Judy Bailey

Karibische Klänge auf der Arche Noah

In Köln ankert derzeit die Arche Noah im Massstab 1:2. Die karibische Sängerin Judy Bailey lud auf diesen 70-Meter-Giganten zum Konzert. Livenet war dabei und sprach mit der gutgelaunten Künstlerin über Gott, die Hungerkatastrophe in Somalia und ihr zehntes Album, das «Travelling» heisst.
Judy Bailey, interviewt vom Entertainer, Puppenspieler und Arche-Besitzer Aad Peters an Deck der Arche.
Judy Bailey
Judy Bailey

Der ältere, schwarze Herr, der Nelson Mandela gleicht, ist der beste Beweis, dass Judy Bailey die Leute vom Hocker reist. Er steht schon seit längerem, bewegt sich im Takt, grinst und kramt seinen Ausweis hervor. Er deutet auf die Jahreszahl hinter dem Geburtsdatum: 1932. Spitzbübisch lächelt er und tanzt weiter.
 
Livenet: Judy Bailey, kann die Arche als Auftrittsort überboten werden?
Es ist schwer zu vergleichen, jeder Ort hat eine besondere Atmosphäre. Jedes Konzert ist anders. Wir waren in einem Fast-Food-Restaurant, im Berliner Hauptbahnhof, in einer Besteckfabrik, im Gefängnis, in einer Friedhofskapelle und einem Supermarkt. Alle Orte waren auf ihre Art wunderschön.
 
Wovon handelt Ihr neues Album?

Es heisst «Travelling» und es geht ums Unterwegsein. Zum Beispiel, dass wir alle auf einer Lebensreise sind mit Höhen und Tiefen. Wir lernen laufen, fallen, stehen auf und gehen weiter. Und es gibt auch eine spirituelle Reise, die mir wichtig ist.

Die Musik ist breit gefächert. Wir reisten in vielleicht 30 Länder mit unserer Musik und lernten viele Stile kennen. Wir geben und nehmen wenn wir reisen. Ein palästinensischer Rapper ist dabei und jemand aus Pakistan. Auch etwas Country und afrikanische Musik ist darauf sowie Instrumente, die man nicht so oft hört.
 
Sie sprechen von einer spirituellen Reise, stellen Sie doch ein, zwei solche Lieder vor.

In der christlichen Szene sagen viele Lieder «Gott ist gut» – und fertig. Ich singe, dass Gott gut ist und mich nie fallen lässt. Das Album verschweigt auch nicht, dass es Zeiten gibt, in denen wir denken, dass er uns vergessen hat und wir uns fragen, wo er ist. In einem Stück singe ich «Angels knows the Devil in me», also «Engel kennen den Teufel in mir». Es drückt aus, dass wir das Gute tun wollen und für Gott leben. Aber manchmal falle ich und tue Dinge, von denen ich weiss, dass ich sie nicht tun sollte. Und ein anderes heisst «Been getting stronger», also «Ich werde stärker». Auch wenn ich falle, ich stehe wieder auf.

Manchmal denken wir, wir müssten immer etwas tun. Aber manchmal müssen wir auch warten. Das ist auch Teil der Reise. Das bedeutet nicht, dass wir nichts tun, sondern dass wir still sind und auf Gott hören.

Daneben gibt es auch Lieder die sozial sind, zum Beispiel über den arabischen Frühling, der zeigt, dass wir einen Unterschied machen können. Oder «Mogadishu». Das Lied spricht über die Hungersnot in Somalia. Wenn man sieht, wie viele Menschen sterben, finde ich es unglaublich, dass es nicht öfter in den Nachrichten vorkommt. Das Lied beschreibt die Geschichte von Fatima, die versucht, ihren drei Kindern zu essen zu geben. Sie muss wählen, welches Kind sie mitnimmt. Die beiden grösseren haben vielleicht eine kleine Chance, selbst zu überleben, und so geht sie mit dem Baby.
 
Engagieren Sie sich humanitär?
Ja, ich bin Botschafterin von «World Vision». Ich war im Kongo, Tansania, Ruanda, und Kenia und setzte mich bereits früher für diese Menschen ein. Ich sah viele Orte, wo Leute leiden und zum Beispiel drei Stunden laufen, um an Wasser zu gelangen. Für sie ist es eine grosse Hilfe, einen Brunnen in ihrem Dorf zu erhalten. Das Wasser mit dem wir die Toiletten in Deutschland spülen, ist sauberer, als das, welches Andere trinken.

Ich will mich von den Problemen nicht lähmen lassen. Ich sah, wie Hilfe ankommt und dass eine Änderung möglich ist. Lasst uns tun, was wir können. Mindestens ein Leben ändern – das ist eine Änderung in der Welt.  
 
Machen Sie an solchen Orten auch Aufnahmen für Ihre CDs?
Wir haben viele Ideen, aber nicht immer die Zeit, sie umzusetzen. Wenn ich da bin, musiziere ich gerne mit den Leuten vor Ort, wir geniessen den Moment. Afrikanische Trommler haben einen ganz andern Stil, der fliesst dann auch in unsere Musik ein. Wir geben viel und nehmen auch gerne. Bei «Travelling» sind viele verschiedene Rhythmen und Instrumente, ohne dass es ein experimentales World Music-Album wäre. Viele wären an so etwas interessiert, können sich damit aber nicht so anfreunden, das ist schade. Vielleicht produzieren wir eines Tages eine solche CD.

Datum: 16.05.2012
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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