Protestanten und ihre Lieder

Erstes Gesangbuch der Reformation entdeckt

Die zur Universität Erfurt gehörende Forschungsbibliothek Gotha hat eine Abschrift des ersten protestantischen Gesangbuchs
Das Gothaer Chorbuch von Johann Walters.

wiederentdeckt, des sogenannten «Achtliederbuchs».
Die Forschungsbibliothek Gotha beherbergt zahlreiche Gesangbuch-Schätze. Die Sammlung zählt rund 3'000 Bände. Bei Recherchen für die aktuelle Ausstellung «Mit Lust und Liebe singen – Die Reformation und ihre Lieder» ist eine Abschrift des ersten protestantischen Gesangbuchs entdeckt worden.

Bei dem 1524 in Nürnberg gedruckten «Achtliederbuch» handelt es sich um eine bibliografische Rarität, von der sich heute nur noch wenige Exemplare in den Bibliotheken nachweisen lassen. Eines der seltenen Exemplare befindet sich seit 1793 im Bestand der herzoglichen Sammlungen der Forschungsbibliothek Gotha.

Verbreiteter als die Bibel

Was wäre die Reformation in Deutschland ohne ihre Lieder? Gesammelt und veröffentlicht wurden sie in Gesangbüchern, die zunächst für die Kantoren und Pfarrer gedacht waren. Im Gottesdienst wurden die Lieder auswendig gesungen.

Erst um 1700 setzte sich das Gesangbuch für jeden Haushalt und im Gottesdienst durch. In dieser Zeit entstanden die ersten offiziellen Gesangbücher für einzelne Territorien.

Das Gesangbuch war über Jahrhunderte ein noch grösserer Bestseller als die Bibel. Es wurde von Generation zu Generation weitergegeben und war – sichtbar unter dem Arm in den Gottesdienst getragen – Bekenntnisbuch und Identitätssymbol.

Hören und singen

Die Ausstellung «Mit Lust und Liebe singen – Die Reformation und ihre Lieder» stellt Herkunft und Werdegang der schönsten und bekanntesten deutschen Kirchenlieder in Wort und Musik vor und lädt zu einer Neuentdeckung der Gesangbücher als Begleiter des menschlichen Alltags ein.

Der Gebrauch der Gesangbücher wird exemplarisch erfahrbar. Die Besucher der Ausstellung können, die Inhalte der Bücher nicht nur hören sondern auch selbst singen. Die Ausstellung ist noch bis 5. August 2012 in Gotha, Schloss Friedenstein zu sehen.

Datum: 26.05.2012
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet / Universität Erfurt

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