Unterwegs Gott begegnen

Autobahnkirchen – Tankstellen für die Seele

Am 6. Juli war der Tag der Autobahnkirche, doch ihre eigentliche Zeit beginnt erst jetzt zu Beginn der Reisesaison. Jährlich über 1 Million Menschen machen Gebrauch vom Angebot zu Ruhe und Besinnung.
Ausfahrt zur Autobahnkirche Brehna in Sachsen-Anhalt.

Das Vorbild der Autobahnkirchen sind die Wegkreuze und Kapellen, die bereits im Mittelalter Andachtsmöglichkeiten für Wanderer, Pilger und Reisende boten. Sie sollten sowohl Orte des Gebets sein als auch die Menschen (wieder) an Gott erinnern. Die Mobilität hat sich seit damals grundlegend gewandelt, doch der Grundgedanke hinter den Autobahnkirchen ist derselbe.

Flächendeckendes Angebot

42 Autobahnkirchen gibt es inzwischen in Deutschland und eine in der Schweiz (bei Erstfeld). Sie liegen in direkter Nähe von Autobahnraststätten oder maximal einen Kilometer von einer Ausfahrt entfernt. Die erste Kirche dieser Art wurde 1958 in Adelsried bei Augsburg an der A8 eröffnet. Die bislang letzte Mitte Juni 2014 an der A10 in Zeestow am Berliner Ring. Seit den 1980er Jahren koordiniert und fördert die kirchennahe «Akademie Bruderhilfe-Pax-Familienfürsorge» aus Kassel den weiteren Ausbau des deutschen Autobahnkirchennetzes.

Tankstellen für die Seele

Rund um die Uhr kommen Urlauber, Geschäftsreisende oder Trucker am Rand der Autobahnen in die ökumenischen Andachtsräume. Sie wollen dort beten, eine Kerze anzünden oder einfach in Ruhe nachdenken. «Tankstellen für die Seele» nannte sie der ehemalige Präses der westfälischen Kirche, Alfred Buss, daher. Ein Autofahrer hinterliess in Hamm sein Gebet im ausliegenden Anliegenbuch: «Behüte meine Familie und mich auf unserer Reise und lass uns wohlbehalten zurückkehren.» Es sind nicht unbedingt fromm geprägte Menschen oder regelmässige Kirchgänger, die Autobahnkirchen besuchen. Aber viele der Besucher begegnen hier Gott – direkt neben Stau, Stress und Verkehrschaos.

Eine Berühmtheit

Die berühmteste Autobahnkirche liegt übrigens in Gelmeroda bei Weimar an der A4. Die ehemalige Dorfkirche inspirierte den Künstler Lyonel Feininger (1871-1956), sie immer wieder zu zeichnen und zu malen, wodurch sie als «Kathedrale der Moderne» Weltruhm erlangte. Nach jahrelangem Brachliegen wurde sie schliesslich renoviert und 1994 die erste Autobahnkirche in den Neuen Bundesländern. Die Installation der «Lichtskulptur Feiningerkirche» lässt sie inzwischen ab Einbruch der Dunkelheit in Gestalt eines Feinigergemäldes erstrahlen.

Webseiten:
Autobahnkirchen in Deutschland

Zum Thema:
Die 40. Autobahnkirche in Deutschland
Jesus und die Autobahn
Kirchenbote zur einzigen Autobahnkirche der Schweiz

Datum: 09.07.2014

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