Kabarettist Hanns Dieter Hüsch gestorben – Würdigungen aus Politik und Kirche

Hanns Dieter Hüsch.
Hüsch Buch
Hanns Dieter Hüsch

Der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch ist tot. Er starb nach langem Krebsleiden in der Nacht zum Dienstag im Alter von 80 Jahren, wie eine Sprecherin seiner Geburtsstadt Moers mitteilte. Mit Hanns Dieter Hüsch ist nicht nur eine evangelische Stimme, sondern auch eine Stimme des Evangeliums verstummt.

Vertreter von Politik, Kultur und Kirchen würdigten die Bedeutung des Kleinkünstlers für das literarische und politische Kabarett in Deutschland. Besonders hervorgehoben wurde der tiefgründige Humor des «schwarzen Schafs vom Niederrhein».

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) würdigte Hüsch als «grossen Humanisten». Er habe sich «mit scharfer Zunge, grosser Menschenkenntnis und hintergründigem Humor mit dem Zeitgeist und den menschlichen Freuden und Leiden auseinander gesetzt». Die Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bundestag, Fritz Kuhn und Renate Künast, nannten Hüsch ein «Urgestein des politischen Kabaretts in Deutschland». Er habe auch Themen wie Rechtsradikalismus und Friedenspolitik unterhaltsam und tiefgründig vermittelt.

Liebvolle Psalm-Nachdichtungen

Für die evangelische Kirche erklärte der rheinische Präses Nikolaus Schneider: «Mit Hanns Dieter Hüsch ist nicht nur eine evangelische Stimme, sondern auch eine Stimme des Evangeliums verstummt.» Hüsch habe oft mit einem Augenzwinkern von seinem Glauben erzählt und die Menschen mit seinen «ungemein poetischen und liebevollen Psalm-Nachdichtungen» bereichert. Diese „wunderbaren Texte zur Heiligen Schrift» blieben der Nachwelt erhalten“.

Ein moderner Psalm

Ich stehe unter Gottes Schutz
Er lässt mich nicht ins Leere laufen
Und macht aus mir keinen Kriegsknecht
Sondern so wie ich bin – bin ich sein Mensch
Ich suche den Frieden und will mich nicht ausruhen
Auch mit denen die noch unter Waffen stehen
Anzuzünden die Erde die nicht hohl ist
sondern Gottes Herz.

Ich stehe unter Gottes Schutz
Ich bin sein Fleisch und Blut
Und meine Tage sind von ihm gezählt
ER lehrt mich, den zu umarmen
dessen Tage ebenfalls gezählt sind
Und alle in die Arme zu nehmen
Weil wir die Trauer und die Freude teilen wollen
Dass beide wie Leib und Seele zusammen sind.

Ich stehe unter Gottes Schutz
Ich weiß das seit geraumer Zeit
Er nahm den Gram und das Bittere aus meinem Wesen
Und machte mich fröhlich
Und ich will hingehen
Alle anzustecken mit Freude und Freundlichkeit
Auf dass die Erde Heimat wird für alle Welt:
Durch seinen Frieden
und unseren Glauben
Schalom in Dorf und Stadt.

Hanns Dieter Hüsch
aus: Psalmen für Alletage. tvd-Verlag Düsseldorf, 3/1997

Hüsch galt als einer der bedeutendsten deutschen Kleinkünstler. Er stand über 50 Jahre auf der Bühne. Wegen einer schweren Krebserkrankung hatte er im Jahr 2000 sein Abschiedsprogramm gegeben. Im folgenden Jahr trat er noch vereinzelt auf. Das letzte Mal stand er wenige Wochen vor einem Schlaganfall auf der Bühne, den er im November 2001 erlitt. Am 6. Mai war er 80 Jahre alt geworden.

Jahrzehntelang prägte Hüsch das literarische Kabarett in Deutschland. Er hatte eine Fülle von Radioauftritten, schrieb Bücher, produzierte Schallplatten und CDs. Auch zahlreiche Ehrungen wurden ihm zuteil: Er erhielt unter anderem das Bundesverdienstkreuz, den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen, den «Kabarett-Oscar» und zwei Mal den Deutschen Kleinkunstpreis. Seine Geburtsstadt Moers verlieh ihm die Ehrenbürgerschaft.

Datum: 06.12.2005

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