Heiligung

Heiligen heisst: zum Werkzeug des Heiligen machen

Heiligen heisst: zum Werkzeug, zum Gefäss des Heiligen (Gottes) machen und zu diesem Zweck durchaus absondern und reinigen von allem, was nicht zu Gottes Werk gehört.

In diesem Sinn war der Tempel mit seinen Geräten geheiligt. So meint es Jesus, wenn er sagt, der Vater habe ihn geheiligt und in die Welt gesandt (Joh. 10,36) oder: »Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in der Wahrheit« (Joh. 17,19). Das heisst: Christus gibt sich völlig hin dem Wirken des Vaters, gibt alle seine besonderen oder persönlichen Absichten auf, damit auch seine Jünger ganz zu Werkzeugen und Trägern dieses Wirkens werden.

Das Instrument, auf dem ein grosser Meister spielt, muss seiner würdig sein. War es schadhaft, so muss es für ihn in Ordnung gebracht werden, soll das Instrument nicht durch seine Schäden verursachen, dass Misstöne die hohe Kunst des Spielenden entstellen.

Heiligen heisst: Geist, Seele und Leib tadellos (tauglich) machen für das Werk Gottes (1. Thess. 5,23).

Zur Heiligung kommt es durch die persönliche Berührung mit Christus

Wie kommt es dazu? Paulus sagt: Christus ist uns gemacht zur Heiligung (1. Kor. 1,30). Das ist nicht so zu verstehen: Wir würden dadurch geheiligt, dass wir soviel als möglich an Christus denken, uns andächtig in seine Worte oder in sein Leben versenken, seinem Vorbild nachstreben oder so. Man kann das alles mit Inbrunst und Hingabe tun und doch im Grunde seines Wesens der bleiben, der man war.

Geheiligt wird der Mensch noch nicht durch das Vorbild Christi, noch nicht durch seine (gedruckten, gelesenen, meditierten, nachempfundenen) Worte, sondern erst durch die (Berührung mit der) Person Christi. Es ist doch nicht entfernt dasselbe, ob ich an einen Menschen denke oder ob ich mit ihm umgehe, - ob ich aus der Entfernung ihm nachstrebe oder ob ich ihm täglich begegne.

Sich versenken in die Worte Christi, sich begeistern für seine Person, führt noch nicht zur Heiligung

Sich für Christus begeistern kann auch der gottferne Mensch. Christus ähnlicher, Christus kongenialer werden, mehr und mehr von seiner Art durchdrungen (mit einem Wort: geheiligt) werden können nur die, die im persönlichen Kontakt mit ihm stehen, denen er begegnet, in deren Leben er unmittelbar hereinragt.

Erst wenn das der Fall ist, wird das Vorbild Jesu, werden seine Worte wirksam und sind dann freilich von durchschlagender Kraft. Christus ist uns gemacht zur Heiligung. Wenn er kommt und einen Menschen hinnimmt, kann der Mensch sich ihm hingeben, sonst nicht.

Datum: 10.12.2009
Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch

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