Bibelstudium: Römer 9, 1-5

Bibelstudium

Israel, das von Gott erwählte Volk

1 Christus ist mein Zeuge, und der Heilige Geist bestätigt es mir in meinem Gewissen, dass es wahr ist, wenn ich euch versichere: 2 Ich bin voller Trauer und empfinde tiefen Schmerz, wenn ich an Israel denke. 3 Käme es meinen Brüdern, meinem eigenen Volk, zugute, ich würde es auf mich nehmen, verflucht und von Christus getrennt zu sein. 4 Gott hat doch Israel so reich beschenkt; es ist ja das von ihm auserwählte Volk.1 Er hat sich diesem Volk in seiner Macht und Herrlichkeit offenbart. Immer wieder hat er mit ihm Bündnisse geschlossen und ihm seine Gebote gegeben. In ihren Gottesdiensten ist Gott gegenwärtig, und ihnen gelten seine Verheissungen. 5 Abraham, Isaak und Jakob sind ihre Väter, und Christus selbst stammt aus ihrem Volk. Ihn, der als Gott über alles regiert, preisen wir in alle Ewigkeit. Amen.

Übersetzung: Hoffnung für Alle

Kommentar

Israels Vergangenheit

9,1 Als Paulus darauf bestand, dass die Erlösung sowohl für Heiden als auch Juden gilt, war er scheinbar ein Verräter Israels. Deshalb bekräftigt er hier seine Hingabe an das jüdische Volk mit einem ernsthaften Eid. Er sagt "die Wahrheit". Er lügt nicht. Sein "Gewissen" gibt ihm zusammen mit dem "Heiligen Geist . . . Zeugnis" und erweist die Wahrheit seiner Aussagen.

9,2 Wenn er an Israels herrliche Berufung denkt, und daran, dass es jetzt von Gott abgelehnt wird, weil es den Messias abgelehnt hat, dann verspürt er "grosse Traurigkeit . . . und unaufhörlichen Schmerz in" seinem "Herzen".

9,3 Er würde sich sogar wünschen, "verflucht zu sein" oder von Christus getrennt, wenn er nur seine jüdischen Brüder retten könnte, indem er seine eigene Erlösung verwirkt. In dieser harten Aussage der Selbstverleugnung finden wir die höchste Form menschlicher Liebe - diejenige, die das eigene Leben für seine Freunde hingibt (Joh 15,13). Und wir fühlen hier die enorme Last des Anliegens eines bekehrten Juden, der die Bekehrung seines Volkes wünscht. Das erinnert uns an Moses Gebet für sein Volk: "Und nun, wenn du doch ihre Sünde vergeben wolltest! Wenn aber nicht, so lösche mich denn aus deinem Buch, das du geschrieben hast, aus" (2. Mose 32,32).

9,4 Während Paulus hier über sein Volk weint, sehen wir in einer Rückschau all die herrlichen Vorrechte dieses Volkes. Es geht um "Israeliten", Glieder des alten von Gott erwählten Volkes.

Gott hatte dieses Volk adoptiert, damit es sein Sohn sein sollte (2. Mose 4,22) und hatte es aus Ägypten befreit (Hos 11,1). Er war für Israel wie ein Vater (5. Mose 14,1) und Ephraim war sein Erstgeborener (Jer 31,9). (Ephraim ist hier eine andere Bezeichnung für das Volk Israel.)

Die Schechina oder Wolke der "Herrlichkeit" stand für Gottes Anwesenheit in ihrer Mitte, die sie führte und beschützte.

Mit Israel und nicht mit den Heiden hatte Gott seine "Bündnisse" geschlossen. So hat er z. B. mit Israel den Bund geschlossen, der dem Volk das Land Palästina zusprach, nämlich vom Strom Ägyptens bis zum Euphrat (1. Mose 15,18). Und mit Israel wird er noch einen neuen Bund schliessen, und verheisst ihnen "ewigen Bestand, zukünftige Bekehrung und den Segen eines bussfertigen Israels" (Jer 31,31-40).34)

Es war Israel, dem die "Gesetzgebung" geschenkt wurde. Dieses Volk und nur dieses Volk war der Empfänger.

Die ausführlichen Rituale und der "Gottesdienst" (LU 1984) in der Stiftshütte und im Tempel waren Israel gegeben, ebenso wie das Priesteramt.

Zusätzlich zu den oben erwähnten Bündnissen hatte Gott Israel unzählige "Verheissungen" gegeben, in denen er dem Volk Schutz, Frieden und Reichtum verheisst.

9,5 Die Juden beanspruchen mit Recht die Patriarchen für sich - Abraham, Isaak, Jakob und die zwölf Söhne Jakobs. Sie waren die Vorväter des Volkes. Und sie hatten das grösste Privileg von allen - dass nämlich der Messias selbst ein Israelit war, jedenfalls was seine menschliche Abstammung angeht, obwohl er auch der Herrscher des Universums ist, nämlich "Gott, gepriesen in Ewigkeit". Hier haben wir eine eindeutige Aussage über die Gottheit und Menschheit des Erlösers. (Einige Übersetzungen der Bibel schwächen diese Aussage ab. So heisst es z. B. in GN: ". . . und sogar Christus, der versprochene Retter, zählt nach seiner menschlichen Herkunft zu ihnen. Für all dies sei Gott, der Herr über alle, für immer und ewig gepriesen! Amen." Von der griechischen Grammatik her ist diese Übersetzungsmöglichkeit zwar nicht ausgeschlossen, doch geistliche Unterscheidungskraft wird die konservative Form in ER, LU, Ei, Hfa etc. bei Vergleich mit anderen Schriftstellen bevorzugen.)

Datum: 22.04.2007
Quelle: Kommentar zum Neuen Testament - William McDonald

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