, man hat gespürt, was die Leute dort durchmachen», erklärt ihr Mann René.

Fasziniert vom Engagement

Rahel als junge Christin fasst zusammen: «Mich hat es sehr berührt, wie jemand sein Leben dauernd aufs Spiel setzt, um in Saudi-Arabien die christliche Botschaft über Satelliten unter die Menschen zu bringen.» Und Manuel ergänzt: «Mich hat der Bericht der indischen Anwältin tief beeindruckt, die auf den ersten Blick zart und scheu wirkt; wenn man aber sieht, mit welchem Feuer und welchem Engagement sie sich auf höchster Ebene für die Rechte von religiösen Minderheiten einsetzt – das hat mich sehr fasziniert. Die untersten Kasten sind ja immer noch sehr benachteiligt, und sie hat einen Fall eingebracht und beantragt vor dem höchsten Gericht, dass der Wechsel der Religion bei diesen Kasten erlaubt wird.» 

Zur Webseite:
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Datum: 28.10.2019
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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