Zum Tod von Otto Ineichen

Mehr als ein «Sonntagskatholik»

Otto Ineichen gehörte zur parlamentarischen Gruppe «Christ und Politik», welche Andachten im Bundeshaus organisierte. Gerne hielt er sich in Kapellen auf, sein Glaube sei ihm wichtig, sagte der am 6. Juni verstorbene Unternehmer.
Otto Ineichen

Pfarrer Beat Kunz begrüsst die Parlamentarier, die zur Türe hereinkommen mit einem herzlichen Händedruck, berichtete die Zeitung «20 Minuten» über eine Besinnung im Bundeshaus. «Schön, sind sie da, Herr Ineichen», «Willkommen bei der Besinnung, Herr Candinas», «Guten Morgen Herr Nussbaumer.»

Otto Ineichen sei regelmässiger Besucher gewesen. Auch wenn sich der Unternehmer als «Sonntagskatholik» bezeichnet habe, sei ihm der Glaube wichtig gewesen: «Bei Schicksalsschlägen, aber auch bei Niederlagen, die ich als Unternehmer ab und zu erlebe, muss ich irgendwo Kraft holen», sagte er gegenüber «20 Minuten». Gerne setze er sich zum Beispiel während Radtouren in eine Kapelle, um Ruhe zu finden.

Aktiv bei «Christ und Politik»

Otto Ineichen gehörte zum Vorstand der parlamentarischen Gruppe «Christ und Politik». 1998 unter dem Namen «Vision für die Schweiz» gegründet, gehören ihr Christen aus verschiedenen Parteien an. Der wichtigste Programmpunkt ist jeweils die «Eidgenössische Besinnung» im Spätsommer für Führungskräfte aus Politik, Wirtschaft, Militär und Kirche, an der in der Regel auch der amtierende Bundespräsident teilnimmt.

Den Vorstand bildeten vor Ineichens Ableben elf Parlamentarier aus fünf Parteien: Jakob Büchler (CVP), Peter Bieri (CVP), Hannes Germann (SVP), Brigitte Häberli (CVP), Hans Hess (FDP), Otto Ineichen (FDP), Maja Ingold (EVP), Jacques-André Maire (SP), Eric Nussbaumer (SP), Erich von Siebenthal (SVP), Marianne Streiff (EVP) sowie der reformierte Pfarrer Alfred Aeppli, die katholische Theologin Martine Schneider und Bundeshaus-Beter Beat Christen, der die Gruppe als Generalsekretär begleitet.

Mann der Tat

Lob erhielt Otto Ineichen vom Publizisten Frank A. Meyer. Die Zeitung «Blick» warf der Grossbank UBS vor, sie animiere zur Spekulation mit Nahrungsmitteln  und erziele Rendite mit hungernden Kindern. Stolz habe die Bank vorgerechnet, dass sich zum Beispiel Mais seit Januar 2008 um 35,6 Prozent verteuert habe. Otto Ineichen aber habe gefordert: «Stoppt diese Geschäfte.» Und kategorisch habe er festgehalten: «Mit Nahrungsmitteln, Wasser und Gütern des Grundbedarfs darf nicht spekuliert werden.» – Frank A. Meyer dazu: «Otto Ineichen – weiss Gott ein Kapitalist! – hat Anstand und Gemüt.»

«Sein soziales Engagement und die Teilnahme an den Andacht erbrachte er wohl aus einer Beziehung zu Gott heraus», bilanziert EVP-Nationalrätin Marianne Streiff. «Er war ein Mann der Tat und nicht der Worte. Seine Werke waren sichtbar, und man sah, dass sein Einsatz im Glauben wurzelte.» 

Bekannt wurde Otto Ineichen zum Beispiel durch die von ihm gegründete Stiftung «Speranza» (zu deutsch «Hoffnung»), welche Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten zum Einstieg ins Berufsleben verhilft. Er scheute sich nicht, für eine gute Sache auch in Konflikte mit seiner Partei zu geraten.

Datum: 08.06.2012
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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