100. Todestag von Karl May

Sterbender Winnetou: «Ich habe den Heiland gefunden!»

Heute vor 100 Jahren starb der Bestsellerautor Karl May. Der geniale Autor war in jungen Jahren kriminell und lange ein Hochstapler. Gleichzeitig dringt in vielen seiner Bücher ein tiefer Glaube durch.
Karlmay

Es waren ergreifende Geschichten von tiefer Freundschaft: Winnetou und Old Shatterhand; Kara ben Nemsi und Hadschi Halef Omar; oder auch jene drei berühmten «Westmänner» – sie durchstreiften den «Wilden Westen», ohne sesshaft zu werden –, die man das «Kleeblatt» nannte, weil sie ausschliesslich zusammen auftraten: Sam Hawkins, Dick Stone und Will Parker.

Von grässlichen Dingen war zu lesen: Von Marterpfählen, vom Skalpieren, von üblen Verbrechern und Menschen, die von wilden Hunden zerrissen oder in einem ausgehöhlten Baum zerquetscht wurden.

Fiese Schurken

Auf der anderen Seite waren wirklich miese Schurken: Santer, der Schut, der Mübarek oder der als Prediger getarnte «Prayerman» – sie alle waren stets bereit für üblen Verrat und brachten «die Guten» regelmässig in Lebensgefahr.
Zudem bekam man durch die Lektüre von Karl May ein Gespür für die «grosse weite Welt». Es hielt auch dann noch an, als man – längst zum Erwachsenen gereift – erfuhr, dass der Autor die beschriebenen Orte entweder gar nicht gesehen oder nur als Tourist bereist hatte und dass alle Heldentaten seiner Fantasie entsprungen sind.

Erfolge im deutschen Nachkriegskino

Jedes Mal ein Augenschmaus waren die Karl-May-Filme der 1960er Jahre. Sie hatten zwar mit den Buchvorlagen wenig mehr gemein als die Titel, waren aber dennoch erste große Erfolge des deutschen Nachkriegskinos. Ihre bis heute anhaltende Wirkung zeigt sich daran, dass Bully Herbigs Karl-May-Parodie «Der Schuh des Manitu» 2001 ein generationenübergreifender Erfolg wurde. In den USA laufen derzeit Planungen, die Werke Karl Mays noch einmal – diesmal in Amerika und mit grossem Budget! – zu verfilmen. Die Popularität des Schriftstellers ist also bis heute ungebrochen.

Karl May war Vikar und Bibelkenner

Er kannte die Bibel und das evangelische Gesangbuch genau und hatte sogar die Qualifikation zum Vikar erworben. In seinen Werken geht es immer wieder um zentrale christliche Fragen wie die Gültigkeit der Bergpredigt und der Bekehrung. Oliver Gross untersuchte 1996 in seiner Diplomarbeit die 10 meistgelesenen Karl-May-Bücher. Fazit: Rund 60 Mal wird darin aus der Bibel zitiert – über die ganze Breite des Alten und Neuen Testaments; in 7 Büchern kommen Lob-, Dank- und Bittgebete vor. Dieses offenkundige Glaubenszeugnis lässt sich kaum ignorieren.

Karl-May-Lesern ist dies natürlich bewusst. Sie wissen, dass Winnetou mit dem Bekenntnis «Ich glaube an den Heiland. Winnetou ist ein Christ» auf den Lippen und mit einem von Karl May selbst getexteten und vertonten christlichen Lied in den Ohren starb.

Wir finden in Karl Mays Werk weitere Bekehrungsgeschichten – darunter die sehr eindrückliche von Old Wabble. Und selbst der hartgesottene Muslim Hadschi Halef Omar findet gemeinsam mit seiner Familie letztlich zum Glauben an Jesus Christus.

Nahm es mit der Wahrheit nicht  so genau

Trotz seines christlich geprägten Hintergrundes bleiben Fragen an Karl May. Denn der Autor hatte keine Skrupel zu behaupten, alle seine Reiseerzählungen gäben seine wahren Erlebnisse wieder. Als Zweifel über seine Geschichten aufkamen, belog er seine Kritiker über Jahre hinweg mit unwahren Behauptungen – und verfolgte sie schliesslich hart vor Gericht. Mit der Wahrheit als einem der zentralen biblischen Gebote nahm es Karl May offenkundig nicht besonders genau.

Zugleich verschwieg er, dass er als junger Erwachsener unter anderem wegen Diebstahls und Betrugs dreieinhalb Jahre im Zuchthaus Zwickau verbracht hatte – wo er wegen guter Führung zum Verwalter der Anstaltsbibliothek wurde und einen erheblichen Teil der Recherchen betrieb, die ihm später beim Schreiben seiner Bücher zugutekamen.

Nach einer erneuten Festnahme wegen seiner kriminellen Umtriebe und einem Fluchtversuch sass er von 1870 bis 1874 im Zuchthaus Waldheim (nahe Chemnitz) ein. Immerhin vollzog er hier – unter dem Einfluss des katholischen Anstaltslehrers Johannes Kochta – eine innere Kehrtwende.

«Ein wunderbares Geheimnis»

Wer war Karl May? Ein Aufschneider genauso wie ein unglaublich fantasiereicher Schriftsteller, ein Christ auf der Suche nach Gnade und Vergebung sowie ein gnadenloser Rechthaber und übler Nachredner. «Er bleibt für mich ein wunderbares Geheimnis.» Zu diesem Resümee kommt der Karl-May-Biograf Hans Wollschläger.

Buch zum Thema:
Karl May. Der Winnetou-Autor und der christliche Glaube
Karl-May-Museum in Radebeul bei Dresden

Datum: 30.03.2012
Quelle: idea Deutschland

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