Nein, ein Fanatiker war er nicht! Aber der Eifer für Gottes Sache hat seinem Leben das Gepräge gegeben. Als Christian Friedrich Spittler 1801 mit 19 Jahren nach Basel kam, konnte niemand ahnen, dass er in den folgenden 66 Jahren den Anstoss zur Gründung von mehr als 20 Werken der inneren und äusseren Mission, der Diakonie und der Fürsorge geben würde. Seine Pflegetochter Susette hat das so miterlebt: "Vor allem war sein verborgener Umgang mit Gott, sein Wandel mit ihm und vor seinen Augen die Quelle für sein gesegnetes und rastloses Wirken." Mit Eifer hat Spittler nach Wegen gesucht, um eingreifen und handeln zu können. Ein Biograph hat das so beurteilt: "Spittler war ein Mann, der alles im Gebet vor den Herrn brachte und durchbetete. Bekam er dabei die innere Gewissheit, dass eine Sache nach dem Willen Gottes sei, dann konnten liebe Freunde sie ihm zehnmal aus der Hand schlagen; er nahm sie immer wieder auf und konnte warten, bis sich ein Weg zur Ausführung öffnete." Es war im Herbst 1816, nach den Wirren, die durch die napoleonischen Kriege über Europa gekommen waren. Christian Heinrich Zeller, der damalige Schuldirektor in Zofingen, war von Spittler nach Basel eingeladen worden, um die im Jahr zuvor gegründete Basler Mission kennen zu lernen. Beim Spaziergang sprachen Spittler und Zeller über die schwierige Situation der jungen Menschen. Das Ergebnis dieses Gesprächs war der Entschluss, eine Lehrer- und Kinderrettungsanstalt ins Leben zu rufen. Zeller entwarf einen Plan und sandte ihn an Spittler. Der Plan sollte in einer Liegenschaft in Birsfelden verwirklicht werden. Allein die Basler Regierung lehnte dieses Ansinnen ab. Spittler bat Zeller dringend, sich für die Leitung einer solchen Anstalt zur Verfügung zu stellen. Nach manchen Bedenken und dem unermüdlichen Bitten Spittlers erklärte sich Zeller bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. In der Zwischenzeit war Spittler auf das alte Ordensschloss Beuggen bei Rheinfelden aufmerksam geworden. Und so erbaten Spittler und Zeller eine persönliche Audienz beim Grossherzog von Baden, bei der ihnen das - freilich ziemlich verwahrloste - Ordensschloss für die "Armenschullehrer- und Kinderrettungsanstalt" zur Verfügung gestellt wurde. Bereits seit der Gründung der Basler Mission war Spittler vom Gedanken bewegt, junge Männer, die nicht Theologie studieren oder aufs Missionsfeld gehen konnten, in einer missionarischen Aufgabe in europäischen Ländern einzusetzen. 1827 sandte er aus dem Basler Jünglingsverein junge Handwerker, die "auf der Walz" waren, als "Pilgermissionare" unter anderem nach Österreich und nach Belgien. Es gab manchen Widerstand. Einzelne wurden sogar gefangen gesetzt. Sie merkten bald, dass ihnen eine Ausbildung fehlte. Dies teilten sie auch Spittler mit. Auf Spittlers Bitte nahm der junge Pfarrer Georg Friedrich Haag 1834 einige "Kandidaten" in seinem Pfarrhaus in Feuerbach auf und begann mit einer Ausbildung. Aber die politischen und kirchlichen Behörden untersagten diese Massnahme. Da pachtete Spittler das Wasserschloss in Inzlingen, und Pfarrer Haag zog mit seinen Schützlingen dort ein. Allein die Behörden schritten wiederum ein. Den dritten Anlauf machte Spittler in der alten Mühle in Riehen. Zu Pfarrer Haag gesellte Spittler noch den Arzt de Valenti. Aber dieses Gespann tat sich im Zusammenwirken schwer. Schliesslich gelang es Spittler 1840, die zerfallene Kirche St. Chrischona bei Bettingen von den Basler Behörden zu pachten. Und da konnte dann die Ausbildungsstätte der Pilgermission ihren Platz finden. Bis zum Tod Spittlers wurden dort über 200 junge Männer ausgebildet und als "Pilgermissionare" in die verschiedensten Aufgaben in Europa und Nordamerika gesandt. Spittler hat selbst ausgesprochen, was sein Wirken geprägt hat: "Wir müssen eben warten, bis sich eins ums andre entwickelt. Unser Glaube muss geübt und ins Gebet getrieben werden, ehe er siegen kann." Webseite: www.chrischona.ch Mann des Gebets
Die "Pilgermissionare"
Den Glauben üben
Datum: 20.06.2004
Autor: Klaus Haag
Quelle: Chrischona Magazin