Brian Doerksen

Das Geheimnis ist Schlichtheit

Seit 20 Jahren schreibt Brian Doerksen Lobpreislieder, die weltweit in den Kirchen und Gemeinden gesungen werden. Aus seiner Feder stammen Lieder wie «Come, now is the time to worship», «Hope for the Nations» oder «Your love is amazing». 2008 bekam er für sein Album «Holy» den Juno-Award in der Kategorie «Bestes christliches Album des Jahres». Wir wollten mehr wissen über Brian Doerksen.
Brian Doerksen. (Foto: Wikipedia)

Du hast 2008 Jahr den Juno Award bekommen, warst aber nicht bei der Verleihung. Warum?
Ich hatte schon Monate vorher mit meiner Frau abgemacht, dass ich an dem Wochenende auf die Kinder aufpasse, weil sie auf eine Frauenfreizeit gehen wollte. Die Veranstalter brachten mich ganz schön unter Druck, zu der Verleihung zu gehen. Ich weiss nicht, ob vorher schon bekannt war, wer gewinnt, aber sie haben mich ganz schön oft angerufen. Doch ich wollte mein Versprechen den Kindern gegenüber nicht brechen. Und diese ganze Show-Welt ist mir sowieso ganz fremd. Im Prinzip geht es doch nur darum, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken – was eigentlich das Gegenteil von Lobpreismusik ist, die ich mache. Aber manchmal denke ich schon, ich hätte dort viele Leute kennengelernt und auch ein Licht sein können.

Wie ist es, einer der bekanntesten Lobpreismusiker zu sein?
Die Ironie ist, dass ich nie vorhatte, Songwriter zu werden. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass ich mal Alben rausbringe. Ich bin eigentlich sehr schüchtern und performe nicht gern. Ich wollte immer nur Gott anbeten und ein Teil von dem, wie ich das tue, zeigt sich in meinen Liedern. Sie sind Ausdruck meiner Anbetung. Ich singe sie für Gott nicht für Menschen. Das Musikbusiness ist nicht meine Welt. Ich führe kein Rockstar-Leben. Natürlich freue ich mich, wenn Leute meine Musik mögen und dadurch etwas von Gott mitbekommen. Aber das ist nicht mein eigentliches Ziel.

Findest du also, dass christliche Musiker zu viel Show machen?
Das ist eines der Dinge, die mich etwas traurig machen, wenn ich mir manche Kirchen anschaue. Anbetung hat nichts mit Show zu tun. Jesus hat die Kirche das «Haus meines Vaters» genannt. Es ist ein Ort, zu dem man gehört und kein Ort, wo man sich darstellen muss. In dem Haus des Vaters wohnt Akzeptanz und Wahrheit. Es ist wie ein Familientreffen. Ein sicherer Ort. Und wir machen diesen Ort zu einer Stätte der Performance, zum Wettbewerb mit religiösen Regeln. Zu so einer Art Lobpreis könnte man «vaterlose Anbetung» sagen – Anbetung, die sich um Show dreht. So, wie der älteste Sohn aus dem Gleichnis des Verlorenen Sohns gelebt hat. Er hatte nicht den Mut zu gehen, aber sein Herz war schon lange nicht mehr beim Vater. Er wusste nicht, wie sehr sein Vater ihn liebt, und bemühte sich sehr um Anerkennung. Manchmal, wenn Lobpreisteams anfangen, ihre Lieder zu singen, fühlt es sich für mich so an, als wollten sie sich etwas beweisen. Es geht um ihr Können und nicht mehr um das Herz Gottes. Aber Gott interessiert sich für unser Innerstes.

Manche sagen, ich wäre ein Pionier der modernen Lobpreismusik. Aber vieles, was ich höre, erschreckt mich, weil es eins zu eins wie weltliche Musik klingt. Das ständige Vergleichen bringt einen unter Druck. Man wird unsicher, verwirrt und irgendwann sagen die Leute, ich mach da nicht mehr mit, weil ich nicht mithalten kann. Das darf bei Anbetung nicht passieren.

Bist du also dafür, dass Lobpreis schlicht sein sollte?
Absolut. Es sollten einfache Lieder sein, in die jeder einstimmen und gleich mitsingen kann. Natürlich ist die Definition von «einfach» für jeden anders. Aber wenn man ein Lied wirklich mag, ist man auch motiviert, es zu lernen, auch wenn es einen ein bisschen herausfordert. Ich spreche auch nicht von musikalischer Verblödung. Wenn ich Songwriter-Seminare gebe sage ich immer: «Schlicht und schlecht ist sehr einfach. Schlicht und grossartig ist sehr schwer.» Die besten Lieder haben immer eine Einfachheit, aber doch eine Tiefe. Zum Beispiel die alten Hymnen, die all die Zeit überdauert haben. Sie sind einfach und doch voller Tiefe, Geistlichkeit und jeder kann sie singen und sie verinnerlichen. Das ist mein Ziel als Lobpreisleiter und Komponist. Ich sage nicht, dass das ein einfaches Ziel ist, aber es ist genau, was wir brauchen.

Woran merkst du, dass deine Lieder nicht zu kompliziert werden?
Eines der grössten Geschenke meines Lebens ist, dass ist eine grossartige Ehefrau habe, Joyce. Wir sind jetzt schon rund 25 Jahren verheiratet und sie liebt Gott und liebt Lobpreis. Sie ist ein sehr praktischer Mensch und hat viele Gaben, die ich nicht habe. Und sie ist ein guter Prüfstein für mich. Ich kann mich in meiner Kreativität verlieren und manchmal prallen diese Lieder dann total an ihr ab. Wenn die Musik sich ihr nicht erschliesst, kann ich davon ausgehen, dass sie auch für andere nicht das Wahre ist. Wenn ich in einer Kirche Lobpreis leite, dann möchte ich, dass jeder einstimmen kann und nicht nur die ganz musikalischen. Es geht gar nicht darum, anzugeben, was ich alles komponieren und singen kann, es geht darum, dass ich der Gemeinde dienen kann. Dass ich den Menschen eine Stimme geben kann, ein Lied, mit dem sie Gott anbeten und ihre Herzen vor ihm ausschütten können. Darum geht es. Und das sollte sich jeder Lobpreisleiter vor Augen halten.

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Datum: 28.12.2010
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Livenet.ch / canadianchristianity.com

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