Endlich pensioniert! Nie wieder arbeiten, der eigene Chef sein und die Freizeit in vollen Zügen geniessen. Das war Peter Kloos, dem Strassenbauingenieur im Ruhestand, nicht genug. Er ist noch fit und möchte seine Zeit nutzen, um anderen Menschen zu helfen. Drei Jahre lang baute der Rentner ehrenamtlich einen Staudamm in Kenia, durch den jetzt drei Waisenhäuser mit Strom versorgt werden.
«Als ich 15 Jahre alt war, habe ich Betonbauer gelernt. Drei Jahre ging diese Lehre. Später wurde ich Strassenbauingenieur. Inzwischen bin ich 60 Jahre alt und vorzeitig im Ruhestand. Als Rentner hat man Zeit. Und da ich finanziell einigermassen gut abgesichert bin, möchte ich mich mit meinem Leben einsetzen, anderen noch etwas Gutes zu tun und zu helfen.
Die Idee vom Staudamm in Kenia
Auf die Sache mit dem Staudamm bin ich durch einen Freund von mir aufmerksam geworden. Wir waren zusammen mit dem LKW unterwegs und haben Hilfsgüter nach Osteuropa gebracht. Er erzählte mir von dem Missionswerk «Diguna» in Afrika und meinte: «Peter, das wäre was für dich!» So bin ich an die Arbeit gekommen.
Der Staudamm war schon geplant als ich in das Projekt eingestiegen bin. Es gibt in dem Ort Ngechek drei Waisenhäuser, die völlig ohne Strom auskommen mussten. Dabei ist ein Fluss unweit und das Grundstück selbst hat einen natürlichen Fall von dreissig Metern. Da bot sich ein Staudamm an. Das Wasser, das für den Staudamm abgeleitet wird, läuft danach wieder dem Fluss zu. Und da ein wenig Wasser immer im Fluss weiter läuft, wird die Natur durch den Staudamm nicht geschädigt.
Ich hatte vorher noch nie einen Staudamm gebaut. Aber ich kenne mich mit Beton aus. Und durch guten Rat und etwas Mut habe ich mich an das Projekt herangetraut. Man muss sich im Leben manchmal auch etwas zutrauen.
Arbeit in Kenia
Die Zusammenarbeit mit den Einheimischen war gewöhnungsbedürftig. Die Menschen dort haben eine ganz andere Mentalität, als wir. Als wir zum Beispiel den grossen Abschnitt betoniert haben, habe ich gesagt: «Fangen wir morgen ein bisschen früher an, damit es nicht so heiss wird, um halb fünf geht’s los.» Am nächsten Tag stand ich dann mit dem Stationsleiter Amos, einem Massai, alleine da. Sonst war niemand da (lacht). Die Arbeiter kamen eineinhalb Stunden später, das war für sie auch gar nicht schlimm. Das ist dort ebenso.
Aber wir können von den Menschen dort auch viel lernen. Unsere Art zu leben ist nicht immer das Nonplusultra. Es geht auch vieles anders. Und man muss dann eben Spass dran haben, dass alles bisschen anders ist als bei uns, sonst macht man sich da auch kaputt. Man muss sich auf die Menschen einlassen und sie gern haben, nur so geht das.
Warum meinen Ruhestand nicht ruhig verbringe
Ich möchte, dass mein christlicher Glaube nicht theoretisch bleibt. Und ich habe viel mehr davon, wenn ich gebe. Ich habe dabei auch viel Neues kennengelernt, so bleibt man jung und fit! Und man hat wieder ein Ziel, was für einen Menschen wichtig ist.
Das Gefühl, den fertigen Staudamm zu sehen, war klasse. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Das war ein erhebendes Gefühl. Ich bin dort ja nicht hingefahren, um mich selbst zu verwirklichen oder eine Abenteuer zu erleben. Sondern es sollte ein Dienst für die Menschen dort sein, für die Waisenkinder. Und das ist uns gelungen!
Übrigens kann jeder Rentner sich für andere einsetzen. Nicht jeder kann einen Staudamm bauen, aber ich könnte zum Beispiel auch keine elektrische Anlage anschliessen. Jeder Mensch hat Fähigkeiten und Gaben, die er einsetzen kann. Und wer etwas tun will, für den ist genug Arbeit da.»
Zum Thema:
Nähere Infos zum MIssionswerk Diguna:
Datum: 14.05.2011
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: gottseidank.tv