Vietnam: Drei Christen durch Giftspritzen umgebracht

Vietnam

Saigon. Mit der Hinrichtung von drei Christen durch Giftspritzen und der Schliessung von über 350 Kirchen hat die Verfolgung der Christen in Vietnam ein Ausmass angenommen wie zuletzt in den siebziger Jahren. Betroffen sind vor allem die Bergvölker, die sogenannten “Montagnard”, in der zentralvietnamesischen Provinz Dak Lak, berichtet der Informationsdienst “Assist”.

Alle drei getöteten Christen seien aus dieser Region gekommen. Sie waren nach friedlichen Demonstrationen gegen Landraub und mangelnde Religionsfreiheit im Februar festgenommen worden, und am 29. Oktober durch Injektionen hingerichtet worden. Von den rund 600.000 “Montagnard”, die sich aus etwa 30 Stämmen zusammensetzen, sind zwei Drittel Christen. Im September hätten örtliche Behörden ausserdem 358 der 412 Kirchen in dieser Region geschlossen sowie 50 Pastoren und Gemeindeleiter inhaftiert, teilte das Missionswerk “Offene Grenzen” (Seesen/Harz) mit. Dies sei die schwerste Christenverfolgung in Vietnam seit 1975, als die kommunistische Regierung Gemeinden geschlossen und ihre Leiter jahrelang in Umerziehungslager geschickt habe.

Die Menschenrechtsorganisation “Jubilee Campaign” (Erlass-Kampagne) im südenglischen Guildford hat die britische Regierung aufgefordert, Druck auf die vietnamesische Regierung auszuüben, die Entwicklungshilfe in Millionenhöhe aus Grossbritannien empfange

Vietnamesischer Pastor seit 26 Jahren verfolgt

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea haben den vietnamesischen Baptistenpastor Nguyen Nhat Thong als “Gefangenen des Monats November” benannt und zur Unterstützung für ihn aufgerufen

Der 51jährige wird seit 26 Jahren durch die kommunistischen Machthaber verfolgt, weil er trotz Verbots eine Hausgemeinde betreut und sich mit seiner Frau für Christen einsetzt, die ethnischen Minderheiten angehören. Diese Christen geraten zunehmend unter Druck der Behörden, weil ihre Zahl stark zunimmt. Seit 1985 ist Pastor Thong, der als “illegal handelnder Pastor” gesehen wird, die seelsorgerliche Arbeit untersagt. Er wurde seither von der Polizei regelmässig verhört und in Gewahrsam genommen.

Thong steht unter Hausarrest – eine Massnahme, die von vielen Vietnamesen mehr als eine Haftstrafe gefürchtet wird, weil sie ohne Gerichtsurteil angeordnet und beliebig verlängert werden kann. Die Betroffenen empfinden den Hausarrest als grausam, weil dadurch auch ihre Familie in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Behausungen des Pastors und seiner Familie wurden wiederholt zerstört. Seine jetzige Unterkunft in der Provinz Binh Thuan wird ständig überwacht und ist Ziel regelmässiger – auch nächtlicher – Durchsuchungen.

Aufgrund der Belastungen erlitt Thong 1996 einen Herzinfarkt und lag zehn Tage im Koma. Die Familie des Pastors leidet unter Sippenhaft. Seine Frau wurde mehrmals wegen “Mittäterschaft” verhaftet und seine Kinder sind beruflichen Diskriminierungen ausgesetzt. Die IGFM zufolge kämpft die Familie ums Überleben. Die Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Frankfurt am Main ruft die Bürger dazu auf, sich in Briefen an die vietnamesische Regierung und das Auswärtige Amt für ein sofortiges Ende der Verfolgung des Pastors einzusetzen.

Datum: 22.11.2002
Quelle: idea Deutschland

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