Der Ironman der Christen

Das Äusserste geben

Der Ironman der Christen
Dieses Jahr im August ist es wieder so weit: Super-Athleten werden im Ironman-Wettbewerb in Thun alles geben. Wie ein Symbol unserer Gesellschaft: «Wir schaffen das». Ein anderer Ironman hat es wirklich geschafft – und alles gegeben.

«Vor schönster Bergkulisse schwimmen die eisernen Athleten 3,8 km im 17 Grad kalten Wasser des Thunersees, radeln 180,2 km durch das saftig grüne Hinterland und laufen 42,2 km entlang des tiefblauen Thunersees, bis sie erschöpft und überglücklich das Ziel erreichen», verkündet die Werbung für den Event. Nicht wahr, das ist eine Sprache, die wir verstehen: Das Äusserste geben in jeder Hinsicht. Sei nur fit und motiviert genug, dann schaffst du es. Vor ein paar Jahren war es Covid, heute sind es andere politische und wirtschaftliche Herausforderungen. Aber wir schaffen das. Unsere Kultur ist darauf aufgebaut: Wir finden Lösungen, das versprechen wir uns.

Von den Lösungen zur Erlösung

Der «Iron Man», dem sie dicke Eisennägel durch die Hand trieben, hat ebenfalls alles gegeben – nur dass es ihn das Leben kostete. Ein völlig sinnloser Tod eines guten Menschen aufgrund eines Justizskandals. Eine Leistung, die ihm keinen Pokal, sondern Spott und Hohn einbrachte. Er hätte sich ein paar Tausend Engel kommen lassen können, um ihn da rauszureissen, aber nein – er hielt aus und hielt durch. Heute, am Gründonnerstag, kämpfte er den ultimativen Kampf mit sich und Gott: «Warum das alles? Geht’s nicht anders? Muss ich wirklich zum Letzten gehen?» Es war ein Kampf, der ihn Blutstropfen schwitzen liess – der ultimative Stress für Seele und Körper.

Und wozu das alles? Dieser Iron Man suchte keine Berühmtheit – auch wenn er später zum bekanntesten Menschen der Erde wurde. Denn wir brauchen im Tiefsten nicht zuerst Lösungen, sondern Erlösung. Wenn das, was in der Welt kaputt ist und was jeder Mensch irgendwo erlebt, durch Anstrengungen, Bemühungen und Einsatz lösbar wäre, wäre es schon geschehen. Er lebte im religiösesten Volk der Erde und in der damals höchstentwickelten Kultur.   

Der ganz andere Weg

Er wusste: Um die tiefsten Probleme der Menschheit an der Wurzel anzupacken, müsste er sein Leben geben. Die einzige Lösung für eine radikale Erlösung der Menschen ist, dass Gott seine Forderungen nicht brutal durchsetzt und auch nicht mit Allmacht auf die Pauke haut, sondern dass sich einer opfert. Den genau umgekehrten Weg geht.

Damit hat dieser Iron Man ein für alle Mal einen Lösungs- und Erlösungsweg definiert, der es nicht mit Leistung, Welt- und Selbstverbesserung zu tun hat. Das ist eine gute Nachricht für alle Leistungssportler, aber vor allem für die grosse Masse derer, die darunter leiden, dass sie es immer wieder «nicht schaffen». Das Kreuz wurde zum universal bekannten Symbol dieses alternativen (Er)Lösungswegs: Da hat es einer für dich geschafft, du kannst mit deinen Anstrengungen und deiner Selbstoptimierung aufhören und erst mal zu Ruhe kommen. Weder Leistung, Ethos noch Anstrengung ist das Markenzeichen christlichen Glaubens, sondern Glaube und Annahme. Gratis? Ja. Billig? Nein – der Eisennagel sagt alles.

Vertrauend auf das, was da geschehen ist, gibt es die Chance, ganz neu anzufangen. Morgen am Karfreitag werden wir in einem zweiten Teil entdecken, was dieses Sterben von Golgatha mit unseren zentralen Problemen Schuld, Scham und Angst gemacht hat.

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Datum: 17.04.2025
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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